Stripes
Stripes
Archiv

Eine interessante Talentschau

(sh:z; Jan Wrege) Mit Geduld und – nach einer Anlaufzeit – angemessenem Kampfgeist hat die SG Flensburg-Handewitt eine schwierige Aufgabe in der Champions League gelöst. Der slowenische Handball-Meister RK Celje hatte Maik Machulla schon mit dem Spielbericht in Stress versetzt. „Als ich sah, wer da alles nicht drauf stand, waren einige taktische Überlegungen hinfällig“, sagte der SG-Trainer. So war er ziemlich erleichtert, dass mit einem 33:28-Sieg wichtige Punkte in der Gruppe B für die Flensburger notiert wurden.

Unter Berücksichtigung der Finanzkraft und der ständigen Fluktuation im  Kader stellen die Slowenen Jahr für Jahr wieder Erstaunliches auf die Beine. Machulla zollte dem Kollegen Branko Tamse seinen Respekt für den Widerstand, den die Gäste in der Flens-Arena geleistet haben: „Die Mannschaft hat eine tolle Entwicklung gemacht.“

Eine komplette Rückraumreihe musste Tamse ersetzen. Spielmacher Luka Mitrovic fehlte ebenso wie die Torjäger Ziga Mlakar und Borut Mackovsek. Von den Alternativen gab es kaum Videomaterial, Machulla und sein Team mussten sich auf Überraschungen einstellen. 19, 20 und 21 Jahre alt waren die Akteure, die der SG die größten Probleme bereiteten. Linkshänder Branko Vujovic, von Telekom Veszprem in Celje „geparkt“, dürfte alle Scouts in Europa in Aufregung versetzt haben. Neun Tore gegen eine der besten Abwehrreihen sind ein Signal. Spielmacher Jaka Malus und Rechtsaußen Gal Marguc zeigten sich als weitere Kandidaten, die Celje wohl in absehbarer Zeit ziehen lassen muss.

Die Gastgeber trugen ihren Teil zur interessanten Talentschau bei. Magnus Röd ersetzte über weite Strecken Holger Glandorf und machte sein bisher bestes Spiel im SG-Angriff. Machulla hatte dem 20 Jahre alten Norweger kürzlich mehr Mut gewünscht – und wurde gehört. „Ich bin mit einem guten Gefühl von der Nationalmannschaft zurückgekommen. Gegen Frankreich habe ich vier Mal getroffen. Das gibt Selbstvertrauen, um volle Pulle eins gegen eins zu gehen“, sagte Röd, der sich jedoch selbstkritisch zu seiner Abwehrleistung äußerte: „Da habe ich ein paar Fehler gemacht, da stimmte mein Timing nicht.“

Das ging seinen Mitspielern nicht anders. „Celje hat ein paar wirklich starke Spieler, aber wir haben denen auch gute Arbeitsbedingungen geboten“, beurteilte Lasse Svan die Flensburger Abwehrleistung in der ersten Halbzeit. Henrik Toft Hansen vermisste die Aggressivität. „Wir müssen über 60 Minuten kämpfen“, meinte der Däne, fand aber, dass es schwer war, angesichts der Spielweise der Slowenen in Schwung zu kommen. Statt des erwarteten Hochgeschwindigkeits-Handballs ließ Tamse elend lange Angriffe spielen. „Gefühlt standen wir die ganze Zeit in der Abwehr“, sagte Toft Hansen.

Holger Glandorf hatte erwartet, dass es zäh laufen würde: „Alles ist viel ausgeglichener  geworden, die Champions League genauso wie die Bundesliga. Und, auch wenn es sich komisch anhört: Man muss sich erst wieder finden, wenn viele Spieler bei ihren Nationalmannschaften waren, wo die Spielzüge anders sind oder anders heißen.“

Vor dem Spiel hatte Machulla noch eine erfreuliche und eine unangenehme Aufgabe zu erledigen: Kevin Möller ’rein, Rasmus Lind ’raus. „Rasmus hat es überragend gemacht. Er ist ein totaler Teamplayer, der bei den Jungs beliebt ist, mit Mattias Andersson gut harmoniert und uns gegen Aalborg die Punkte gerettet hat“, lobte der SG-Trainer den Interimstorhüter, dessen Vertrag in zwei Monaten endet. „Aber wenn Kevin fit ist, bildet er mit Mattias  unser Torhüterpaar“, betonte Machulla.