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RK Celje

Beim RK Celje ist man stolz auf seine Talentschmiede. Jährlich bringt der slowenische Rekordmeister gute Handballer hervor, die oft schon im Jugendalter der Ballwerferzunft der Provinzstadt angehörten. Erst in diesem Sommer wechselten drei Slowenen zu einem finanzstärkeren Top-Klub: Der THW Kiel verpflichtete Spielmacher Miha Zarabec, Kreisläufer Vid Poteko zog es nach Brest, und Rechtsaußen Blaz Janc wirbelt nun in Kielce. „In unserer Staffel B“, staunt der neue Kapitän David Razgor, „werden wir auf zwölf ehemalige Mitspieler treffen.” Allein sieben der ehemaligen Kameraden stehen bei „Hauptabnehmer“ Telekom Veszprém unter Vertrag.

Die legendäre Mannschaft von 2004.

Im Eingang der Arena „Zlatorog“ erinnert eine Bilder-Galerie an die großen, legendären Momente von 2004. Damals wühlte der RK Celje mit Assen wie Siarhei Rutenka, Uros Zorman, Renato Vugrinec oder Dejan Peric den europäischen Handball auf: Es war das einzige Mal, dass ein Verein aus Slowenien den Thron der internationalen Königsklasse bestieg. Glanzzeiten, die sich kaum wiederholen lassen. Zwar fungiert die regionale Brauerei „Pivovarna Lasko“ seit über einem Vierteljahrhundert als Hauptsponsor, aber finanziell haben die Handballer aus dem 48.000-Einwohner-Städtchen den Anschluss an die absolute internationale Spitze verpasst.

Trainer Branko Tamse.

Dafür gelang es, die nationale mit der vereinseigenen Nachwuchs-Förderung zu verzahnen. Das Resultat: Der RK Celje stellt mit einem Schnitt von nur 23,3 Jahren das jüngste Team im Wettbewerb. Die Talentspäher haben längst weitere große Hoffungsträger notiert. Der 20-jährige Rechtsaußen Gal Marguc tritt in die Fußstapfen seines in Veszprém spielenden Bruders Gasper. Auch der ebenso alte Linkshänder Matic Groselj gilt als Juwel. Den begabten Mittelmann Jaka Malus warf im März eine Knieblessur aus der Bahn. Pünktlich zum Auftakt der VELUX EHF Champions League meldete sich der 21-Jährige zurück und erzielte gleich sechs Tore gegen Veszprém.

Haupttorschütze: Ziga Mlakar.

Die „Handballschule“ von Celje genießt auch außerhalb der Stadtmauern großes Ansehen. Eine Art Kooperation hat sich mit Vive Kielce entwickelt. Der spanische U21-Weltmeister Dani Dujshebaev hat einen Fünf-Jahres-Vertrag beim polnischen Champion unterzeichnet, soll die ersten beiden Spielzeiten aber Praxis in Celje sammeln. Für den 19-jährigen Montenegriner Branko Vujovic besteht zwischen beiden Klubs eine ähnliche Vereinbarung.

Starker Rechtsaußen: Gal Marguc.

Im günstigen Fall reifen die Handball-Frischlinge zu Nationalspielern. Am slowenischen Bronze-Coup von Paris waren Linksaußen Tilen Kodrin, der 2,04 Meter große Halblinke Borut Mackovsek sowie Keeper Urban Lesjak beteiligt. Letzterer steht seit 2010 im RK-Kader und gehört damit der Routine-Fraktion an, die es auch gibt. Der aus Velenje verpflichtete Serbe Luka Mitrovic ist mit 30 Jahren der „Oldie“ – knapp vor dem französischen Kreisläufer Igor Anic, in Deutschland bekannt aus seinen Kieler Zeiten. Bester Schütze ist bislang Ziga Mlakar. Der 27-jährige Linkshänder warf in Aalborg 24 Mal, traf 14 Mal – und dennoch verlor sein Team mit 30:32.

Niemand zweifelt daran, dass die Truppe von Trainer Branko Tamse die Sammlung von 21 slowenischen Meisterschaften und 20 nationalen Pokalsiegen weiter aufstocken wird. Die Ausgangslage auf europäischer Bühne ist deutlich unklarer. In der letzten Serie schlidderte der RK Celje knapp am Achtelfinale vorbei. „Diese Staffel könnte nicht härter sein, selbst Teams aus Brest und Aalborg verdienen unseren höchsten Respekt”, sagt der neue Manager Saša Lešek. Vielleicht hilft die Heimstärke. „Wir wollen zu Hause möglichst viele Punkte sammeln und hoffen, auswärts überraschen zu können“, meint David Razgor und fordert: „Wir haben zu kämpfen, zu kämpfen und nochmals zu kämpfen – und dann werden wir sehen, ob es ausreichend war für die Teilnahme am Achtelfinale.“ Bislang würde es knapp reichen: Platz sechs mit drei Punkten.