2015 im Viertelfinale, 2016 erstmals beim VELUX EHF FINAL 4 in Köln dabei und Anfang Juni im Endspiel – so lautet die jüngere Bilanz von Paris Saint-Germain HB in der VELUX EHF Champions League. Die logische Steigerung wäre der Titelgewinn. Und der wird auch angestrebt. „Der Sieg in diesem prestigeträchtigen Wettbewerb ist eines unserer Saisonziele“, erklärt Angriffsmotor Nikola Karabatic. „Aber der Weg nach Köln ist gepflastert mit etlichen talentierten Teams.“
Paris Saint-Germain HB
Die PSG-Akteure zollen der Konkurrenz Respekt, die wiederum schiebt die Favoritenrolle an die Seine. Die Pariser stehen in der Handball-Geldrangliste mit einem Budget von rund 15 Millionen Euro längst an der Spitze. Eine Summe, bei der alle Klubs der DKB Handball-Bundesliga nur mit den Ohren schlackern. Als Hauptgeldgeber stieg 2012 die „Qatar Sports Investments“ ein. Der katarische Geschäftsmann Nasser Al Khelaifi wurde PSG-Präsident.
Der Aufbau einer Star-Truppe begann: Das dänische Rückraum-Ass Mikkel Hansen und das französische Flugwunder Luc Abalo waren die ersten spektakulären Transfers. Danach folgten Stars wie Daniel Narcisse, Thierry Omeyer, Nikola Karabatic oder Uwe Gensheimer. Fast auf jeder Position spielt ein Akteur der absoluten Weltklasse. Schwachstellen sind praktisch nicht auszumachen.
Vor dieser Saison agierte der extrem potente Klub fast zurückhaltend – aber mit Augenmaß. Zwei der drei Verpflichtungen waren schon vor vielen Monaten eingetütet worden. Im letzten Sommer ließ Wisla Plock den starken spanischen Keeper Rodrigo Corrales noch nicht aus dem Vertrag. Paris überbrückte die letzte Saison mit dem inzwischen nach Erlangen abgewanderten Torwart-Oldie Gorazd Skof. Ähnlich verhielt es sich mit Sander Sagosen. Das norwegische Supertalent unterschrieb frühzeitig, tummelte sich aber noch ein Jahr beim dänischen Meister Aalborg und wurde mit seinem Nationalteam Vize-Weltmeister. Kurz vor dem Startschuss handelte PSG auf der Kreisläufer-Position und lotste den katarischen Nationalspieler Jovo Damjanovic an den Eiffelturm. Der gebürtige Montenegriner ist erst 20 Jahre alt.
20 Jahre spielen auch eine Rolle im Leben von Noka Serdarusic, denn so lange saß der 67-Jährige auf der Bank eines deutschen Vereins. Er trainierte den THW Kiel, die SG Flensburg-Handewitt und den VfL Bad Schwartau. 2015 übernahm er das Zepter in Paris. „Natürlich lassen sich Entwicklungen verkürzen, wenn man wie PSG individuell starke Spieler hat, doch erst als Mannschaft lassen sich große Ziele erreichen“, weiß der Altmeister. An seiner Seite schätzt er die Arbeit von Staffan Olsson, einem seiner Lieblingsspieler aus gemeinsamen Kieler Zeiten. Das Duo hat mit Freude zur Kenntnis genommen, dass PSG in Poissy, einem Vorort im Nordwesten von Paris, bis 2020 ein neues Trainingszentrum bauen will, von dem auch die Handballer profitieren sollen.
Das ist aber noch Zukunftsmusik. Derzeit interessiert eher der gute Start in die europäische Königsklasse. Der Favorit begann mit einem 25:22-Erfolg beim THW Kiel und einem 32:28-Sieg gegen Meshkov Brest. Leichtsinnig will man dennoch nicht werden. „Wir müssen vor jeder Aufgabe sehr fokussiert sein, denn in der VELUX EHF Champions League kann man von jeder Mannschaft geschlagen werden”, hebt Daniel Narcisse den mahnenden Zeigefinger. Der Erfolgsdruck ist groß, unschlagbar ist der große Favorit nicht. Beim von der französischen Liga ausgerichtete Wettbewerb „Trophäe der Champions” setzte es Anfang September eine 26:32-Niederlage gegen HBC Nantes. Ein Ergebnis, das suggeriert, dass selbst die fünfte französische Meisterschaft kein Selbstläufer sein wird.