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SG schnuppert an der Sensation

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Fast hätte der „Schüler“ seinem „Lehrmeister“ die Heimpremiere in der Handball Champions League verdorben. Nach 60 spannenden Minuten musste sich der neue Trainer Maik Machulla  mit der SG Flensburg-Handewitt seinem Vorgänger Ljubomir Vranjes mit dessen neuen Club Telekom Veszprem unglücklich mit 27:28 (14:15) beugen und war damit nur haarscharf an einer Sensation vorbei geschrammt. „Wir mussten alles in die Waagschale werfen, um dieses Spiel zu gewinnen. Ich kann Maik und der SG gratulieren, sie haben es uns sehr schwer gemacht“, lobte Vranjes den couragierten Flensburger Auftritt in der mit 5000 Zuschauern ausverkauften Veszprem-Arena.

Doch für die Komplimente konnten sich die Gäste, die keine 48 Stunden zuvor in der Liga bei der MT Melsungen mit 30:25 gewonnen hatten, nichts kaufen. „Wir sind enttäuscht“, meinte Maik Machulla. „Meine Jungs haben wirklich einen tollen Job gemacht und hatten etwas Zählbares verdient. Aber so ist nun einmal unser Sport.“

Die Flensburger hätten in der Tat etwas aus Ungarn mitnehmen können. Hampus Wanne hatte die Gäste nach der Pause beim 16:15 erstmals in Führung geworfen. Der Vorsprung gegen immer nervöser werdende Gastgeber war dank eines Mattias Andersson, der sein Tor in den folgenden Minuten förmlich „vernagelte“, bis zur 47. Minute auf 23:19 gewachsen. In der Veszprem-Arena war es merklich ruhiger geworden. Doch eine Zeitstrafe gegen Lasse Svan brachte die Gastgeber zurück. Mit einem 6:1-Lauf binnen sieben Minuten drehte Veszprem die Partie und musste doch bis kurz vor dem Ende zittern, nachdem Hampus Wanne in der 57. Minute wieder zum 26:26 ausgeglichen hatte. Am Ende waren es der überragende Spielmacher Maté Lekai (9) und Linkshänder Laszlo Nagy (8), die mit ihrer individuellen Klasse und ihrer ganzen Routine ihrem neuen Trainer einen hauchdünnen Premieren-Heimsieg schenkten. „Das war ärgerlich“, meinte SG-Linksaußen Hampus Wanne. „Ein paar kleine Fehler haben uns den möglichen Sieg gekostet.“

Nach dem Kräfte zehrenden Spiel bei der MT Melsungen hatte der SG-Trainer vor allem im Rückraum rotiert, um seinen Routiniers Holger Glandorf und Thomas Mogensen auch mal einige Verschnaufpausen zu gönnen. Für Mogensen durfte Kentin Mahé ran, der gegen Melsungen nur auf der Bank gesessen hatte. Doch der Weltmeister, der im kommenden Sommer nach Veszprem wechseln wird, hatte einen gebrauchten Tag erwischt. Seinen zwei Toren standen sieben Fehlversuche gegenüber. Fünf Fehlwürfe hatte auch Rasmus Lauge zu verzcichnen. Doch dass bei am Ende der Akku in den roten Bereich gehen würde, war nach nach dem Melsungen-Spiel zu erwarten. Dennoch war es eine zu hohe Hypothek, um den ersten Auswärtssieg in der Königsklasse in Veszprem landen zu können.

Bei Geschäftsführer Dierk Schmäschke überwogen trotzdem die positiven Aspekte: „Keinem ist ein Vorwurf zu machen, alle haben gekämpft. Die Mannschaft hat eine tolle Moral gezeigt, und wir haben deutlich gesehen, dass wir in jeder Halle Europas bestehen können, wenn wir zusammenstehen.“ Dazu gab Schmäschke zu bedenken, „dass wir eine lange Reise und ein anspruchsvolles Auswärtsspiel in Melsungen zu verkraften hatten, während sich Veszprem eine Woche lang vorbereiten konnte.“