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TBV Lemgo

Nur der VfL Gummersbach und der THW Kiel gehören länger ununterbrochen der DKB Handball-Bundesliga an als der TBV Lemgo, der 1983 ins Handball-Oberhaus aufstieg und es nie verlassen musste. Jetzt schwebt der ostwestfälische Traditionsverein zwar in Abstiegsgefahr, aber immer mehr Indizien sprechen für einen erneuten Klassenerhalt.

Linkshänder-Routinier Rolf Hermann.

Ein wenig überraschend stieß der TBV im Frühjahr 1983 in die Beletage des deutschen Handballs vor. Der damalige Coach Horst Bredemeier, heute Präsident bei GWD Minden, hatte ein gutes Händchen mit Neuverpflichtungen wie Jürgen Franke, Diethard von Boenigk und Frank Ziegler, die zu langjährigen Leistungsträgern werden sollten. Zwölf Monate später war der Klub dennoch sportlich abgestiegen. Nur ein Ausschluss von FA Göppingen rettete die Westdeutschen – und ein Mythos entstand. Fortan war Lemgo in der Handballer-Szene ein Synonym für „unabsteigbar“. Oft geisterte das Abstiegsgespenst über das Lüttfeld, doch immer wieder reichte es im Schlussspurt. Einmal half sogar ein Auswärtsstieg am letzten Spieltag in der Handewitter Wikinghalle.

Mehrmals wurde die Lipperlandhalle ausgebaut. Mitte der 90er Jahre wuchsen die Erwartungen und die Möglichkeiten. Deutsche Nationalspieler gaben sich plötzlich die Klinke in die Hand. 1997 und 2003 feierte der TBV die deutsche Meisterschaft. Nach zwei wonnigen Dekaden zerschmetterten finanzielle Kapriolen das gesunde Gerüst. In Lemgo zog wieder die Existenzangst ein. Besonders schwer erwies sich die Serie 2014/15. Doch der Klub behauptete sich in der DKB Handball-Bundesliga – und das Prädikat „unabsteigbar“ wurde wiederbelebt.

Siebenmeter-Schütze Tim Hornke.

In diesem März verlor der TBV alle vier Partien. Gerade die Pleiten gegen den Bergischen HC und den HC Erlangen schmerzten. Die Lipperländer standen auf einem Abstiegsplatz. Dann ein Paukenschlag: Nach einer Pause kreuzte der frischgebackene DHB-Pokalsieger THW Kiel auf und erlebte ein 30:34-Donnerwetter. „Nur weil wir ausgerechnet Kiel geschlagen haben, haben wir jetzt nicht auf einmal drei Punkte mehr“, drückte TBV-Trainer Florian Kehrmann auf die Euphoriebremse. „Dieses unglaubliche Gefühl wollen wir aber mitnehmen und mutig in die nächsten Wochen gehen.“ In der Auswärtspartie beim HBW Balingen-Weilstetten gesellte sich ein weiterer wichtiger Zähler dazu. Dabei verwandelte Tim Hornke erst in der Wiederholung einen Siebenmeter und sicherte damit das Remis.

Im Vorfeld der Saison legte der TBV viel Wert auf die Defensive. Mit dem Russen Azat Valiullin (2,07 Meter) und Kreisläufer Christian Klimek (2,00 Meter) achtete er auf Körpermaß und setzte überhaupt nur auf Akteure, die in der Abwehr wie im Angriff gleichermaßen einsetzbar sind. Besonders gefährlich agierte bislang die rechte Angriffsseite – mit Außen Tim Hornke und Routinier Rolf Hermann, der zuletzt allerdings mit Schulterproblemen kämpfte. Viel Verantwortung übernimmt bereits der erst 21-Jährige Spielmacher Tim Suton.

Der Schwede Jonathan Stenbäcken wechselt nach Dänemark.

Bislang firmierten die Westfalen mit dem Attribut „jüngstes Team der Liga“. Das wackelt, da zur nächsten Serie Fabian van Olphen vom SC Magdeburg kommen wird. Der 35-jährige Niederländer soll Beton anrühren. „Er ist genau der Spieler, der unserer Abwehr noch mehr Stabilität geben wird“, glaubt Florian Kehrmann. „Seine Stärken im Umschaltspiel und seine Erfahrung werden uns auch im Angriff einen Schritt nach vorne bringen.“ Dagegen werden Jonathan Stenbäcken, Ionut Ramba, Anton Mansson und Torwart Jonas Maier neue Herausforderungen suchen.