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SG lässt sich die Punkte entreißen

(sh:z; Jan Wrege) Nach fünfeinhalb Jahren hat die SG Flensburg-Handwitt wieder ein Auswärtsspiel bei den Füchsen Berlin verloren. Das 32:34 (17:16) eine Woche nach der Schlappe im Pokalendspiel bedeutete auch den Verlust der Tabellenspitze der Handball-Bundesliga. Von Depression will SG-Trainer Ljubomir Vranjes aber nichts wissen: „Wir haben weiter die Riesenmöglichkeit, Meister zu werden. Wir sind eine intakte Mannschaft.“

Angesichts des Umstandes, dass unter der Woche fünf Spieler (Rasmus Lauge, Kentin Mahé, Lasse Svan, Jim Gottfridsson und Kevin Möller) wegen Fieber oder Verletzungen zeitweise im Training gefehlt hatten, war er mit der Leistung in Berlin zufrieden. Rechtsaußen  Svan, der sich mit acht Toren gegen die Niederlage gestemmt hatte, blickte ebenso kämpferisch nach vorn: „Es ist nichts verloren. Wir haben es weiter in unseren Händen.“

Das haben auch wieder die Rhein-Neckar Löwen. Der Titelverteidiger zeigte sich beim 28:24 in Göppingen gut erholt vom Pokaldesaster gegen die SG und führt mit einem Punkt vor  Flensburg. Ein Showdown um die Meisterschaft im direkten Duell am 28. Mai in der Flens-Arena bahnt sich an – sofern nichts dazwischen kommt: Nach dem Heimspiel morgen gegen den Bergischen HC folgt eine heikle Woche für die SG: Zwei extrem harte Matches gegen Vardar Skopje, nur drei Tage nach der Partie in Mazedonien das schwierige Punktspiel in Leipzig. „Ich bin mit dieser Planung überhaupt nicht zufrieden. Aber das ist Sache unserer Geschäftsstelle“, sagte Vranjes, spürbar angefressen.

Die zweite Niederlage in dieser Bundesligaspielzeit erhöht den Druck auf die SG in Leipzig erheblich. Der mögliche Sieg am Ostersonntag entglitt den Flensburgern in den letzten viereinhalb Minuten, als ein 30:28-Vorsprung verspielt wurde. „Bis dahin war es ein richtig gutes Spiel von uns. Dann kommen zwei technische Fehler und zwei frei verworfene Chancen, die uns die Punkte kosten – so eng ist es in Topspielen“, sagte Vranjes. Die SG war nach 22 Minuten auf einem gutem Weg. Eine 11:6-Führung war das Resultat einer stabilen Abwehr und eines effizienten Angriffs. Mattias Andersson im SG-Tor hielt solide, Silvio Heinevetter gegenüber wurde immer wieder von Svan verladen.

Danach kam aber der überragende Berliner Petar Nenadic in Fahrt und führte sein Team  bis zur Pause wieder heran. Im zweiten Durchgang stellte Füchse-Coach Velimir Petkovic seine Abwehr defensiver ein, was der SG mehr Probleme bereitete als zuvor die 3:2:1-Formation. Zudem setzten Nenadic und der frühere SG-Kreisläufer Kresimir Kozina den Gästen immer mehr zu. Berlin ging nach 39 Minuten erstmals mit zwei Toren (21:19) in Führung, worauf die SG noch im Stil eines Spitzenreiters reagierte und eine doppelte Überzahl (45.)   entschlossen nutzte. Aus einem 22:24 wurde ein 26:24-Vorsprung. Beim 27:27 waren die Füchse wieder gleichauf, bevor Jim Gottfridsson und Petar Djordjic zum 29:27 sowie kurz darauf Holger Glandorf zum 30:28 den alten Abstand wieder herstellten. In den letzten acht Minuten musste der Linkshänder jedoch passen. „Holger hatte Schmerzen an der Leiste  – das war kein guter Zeitpunkt“, meinte Vranjes. Die SG geriet in Hektik, dem ansonsten starken Djordjic und Lauge unterliefen Fehlpässe, Svan und Mahé scheiterten an Heinevetter, während die Berliner alle Chancen eiskalt verwerteten.

Als ein Eindruck der Schlussminuten bleiben spektakuläre Paraden des Berliner Keepers und ein machtloser Andersson. Hätte der SG ein Torhüter-Wechsel geholfen? „Natürlich bin ich mit den letzten fünf Minuten nicht zufrieden. Aber ich habe an meiner Entscheidung, bei Andersson zu bleiben, nicht gezweifelt. Wir führen auch Statistik. Mir ist wichtig, dass ein Torhüter das tut, was ich ihm sage. Spektakuläre Paraden interessieren mich nicht“, sagte Vranjes. Wer seine Torhüter-Entscheidungen kritisiere, habe „keine Ahnung“. Unter dem Strich hatten Andersson und Heinevetter beide jeweils acht Feldwürfe und einen Siebenmeter abgewehrt.