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Heute gibt es keine Schonung

(sh:z; Jan Wrege) Mit gemischten Gefühlen trat die SG Flensburg-Handewitt die Rückreise aus Barcelona an. „Das war ein Spiel, das wir gewinnen, wenn wir nur 40 Prozent unserer Chancen nutzen“, sagte Geschäftsführer Dierk Schmäschke im Rückblick auf die 23:26-Niederlage in der Champions League beim spanischen Spitzenklub. Positiv ist allerdings festzuhalten, dass die Flensburger spielerisch auf hohem Niveau agierten, ohne alle Ressourcen auszuschöpfen. Denn  die werden schon heute (20.15 Uhr) wieder gebraucht, wenn die SG in der Handball-Bundesliga die Tabellenführung bei GWD Minden verteidigt.

Spiele im Rhythmus von drei oder vier Tagen, vier verletzte Akteure, Reisestrapazen und reduzierte Trainingsmöglichkeiten – es wird zunehmend komplizierter, mit den Kräften intelligent hauszuhalten. Es war zu spüren, dass es Trainer Ljubomir Vranjes schmerzte, in Barcelona nicht alle Trümpfe ausspielen zu können. Die notwendigen Wechsel schonen zwar die physischen Kräfte, beeinträchtigen aber bei manchen Akteuren die absolute Konzentration, wie zahlreiche vergebene Würfe aus freier Position zeigten. „Bis zum Abschluss spielen wir fantastisch, aber dann fehlt der letzte Fokus. Man muss auch in zehn Minuten Spielzeit seinen Job machen. Da hat mir die 100-prozentige Einstellung gefehlt“, sagte Vranjes gestern.

Im 37. Pflichtspiel dieser Saison gilt heute wieder eine andere Ausrichtung – alles für die deutsche Meisterschaft. Nichts wäre ärgerlicher, als beim Tabellenzwölften GWD Minden Punkte liegen zu lassen. Daher kehrte die Mannschaft nicht nach Flensburg zurück, sondern flog nach Hannover und bezog anschließend im ostwestfälischen Vlotho Quartier, um wertvolle Zeit für die Regeneration zu gewinnen. Die Partie in der katalanischen Metropole hat Spuren hinterlassen. „Es war härter als gedacht und als es von außen den Anschein hatte. Unsere Abwehrspieler haben einige blaue Flecken davongetragen“, sagte Schmäschke. Dennoch sind alle aktuellen Spieler einsatzbereit, eventuell sogar Thomas Mogensen. Dem Spielmacher, der vor elf Tagen eine Augenverletzung und eine Gehirnerschütterung erlitten hatte, geht es wieder besser. Zu Hause hatte er bereits ohne Probleme individuell trainiert. Mogensen reiste der Mannachaft nach und nahm gestern am Abschlusstraining in Vlotho teil. „Wir schauen, wie es Thomas am Mittwoch geht. Es gibt eine Chance, dass er wieder spielen kann“, sagte Vranjes.

Trotz eindeutiger Favoritenrolle erwartet der SG-Coach ein hartes Stück Arbeit, nachdem die Mindener zuletzt mit Siegen gegen DHfK Leipzig und bei HC Erlangen Selbstvertrauen getankt und sechs Punkte Abstand zu den Abstiegsplätzen geschaffen haben. „In Erlangen haben es viele Mannschaften schwer gehabt, das ist schon ein Zeichen“, registrierte Vranjes den Mindener Warnschuss, „aber wir sind gut vorbereitet und wollen unser Spiel spielen.“ Bei den Gastgebern fallen Nenad Bilbija, Sören Südmeier, Joakim Larsson und Aleksandar Svitlica aus. Magnus Jernemyr und Moritz Schäpsmeier sollen angeschlagen sein, werden sich den Festtag gegen den Spitzenreiter aber wohl kaum entgehen lassen.