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Dicke Luft in der "Hölle Nord"

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Der Haussegen im Handball-Norden hängt schief – und das ausgerechnet vor dem wichtigen Achtelfinal-Heimspiel der SG Flensburg-Handewitt im DHB-Pokal gegen die Füchse Berlin (heute 19 Uhr, Flens-Arena). Vor einer Woche hatte sich Trainer Ljubomir Vranjes öffentlich über die mangelnde Unterstützung der Fans beklagt. Jetzt hat sich der Schwede in einem offenen Brief auf Facebook für seinen Wutausbruch entschuldigt. „Wenn ich euch verletzt habe, sage ich ganz ehrlich, dass es mir leid tut.“ Ob damit wieder Friede, Freude, Eierkuchen an der dänischen Grenze herrscht, bleibt allerdings abzuwarten. Denn Vranjes betonte gestern in der Pressekonferenz zum Füchse-Spiel: „Ich habe überreagiert, aber zu meiner Meinung stehe ich nach wie vor.“

Nach dem schwer erkämpften 22:20-Erfolg in der Champions League gegen den polnischen Vizemeister Wisla Plock hatte sich Vranjes in Rage geredet: „Wenn wir jeden dritten Tag spielen, möchte ich, dass man für die eigene Mannschaft aufsteht. Sonst kann man zu Hause am Fernseher sitzen. Meine Spieler haben es verdient, angefeuert zu werden. Ich liebe meine Mannschaft, und sie soll auch Liebe von den Zuschauern kriegen.“ Die Reaktion der SG-Fans in den sozialen Netzwerken (Facebook, Twitter, Instagram), in denen Vranjes über 50000 Follower hat, und im SG-Forum ließ nicht lange auf sich warten. „Viele waren negativ, viele aber auch positiv“, berichtete Vranjes gestern. Dennoch bat er um Verständnis für seinen Wutausbruch: „Ich bin eine öffentliche Person und muss aufpassen, was ich sage. Aber auch ich habe Emotionen. Und ich habe kein Problem damit, Entschuldigung zu sagen, wenn ich übertrieben habe“, sagte Vranjes.

Nach den zum Teil heftigen Reaktionen in der vergangenen Woche hatte der SG-Trainer auf der Rückfahrt vom Bundesliga-Auswärtsspiel aus Wetzlar den offenen Brief an die Fans verfasst und seine Sichtweise ausführlich dargestellt. Seine Kritik an den Zuschauern habe sich dabei nicht allein auf das Spiel gegen Plock bezogen: „Seit dem 1. Spieltag dieser Saison ist die Stimmung in der Flens-Arena viel leiser geworden.“ In einigen Spielen habe sein Team „eine super Unterstützung“ erfahren, „aber sonst war es leider meistens sehr, sehr ruhig in der Halle“, schrieb Vranjes.

Dabei ist die Flens-Arena in der Liga wegen ihrer Atmosphäre gefürchtet und wird nicht von ungefähr als „Hölle Nord“ bezeichnet. Allerdings haben sich die „Ultras“, die bei Heimspielen stets für lautstarke Unterstützung sorgten, sich aber auch einige peinliche Fehltritte leisteten, im Sommer aufgelöst. Und die anderen Fan-Clubs machen längst nicht so viel „Rabbatz“. Das ist auch Vranjes nicht verborgen geblieben: „Wenn ich unsere Spiele vom letzten Jahr analysiere und die Spiele von diesem Jahr, kann man die Stimmung nicht vergleichen. Es gibt wirklich viel Verbesserungspotenzial.“

Der Schwede vermutet, dass es für viele Fans vielleicht selbstverständlich sei, „dass wir unsere Spiele zu Hause gewinnen und keine Stimmung in der Halle brauchen“. Aber die Wahrheit für Vranjes ist eine ganz andere: „Alle Mannschaften haben Potenzial, jeden Gegner zu schlagen. Deswegen ist es so wichtig, dass wir zu Hause nicht nur Sieben auf dem Feld sind, sondern dass wir jedes Mal den achten Mann hinter uns spüren.“

Vranjes gibt im offenen Brief zu, „unprofessionell“ reagiert zu haben, hofft aber, dass „die Fans verstehen, was ich damit ausdrücken wollte“. Mit dem Gang an die Öffentlichkeit und seiner ausführlichen Stellungnahme ist das Thema für den Trainer der SG Flensburg-Handewitt erledigt. „Ich werde mich dazu nicht  noch einmal äußern“, betonte Vranjes.