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„Geh, pack deine Tasche“

(sh:z; Jan Wrege) Mark Bult musste nicht lange überlegen, als die SG Flensburg-Handewitt um Hilfe bat. „Es war ein Traum, in so einer Mannschaft zu spielen. Ehrlich gesagt, habe ich nicht mehr damit gerechnet. Und meine Frau hat gleich gesagt: Geh, pack deine Tasche“, erzählt der 34 Jahre alte Niederländer, der gestern sein erstes Training beim Tabellenführer der Handball-Bundesliga absolviert hat. Direkt danach ging es schon wieder in die umgekehrte Richtung. Sein erstes Spiel für die SG bestreitet Bult heute (19 Uhr) ausgerechnet beim VfL Gummersbach, für den er seit 2013 aktiv war.

Der Linkshänder, der für den verletzten Johan Jakobsson in die Bresche springen soll, um Holger Glandorf zu entlasten, hat in diesen Tagen widersprüchliche Gedanken zu sortieren. Es sei schwer gewesen, seine fünf und sieben Jahre alten Söhne zu Hause zu lassen, aber auch die hätten ihn bestärkt, die einmalige Chance wahrzunehmen. Jetzt wohnt er in einem Appartement der Flensburg Akademie. „Ein schönes Zimmer, und ich kann zu Fuß zum Training gehen“, so Bult. Vielleicht zieht er noch um, wenn die Familie nachkommt, aber das ist aktuell kein Thema.

Für sein Debüt im Flensburger Team hätte er sich einen anderen Gegner gewünscht. „Das ist schon ein komisches Gefühl. Vor fünf Tagen habe ich mich noch mit Gummersbach auf dieses Spiel vorbereitet – jetzt stehe ich auf einmal auf der anderen Seite“, sagt Bult.  Natürlich habe er sich mit Trainer Ljubomir Vranjes ausgetauscht und berichtet, was der VfL so gegen die Flensburger plant. „Das Meiste weiß Ljubo schon, aber so ein, zwei Sachen konnte ich beitragen“, erklärt der Linkshänder.

Für ihn selbst kommt es jetzt darauf an, sich schnell auf den SG-Rhythmus einzustellen.  „Das Tempo im Training ist höher als sonst üblich, taktisch ist vieles neu, aber einige Sachen kenne ich noch aus Nordhorn, wo ich mit Ljubo und Maik Machulla zusammengespielt habe. Mit Jacob Heinl habe ich viel über die Abwehr gesprochen.“

Vranjes will Bult sofort einsetzen. „Mark ist genau das, was wir brauchen. Ein Mannschaftsspieler mit Erfahrung. Er soll zehn, 15 Minuten spielen und muss dabei keine sechs Tore schießen, ich brauche keine überragenden Aktionen, er soll wenig Fehler machen. Wenn dabei plus/minus Null aus seinem Einsatz kommt, bin ich zufrieden“, sagt der SG-Trainer.

Vranjes möchte wie in der Champions League am Sonntag in Plock heute im Duell mit dem Tabellenzwölften möglichst schnell für klare Verhältnisse sorgen. „Ich habe vor Gummersbach Riesenrespekt. Das ist eine kämpferische Mannschaft, und ich sage nicht, dass wir da so einfach gewinnen. Aber ich möchte mich nicht so viel mit dem Gegner beschäftigen. Wir wollen uns zu 100 Prozent auf uns selbst konzentrieren. Wir haben einen guten Lauf, den ich fortsetzen möchte“, sagt der Schwede, der dabei eine Steigerung in der Abwehr sehen möchte.

Der Ausfall von Kapitän Karlsson war gegen Kiel und in Polen zu spüren. „Anders Zachariassen hatte in Plock große Probleme. Er braucht Zeit, um sein Timing zu verbessern, um im richtigen Moment herauszukommen“, so Vranjes. Was Heinl und Toft Hansen durch ihre Stärke beim Blocken lösen, müsse Zachariassen durch Aggressivität und Bewegung erreichen. Vor allem um Torjäger Julius Kühn müsse sich die SG-Defensive kümmern, empfiehlt Mark Bult. „Er und Torhüter Carsten Lichtlein können an guten Tagen Spiele allein entscheiden“, meint der Flensburger Neuzugang.