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Auszeit von Vranjes weckt die SG

(sh:z; Dieter Lange) Ljubomir Vranjes wirkte sehr entspannt, als er nach seiner Abschiedsvorstellung in der Gummersbacher Schwalbe-Arena den 28:23 (17:10)-Sieg beim Altmeister analysierte. „Wir hatten großen Respekt vor dem VfL, deshalb wollten wir von der ersten Minute an Vollgas geben. Leider stand uns in der Anfangsphase Carsten Lichtlein im Weg, aber danach haben wir das Spiel kontrolliert“, zeigte sich der schwedische Coach der SG Flensburg-Handewitt mehr als zufrieden.

Und das, obwohl der Spitzenreiter der Handball-Bundesliga durch zwei Tore des Franzosen Kevynn Nyokas 0:2 in Rückstand geraten war, so dass Vranjes schon sehr früh (13.) seine Schützlinge zur Besprechung gebeten hatte. Dabei fand er offensichtlich die richtigen Worte, denn danach bildeten Jacob Heinl und Henrik Toft Hansen ein Abwehrbollwerk, an dem sich der VfL-Rückraum die Zähne ausbiss, außerdem kam Torhüter Matthias Andersson immer mehr auf Betriebstemperatur und vereitelte klare Chancen.

Auch die SG-Angriffsmaschinerie kam auf Touren, gegen den Hochgeschwindigkeitshandball fand der VfL kein Rezept. Vor allem die taktische Maßnahme von Vranjes, nach der Auszeit (3:3) auf Thomas Mogensen als Spielmacher zu setzen, trug Früchte. Der Ball lief traumwandlerisch durch die SG-Reihen, die beiden Außen Anders Eggert und Lasse Svan bekam die VfL-Abwehr nicht in den Griff, und auch Lichtlein war gegen die Flensburger Flügelzange machtlos. Dass der Tabellenführer mit einem beruhigenden Sieben-Tore-Polster in die Halbzeit ging, daran hatten die beiden Dänen den Hauptanteil, von den 17 Toren gingen allein zwölf auf das Konto von Eggert (7) und Svan (5). Für Vranjes ein Zeichen der mannschaftlichen Geschlossenheit: „Wir haben die erste und zweite Welle überragend gespielt und Eggert und Svan super in Szene gesetzt.“
Diese Phase hatte auch der Gummersbacher Trainer Emir Kurtagic beeindruckt: „Flensburg hat bis zur Pause einen überragenden Handball gespielt.“ Die Frage, ob er den kommenden Deutschen Meister gesehen habe, beantwortete er zwar ausweichend („Die Saison ist noch lang“), räumte aber der SG „sehr, sehr gute Chancen auf den Titel ein“.

Nach dem 20:11 (35.) war die Partie früh entschieden. Die Gäste nahmen aus Sicht von Vranjes allerdings „etwas zu früh den Fuß vom Gas“. Auf der anderen Seite hatte er angesichts der Strapazen der letzten Woche Verständnis dafür, dass seine Schützlinge ihre Kräfte etwas schonten. „Wir waren erst am Montagnachmittag aus Polen zurück in Flensburg und am Dienstag saßen wir schon wieder im Bus“, erinnerte Vranjes an die großen Belastungen.

Dass die SG vor dem Gummersbacher Spiel nur eine kurze taktische Trainingseinheit absolvierte, war für Vranjes auch der Grund, dass die Neuerwerbung aus Gummersbach, Mark Bult, an seiner früheren Wirkungsstätte noch kein Debüt im SG-Dress feierte. „Sein Einsatz wäre zu früh gewesen.“ Vielmehr setzt Vranjes darauf, den Holländer im nächsten Bundesligaspiel gegen Hannover einzusetzen: „Er hat jetzt eine Woche Zeit, unsere Spielabläufe kennen zu lernen.“ Und er ist überzeugt, dass Bult der SG helfen kann: „Mark ist ein routinierte Spieler, ist groß und steht gut in der Abwehr – und kann auch im Angriff Holger Glandorf 10 bis 15 Minuten entlasten.“