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„Das war ein überragendes Jahr“

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Viel Schlaf hatte er nicht gehabt. Gestern Morgen um 6.45 Uhr war die SG Flensburg-Handewitt vom Auswärtstrip aus Coburg heimgekehrt. Dennoch hatte Ljubomir Vranjes blendende Laune: 35:24 (18:12) beim Aufsteiger gewonnen und damit die Hinrunde der Handball-Bundesliga als Spitzenreiter beendet. Der schwedische Trainer ist zurecht stolz auf seine Mannschaft: „Das war ein überragendes Jahr – egal wie das letzte Spiel in Melsungen ausgehen wird.“

Bis dato hat die SG in der Liga in den vergangenen zwölf Monaten lediglich eine Niederlage einstecken müssen – eine frustrierende dazu mit dem 23:24 beim THW Kiel in einem Spiel, das die Flensburger lange dominiert hatten. Somit stehen nach der Hinrunde 30:2 Punkte zu Buche, nur dank der besseren Tordifferenz liegt die SG vor dem punktgleichen Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen, der am Mittwoch  beim THW Kiel mit 29:26 gewonnen hatte. Die Resultate der Konkurrenz interessieren den Flensburger Trainer allerdings wenig – und somit auch die Frage, ob ein Kieler Erfolg im Hinblick auf die Rückrunde für die SG vielleicht besser gewesen wäre. „Es ist mir egal, was die anderen machen. Wir konzentrieren uns nur auf uns“, sagt Vranjes.

Genau das machte die SG auch beim Aufsteiger HSC 2000 Coburg. Nach starkem Beginn und einer 13:4-Führung nach 18 Minuten ging vorübergehend die Konzentration verloren, und die Süddeutschen kamen auf 12:16 in der 27. Minute heran. „Da musste ich meine Mannschaft wieder ein bisschen wach machen“, meinte Vranjes. Dann war die SG wieder in der Spur und feierte einen deutlichen Erfolg gegen einen Gegner, der zwar nie aufsteckte, den Flensburgern aber taktisch und spielerisch nicht das Wasser reichen konnte.

Mit der Hinrunde in der Liga ist der Flensburger Trainer mehr als zufrieden. „Unser Niveau ist enorm hoch. Das haben wir bisher richtig gut gemacht“, bestätigt Vranjes, „aber es gibt noch Luft nach oben.“ Der Schwede möchte seine Spieler weiter entwickeln. Stillstand ist für ihn gleichbedeutend mit Rückschritt. Es gibt für ihn immer Dinge, die es zu verbessern gilt. Individuell und im Kollektiv – in der Defensive und in der Offensive.

Jetzt steht noch das Auswärtsspiel am 27. Dezember bei der MT Melsungen an (Vranjes: „Das wird schwer genug“), dann geht es in die WM-Pause, und danach heißt der erste Gegner am 8. Februar in der Flens-Arena THW Kiel. „Da wollen wir wieder angreifen“, sagt Vranjes. Auch die Rhein-Neckar Löwen müssen in der Rückrunde noch nach Flensburg. „Das ist gut“, sagt Vranjes. Aber ob diese Tatsache im Titelkampf seiner Mannschaft auch zum Vorteil gereichen wird, kann der Schwede nicht sagen. „In der Liga gibt es nicht nur Kiel und die Löwen, auch jede andere Mannschaft kann gefährlich werden“, weiß der SG-Coach.

Aber nicht nur in der Liga, auch in den anderen Wettbewerben, in denen die SG am Start ist, sind die Flensburger dick im Geschäft: Im Pokal hat der Bundesliga-Spitzenreiter zum siebten Mal in Folger das Final Four in Hamburg (8./9. April) erreicht, und in der Champions League steuern die Flensburger als Tabellenvierter der Gruppe A mit einem Spiel Rückstand sicher auf Achtelfinal-Kurs. Im neuen Jahr ist also alles möglich. Doch an Titel denkt Vranjes jetzt noch nicht. „Wir müssen unseren Job machen und immer 100 Prozent geben“, sagt der Trainer. „Wenn das am Ende nicht reichen sollte, dann ist es trotzdem gut.“