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SG freut sich über einen Transfercoup

(sh:z; Jan Wrege) Ohne Glanz, aber souverän entledigte sich die SG Flensburg-Handewitt der Pflicht gegen GWD Minden und  übernahm mit einem 30:23-(17:10)-Sieg wieder die Tabellenspitze der Handball-Bundesliga. Spannender als das Spiel war ein Blick in die Zukunft. Einen Tag, nachdem Johan Jakobsson seine Rückkehr nach Schweden zum Saisonende bekannt gegeben hatte, präsentierte die SG den neuen Hoffnungsträger für den rechten Rückraum. Ab Juli  soll Magnus Röd vom norwegischen Erstligaklub Bækkelaget HE in den kommenden drei Jahren an der Seite von Holger Glandorf zu internationaler Klasse reifen.

Gerade 19 Jahre alt ist der Norweger, bringt aber mit 2,04 Meter Körpergröße und 105 Kilogramm Gewicht beste physische Voraussetzungen mit. „Ein Traum geht für mich in Erfüllung. Ich freue mich, dass ich diese Chance bei diesem großartigen Verein bekomme“, sagte Röd und  wurde dafür von 6203 Zuschauern in der Flens-Arena schon mal mit großem  Beifall bedacht.

Den Transfer war von langer Hand geplant. Jakobsson hatte Geschäftsführer Dierk Schmäschke und Trainer Ljubomir Vranjes früh über seine Absichten informiert. Danach galt es, den Einkauf des jungen Norwegers möglichst dezent zu organisieren. Röd gilt als eines der größten Linkshänder-Talente in Europa. Nach starken Leistungen bei Junioren-WM und EM, spätestens aber nach seinem  Nationalmannschaftsdebüt im Juni mit vier Toren gegen Weißrussland stand Röd bei vielen Scouts auf dem Zettel.

Ein Freund hatte Vranjes bereits 2014 auf den vielseitigen Linkshänder aufmerksam gemacht. Seither verfolgten die Flensburger die Entwicklung des Norwegers, der erst mit zwölf Jahren mit dem Handball begonnen und schon vier Jahre später den Sprung in die erste Liga geschafft hatte. „Ich will mit jungen Spielern arbeiten. Es ist vielleicht im Vergleich zu Jakobsson zunächst ein kleiner Schritt zurück, aber ich glaube, dass wir mit Magnus kein großes Risiko eingehen“, sagte Vranjes, der bei den ehemaligen SG-Spielern Christian Berge (heute Norwegens Nationaltrainer) und Johnny Jensen sowie mit Dutzenden Videos über Röd informiert hat.
Der junge Norweger ließ durchblicken, dass er auch andere Angebote hatte. Die Entscheidung fiel aber sehr schnell zugunsten der Flensburger. Der Rat von Berge sowie die Chance, bei Vranjes und Glandorf viel zu lernen, spielten dabei eine Rolle – und das Final4 der Champions League 2014, „als wir gewonnen haben“, wie es Röd – schon ganz Flensburger – entschlüpfte. Er war damals mit seinen Eltern nach Köln gefahren, ganz ohne Präferenz für einen der vier Teilnehmer. „Aber als die SG das Halbfinale gegen Barcelona gewann, bin ich Fan geworden“, berichtet Röd. „Ich schaute auf das Spielfeld und wünschte mir, dabei zu sein. Dass das jetzt real wird, war für mich aber unvorstellbar.“

Holger Glandorf bedauert den Weggang von Jakobsson („es passt ja sehr gut mit uns“), begrüßt aber die Entscheidung des Vereins für einen jungen Mann: „Mir fällt jetzt auch kein erfahrener Linkshänder ein, der zu haben ist. Magnus sieht sehr gut trainiert aus und es ist ja bekannt, dass im norwegischen Handball gut ausgebildet wird. Ich hoffe, dass er in Flensburg schnell durchstartet und uns helfen kann.“

Vranjes war rundum zufrieden mit dem Tag und kündigte an, dass er sich am Abend einmal ein Glas Wein gönnen werde – in der Vorfreude auf zwei der seltenen freien Tage in einer Woche ohne Spiel, was auch Glandorf teilte: „Es ist gut, mal runterzukommen und Kraft zu tanken. Die letzten Woche waren sehr anstrengend.“

Gegen Minden unterliefen der SG zeitweise Konzentrationsschwächen, dennoch war der Erfolg zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Nach einem 4:5-Rückstand startete die Flensburger durch  und hatten beim 11:5 nach 15 Minuten die Kräfteverhältnisse geklärt. Dabei zeigte Jakobsson mit fünf schönen Toren vor der Pause, was die SG noch bis zum Sommer an ihm hat. Im zweiten Durchgang deutete sich bei bis zu elf Treffern Vorsprung (29:18, 53.) der nächste Kantersieg an, doch dann machten es die Flensburger gnädig und ließen die Zügel etwas schleifen.