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Handball in Hochgeschwindigkeit

(sh:z; Jan Wrege) Die SG Flensburg-Handewitt setzte in der Porsche-Arena auf Hochgeschwindigkeit und lieferte  im Meisterschaftsrennen der Handball-Bundesliga eine Demonstration der Stärke. Beim 46:28 (24:12)-Erfolg gegen den TVB 1898 Stuttgart schrammte die Mannschaft von Trainer Ljubomir Vranjes knapp an historischen Rekorden vorbei. Nur in zwei Auswärtsspielen gegen Melsungen (47:40, Bundesliga 2007) und gegen Lübbecke (47:39, Pokal 2004) erzielten die Flensburger mehr Tore. Drei Partien gewann die SG mit 21 Toren Differenz, aber mit geringerer Gesamttrefferzahl.

Geschäftsführer Dierk Schmäschke war nach der eindrucksvollen Vorstellung hochzufrieden: „Die Mannschaft hat ein Ausrufezeichen gesetzt. Sie weiß, um was es in der Bundesliga geht und hat gezeigt, dass sie zwischen den Wettbewerben schnell umschalten kann.“ Schmäschke wies daraufhin, dass das Torverhältnis im engen Titelkampf mit dem THW Kiel und den Rhein-Neckar Löwen noch zu einem wichtigen Faktor werden  könnte. Aktuell reichte es, um die punktgleichen Löwen vom zweiten Tabellenplatz zu verdrängen.

Die ersatzgeschwächten Schwaben waren gegen den hochkonzentrierten Favoriten heillos überfordert. Die SG ließ nichts vom Frust über das  vier Tage zuvor gegen den THW verlorene Champions-League-Derby spüren. Die Abwehr stand von Beginn an sicher, dahinter war Mattias Andersson wieder in gewohnter Form und parierte Rückraumwürfe sowie mehrere freie Versuche der Stuttgarter aus Nahdistanz. Die Defensivarbeit war die Grundlage für das Tempospiel. „Wir waren von Anfang an hochfokussiert und haben viele Tempogegenstöße bekommen. Wir wollten 60 Minuten Gas geben, weil Tore wichtig für uns sind“, sagte Rechtsaußen Lasse Svan, der gestern mit 13 Treffern der erfolgreichste SG-Werfer war.

Nach gerade einer Viertelstunde Spielzeit waren die Flensburger auf 12:3 enteilt, vor allem dank hoher Laufbereitschaft bei erster und zweiter Welle. Dass Thomas Mogensen im erweiterten Gegenstoß noch von der Bank kam, illustriert das atemberaubende Tempo, das die SG anschlug. Nach 18 Minuten lagen die Flensburger erstmals mit zehn Toren vorn, was Vranjes zum Anlass nahm, durchzutauschen. Mogensen und Holger Glandorf hatten ihren Job erledigt, Kentin Mahé und Johan Jakobsson gesellten sich im Rückraum zu Rasmus Lauge, der diesmal zudem den nicht aufgestellten Anders Eggert als sicherer Siebenmeterschütze vertrat. Bis zur Pause blieb die SG im Geschwindigkeitsrausch, baute den Vorsprung Zug um Zug aus.

Im zweiten Durchgang ließen es die Gäste etwas ruhiger angehen, was aber nichts an der haushohen Überlegenheit änderte. Was TVB-Trainer Markus Baur auch probierte – offensive Deckung, siebter Feldspieler –, nichts half, um der SG mehr Widerstand zu leisten. Auch übertriebene Härte nicht: TVB-Routinier Michael Schweikardt sah für ein hässliches Foul, ein Schlag ins Gesicht von Jakobsson, zu Recht die direkte rote Karte, Dominik Weiß musste nach der dritten Zeitstrafe vorzeitig das Feld verlassen.