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Bissige Abwehr und Vollgas-Handball

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Die letzte Viertelstunde durfte es sich Kapitän Tobias Karlsson auf der Bank gemütlich machen. Zu diesem Zeitpunkt (27:11) war das Heimspiel der Handball-Bundesliga gegen HBW Balingen-Weilstetten längst entschieden. Nach 60 Minuten stand ein 36:18 (17:9) auf der Anzeigetafel. Die SG Flensburg-Handewitt hatte die Süddeutschen förmlich zerlegt.

„Die ganze Mannschaft hat das heute überragend gemacht“, lobte SG-Trainer Ljubomir Vranjes seine Mannen für eine „von der ersten Sekunde an fokussierte und disziplinierte Leistung“. Und Geschäftsführer Dierk Schmäschke fügte an: „Die Mannschaft hat sich heute die zweite Halbzeit von Kiel aus dem Kopf gespielt.“

In der Tat hatten sich die Gastgeber gegen Balingen den Frust der unnötigen 23:24-Niederlage im Landesderby von der Seele geworfen. Was die Süddeutschen auch probierten, die SG hatte auf alles eine adäquate Antwort. Balingen versuchte es mit Sieben gegen Sechs – und kassierte damit bis zur 11. Minute bereits neun Gegentore. Offensive 5:1-Abwehr gegen Thomas Mogensen oder Jim Gottfridsson, aggressive und auch defensive 6:0-Deckung – nichts konnte den Flensburger Angriffswirbel stoppen. „Wir haben nichts auf die Reihe gekriegt“, klagte HBW-Coach Runar Sigtryggsson, der bis zur 15. Minute zehn technische Fehler seines Teams gezählt hatte. „War wir heute abgeliefert haben, war richtig schlecht. Darüber wird noch zu reden sein“, mäkelte der Isländer an der Einstellung seiner Spieler.

Doch wie heißt es so schön: Jeder spielt nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Und die SG ließ an diesem Abend sehr, sehr wenig zu. Die Abwehr war bissig, sehr schnell auf den Beinen und setzte die gegnerischen Angreifer bei jeder Aktion unter Druck. Und nach Ball-Eroberungen oder Fehlwürfen ging es dann mit Vollgas nach vorn – die gesamten 60 Minuten. Allein zwölf Tore erzielte die SG aus dem Gegenstoß. „Wir haben Balingen zerstört“, befand Rechtsaußen Lasse Svan, mit neun Treffern der erfolgreichste Flensburger an diesem Abend.

Schon nach 12:41 Minuten beim 10:2 holte Vranjes seinen Spielmacher Thomas Mogensen („Er braucht auch mal Pausen“) auf die Bank  und wechselte fortan munter durch. Rasmus Lauge bekam bei seinem Heim-Comeback gute 30 Minuten Einsatzzeit und steuerte vier Tore zum Kantersieg bei. „Rasmus braucht noch etwas Zeit“, meinte Vranjes. „Er hat aber gezeigt, wie wichtig er für die Mannschaft ist. Er wird uns in dieser Saison noch viel helfen.“ Ein Sonderlob des Trainers erhielt Petar Djordjic, der bei sechs Versuchen fünf Mal traf und auch mit guten Anspielen glänzte. „Petar war heute überragend“, so Vranjes. Der Serbe, der in den vergangenen  Wochen mehrfach in der Kritik gestanden hatte, blieb aber bescheiden. „Das war ganz okay. Ich gebe immer 100 Prozent auf dem Spielfeld. Aber man weiß ja nie, was dabei herauskommt.“

Der Kantersieg über Balingen hat die Niederlage in Kiel endgültig aus den Köpfen der Spieler vertrieben. Alle präsentierten sich im Hinblick auf das nächste Derby am Sonntag (19.30 Uhr) in der Champions League schon wieder angriffslustig. „Das war uns wichtig, ein solches Zeichen zu setzen“, meinte Lasse Svan. „Am Sonntag in Kiel wollen wir diesmal das bessere Ende für uns haben“, ergänzte Petar Djordjic.