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HBW Balingen-Weilstetten

Vor zehn Jahren eroberten die „Gallier von der Alb“ die Bundesliga-Bühne. Viele dachten damals nur an ein kurzes Intermezzo. Doch der HBW Balingen-Weilstetten hat sich eine Dekade im Handball-Oberhaus behauptet – und das konstant in der unteren Tabellenhälfte. Auch in dieser Saison wird es wohl nur um den Klassenerhalt gehen.

Vor Dekaden hatten einmal die Fans des VfL Bochum das Adjektiv „unabsteigbar“ erfunden und gelebt. Doch die Ruhrpott-Kicker sind längst in der Zweitklassigkeit verschwunden. Dafür hat ein Handball-Klub von der Schwäbischen Alb dieses Image übernommen. 2006 tauchte der HBW Balingen-Weilstetten in der Erstklassigkeit auf, seitdem kämpfen die Handballer stets wie „Gallier“ um den Klassenerhalt. Einmal war es eigentlich schiefgegangen: 2014 retteten sich die Süddeutschen, die sich konstant zwischen Rang elf und 16 bewegten, erst nach dem Gang vor ein Gericht. Auch diesmal geht es nur um das nackte Überleben. „Der Druck ist wie immer hoch“, weiß HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel. „Es ist wichtig, dass wieder alle das richtige Bewusstsein für diese Situation entwickeln.“

Spielmacher Martin Strobel.

Einfach hat man es sich in den letzten Monaten nicht gemacht. Gleich zwei Mal wurde der Trainer gewechselt. Zur Weihnachtszeit musste Markus Gaugisch seinen Hut nehmen, mit Frank Bergemann ließ sich zwar der Klassenerhalt verhindern, aber für eine längere Zusammenarbeit fehlte es an Überzeugung in der Geschäftsführung. Dort besann man sich im Juni auf einen Kandidaten, mit dem man schon im Januar gesprochen hatte: Runar Sigtryggsson, bis dahin in Diensten des Zweitligisten EHV Aue. Seine Arbeitsphilosophie schien zu den Schwaben zu passen. „Ich war davon begeistert, wie Runar manche Dinge sieht und angeht“, sagte Wolfgang Strobel bei der Vertragsunterzeichnung des Trainers.

Das Team erlebte einen größeren Schritt. Gleich acht Akteure gingen mehr oder weniger freiwillig. Unter anderem hatte Olivier Nyokas Heimweh nach Frankreich, nahm Fabian Böhm ein gutes Angebot aus Hannover an und erhielt Christoph Theuerkauf keinen neuen Vertrag mehr. Erfahrene deutsche Kräfte, Talente und einige ausländische Spieler stießen im Gegenzug zum Kader. Linkshänder Lars Friedrich war schon für mehrere Bundesligisten aufgelaufen. Sogar zwei langjährige Akteure des HSV Hamburg fanden nach der Insolvenz im Norden ein neues Zuhause im Süden. Matthias Flohr bestach mit seinen Allrounder-Fähigkeiten, Pascal Hens versprach viele Tore aus der zweiten Reihe. „Es wird sicherlich keine leichte Saison, aber als Sportler liebt  man natürlich die Herausforderung“, gab der 36-jährige Weltmeister bei seinem Antritt zu Protokoll.

Kreisläufer Christoph Foth.

Allerdings stoppte ihn schon bald eine Knie-Blessur. Mit dem neuen österreichischen Kreisläufer Tobias Wagner, Rechtsaußen Dennis Wilke und dem Spielmacher Felix König füllten drei weitere Akteure das HBW-Lazarett. Es ging sofort in den Keller, zeitweise zierten die „Gallier“ den letzten Platz. Zwar glückten Siege gegen Hannover-Burgdorf und den Bergischen HC, das Abstiegsgespenst ist aber noch lange nicht verscheucht. Zuletzt war das 19:24 bei Schlusslicht Coburg ein Dämpfer. „Insgesamt kam aus dem Rückraum zu wenig Druck“, klagte Runar Sigtryggsson.

Für die Balinger sicherlich kein Nachteil ist der Rücktritt von Martin Strobel aus der deutschen Nationalmannschaft. „Es ist keine Entscheidung, die ich von jetzt auf nachher getroffen habe“, erklärte der 30-Jährige, der sich voll auf den HBW konzentrieren möchte. Der Klassenerhalt steht auf der Agenda. Und der Traum vom REWE Final Four. Im Viertelfinale des DHB-Pokals haben die Süddeutschen ein Heimspiel – allerdings gegen die Rhein-Neckar Löwen.