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Das Wichtigste zuerst

(sh:z; Jan Wrege) 89, 90, 91 – die Derby-Inflation beginnt am Sonntag (15 Uhr) in der Kieler Arena. Drei Mal binnen elf Tagen  messen sich der THW und die SG Flensburg-Handewitt. Den Auftakt macht das Duell in der Handball-Bundesliga, gefolgt von den Spielen in der Gruppe A der Champions League am 20. und 23. November. Das löst durchaus zwiespältige Gefühle aus.

Einerseits freut sich SG-Trainer Ljubomir Vranjes auf „ein geiles Spiel“ am Sonntag, andererseits sieht er die Flut der Derbys, die sich in dieser Saison mit einem möglichen Pokaltreffen beim Final Four auf bis zu sechs Partien anreichern könnte, höchst kritisch: „Damit macht sich der Handball kaputt. Wir als Vereine und Spieler können nichts machen. Das Fernsehen, die EHF und die HBL bestimmen, wir sind nur Marionetten.“ Der THW-Kollege Alfred Gislason zeigt sich ebenfalls mäßig begeistert: „Auf den Spielplan haben wir keinen Einfluss. Man muss es nehmen, wie es kommt.“

Das Flair des ganz Besonderen ist den Derbys abhanden gekommen, das wochenlange Fiebern ist Vergangenheit. Statt in hochbrisanter Rivalität wie vor zehn Jahren begegnen sich die besten Mannschaften Schleswig-Holsteins seit einiger Zeit in kühler Professionalität – man schlägt sich auf dem Feld, und man verträgt sich schon Minuten nach der Schlusssirene auf dem Weg in die Kabine, wo die Gedanken des einen oder anderen vielleicht schon um den nächsten Termin des völlig überfüllten Spielkalenders kreisen. Und Derby ist ja auch bald wieder.

Spannend ist es trotzdem, besonders, wenn das Duell mit „Bundesliga“ etikettiert ist.  Die Flensburger stehen vor dem vielleicht bedeutungsschwersten Spiel der Saison – wenn es gut für sie ausgeht. Sie sind Favorit auf den Titel und könnten morgen einen vorentscheidenden Schritt zur ersehnten zweiten Meisterschaft tun. Mit 18:0 Punkten haben sie bisher alle Erwartungen erfüllt. „Flensburg spielt eine überragende Saison“, räumt Kiels Spielmacher Domagoj Duvnjak neidlos ein.

Vranjes sieht seine Mannschaft dennoch nicht als Favorit. „Keiner ist Favorit, der beim THW spielt. In ihrer Halle sind die Kieler immer im Vorteil.“ Das verstand die SG in der vergangenen Saison zwei Mal zu kompensieren. Im Pokal und in der Bundesliga triumphierten sie auf Kieler Parkett. Nur die Champions-League-Partie gewann der THW zuhause. Die SG kann im Auswärtsspiel noch locker bleiben, der Druck liegt eher beim Gastgeber. „Es wäre doof, wenn wir das Spiel verlieren würden. Dann sind es vier Punkte. Das wäre schlecht“, sagt THW-Manager Thorsten Storm.

Beide Mannschaften waren bei ihren Auftritten in der Champions League in dieser Woche nicht in Bestform. Die Kieler kassierten bei Wisla Plock eine ärgerliche 22:24-Niederlage, bei der Alfred Gislason vor allem die Vielzahl eigener Fehler und Fehlwürfe Sorgen bereiteten. Auch Vranjes war trotz eines 29:26-Erfolgs bei den Kadetten Schaffhausen nicht zufrieden und sprach in einer ersten Reaktion von einem „Sch...spiel von uns“. Gestern war er wieder milder gestimmt. „Ich bin froh, dass wir in Schaffhausen gewonnen haben. Ich hatte aber andere Erwartungen und einen anderen Plan. Es waren Kleinigkeiten, die mich geärgert haben“, sagte der Schwede. Froh ist Vranjes auch, dass er wieder auf Rasmus Lauge setzen kann. Der überragender Flensburger Feldspieler der vergangenen Saison feierte nach einem halben Jahr Verletzungspause in Schaffhausen ein gelungenes Comeback. „Er wird uns extrem helfen“, sagt Vranjes.