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Die Fans huldigen Holger Glandorf

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Die Fans auf der Stehtribüne hatten es bereits geahnt. Bevor Geschäftsführer Dierk Schmäschke die ersehnte Vertragsverlängerung bekannt gab, hallten schon „Holger-Glandorf“-Gesänge durch die Flens-Arena. Der Rückraum-Shooter hatte den finanziellen Verlockungen des FC Barcelona widerstanden und kurz zuvor seinen im Sommer 2017 auslaufenden Vertrag vorzeitig um zwei Jahre verlängert. Diese Nachricht überstrahlte an diesem Abend alles – selbst die Flensburger Galavorstellung beim 33:22 (17:12) über den VfL Gummersbach, mit dem die SG die Tabellenführung in der Handball-Bundesliga   eindrucksvoll verteidigt hatte.

„Nicht das Geld stand im Vordergrund, sondern Sport, Familie und Beruf“, freute sich Schmäschke darüber, dass der 33-jährige  Glandorf seine aktive Laufbahn in Flensburg beenden wird. „Das Gesamtpaket, das die SG für mich geschnürt hat, war ausschlaggebend“, sagte Glandorf in einer extra anberaumten Pressekonferenz. „Wir haben mit Holger nicht nur über das Jetzt und die nächsten zwei Jahre, sondern vor allem über die Zeit danach gesprochen“, meinte Beiratsvorsitzender Boy Meesenburg  zu den Vertragsverhandlungen. „Ich hoffe, hier nach meiner aktiven Karriere beruflich Fuß fassen zu können“, bestätigte Glandorf, dem der ganze Rummel um seine Person – zunächst auf dem Spielfeld, wo ihm die Fans huldigten, und dann in der PK – sichtliches Unbehagen bereitete. „Das ist nicht mein Ding, im Rampenlicht zu stehen“, gab der Ex-Nationalspieler zu und ließ nach seinem Statement lieber den Geschäftsführer das Wort führen.

Sein „Ding“ macht Glandorf lieber auf dem Spielfeld. „Ich bin topfit, ich habe Lust auf Handball, und das habe ich heute gezeigt“, sagte Glandorf später. Sieben Tore hatte der   Rückraum-Rechte zum beeindruckenden Elf-Tore-Erfolg über  Gummersbach in 42 Minuten  beigesteuert, war damit wieder einmal der erfolgreichste SG-Werfer aus dem Spiel heraus gewesen.

Selbst Trainer Ljubomir Vranjes hatte bis auf die 13 Minuten (7:7), als die Flensburger Abwehr noch im „Freundschaftsspiel“-Modus agiert hatte, nichts zu mäkeln gehabt. „Elf Tore gegen Gummersbach, das ist hoch, und das hat die Mannschaft richtig, richtig gut gemacht. Dafür haben sich die Spieler heute ein Lob verdient“, sagte der Schwede. VfL-Manager Frank Flatten meinte anerkennend: „Das letzte Spiel haben wir gegen den amtierenden Meister Rhein-Neckar Löwen verloren, heute gegen den zukünftigen.“

In der Tat hatte der VfL nach den Anlaufschwierigkeiten der SG nie den Hauch einer Chance. Die SG-Defensive stand, und dahinter raubte ein wieder einmal überragender Mattias Andersson den Oberbergischen mit insgesamt 22 Paraden, darunter zwei Siebenmeter, den Nerv. „Mattias ist gleich gut in die Partie gekommen und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass wir nach dem 7:7 schnell in Rückstand geraten sind“, sagte VfL-Coach Emir Kurtagic.

Ein weiterer Faktor war, dass die SG-Defensive immer konzentriert blieb, obwohl der VfL fast jeden Angriff bis ans Limit spielte. „Das ist aber auch ein Zeichen dafür, wie gut wir verteidigt haben“, merkte Anders Zachariassen an, der nach seinem Kreuzbandriss vor einem Jahr erstmals wieder viel Einsatzzeit erhalten hatte. „Du musst eben auch in den Sekunden konzentriert sein, wenn der Abschluss kommt. “ Zunächst hatte der Mittelblock allerdings Probleme mit Kreisläufer Evgeni Pevnov, der für viel Unruhe sorgte. „Er hat versucht, Stress zu machen. Doch wir haben uns schnell darauf eingestellt und immer Lösungen gefunden“, so Zachariassen. Holger Glandorf fasste das Spiel kurz und knapp zusammen: „Mit elf Toren gegen Gummersbach gewonnen – damit können wir sehr zufrieden sein.“