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VfL Gummersbach

Immer ein Stückchen höher, lautet die Maxime beim VfL Gummersbach. Der Traditionsklub aus dem Oberbergischen war in der letzten Serie Neunter der DKB Handball-Bundesliga. Der Start in die neue Serie hält die Tür zu den höheren Gefilden offen.

Für einen Klub der DKB Handball-Bundesliga war das Liga-Jubiläum auch ein eigenes. Das Handball-Oberhaus hat inzwischen 50 Jahre auf dem Buckel, ebenso lange ist der VfL Gummersbach erstklassig. Diese stolze Bilanz würdigte die HBL im August 2015 mit einem sportlichen Festakt in der Dortmunder Westfalen, wo der westdeutsche Traditionsklub gegen den THW Kiel spielte. In dieser Partie zog der VfL den Kürzeren, zeigte sich mit der letzten Serie angesichts eines neunten Rangs aber zufrieden. Nun geht der Blick nach oben. „Ich möchte, dass wir uns als Mannschaft fortentwickeln und den nächsten Schritt in Richtung Europa gehen“, sagte Trainer Emir Kurtagic im Vorfeld der Saison.

Florian von Gruchalla.

Den Optimismus schürte die Personalpolitik. Bis auf Raul Santos konnten alle Spieler, die beim VfL bleiben sollten, gehalten werden. Den Abgang des Linksaußen nach Kiel kompensierten die Verantwortlichen bereits im Winter. Als der Österreicher wegen einer Blessur pausieren musste, heuerte Kevin Schmidt aus der Konkursmasse des HSV Hamburg im Westen an. Im Frühjahr feierte Frank Flatten zudem mit der Verpflichtung des französischen Linkshänders Kevynn Nyokas einen Transfercoup. „Spätestens in der Saison 2018/19 wollen wir wieder international spielen“, frohlockte der Manager.

Nach einem Traumstart mit 8:0 Punkten gediehen bereits die kühnsten Träume. Doch dann folgten die Rückschläge. Bitter, dass sich ausgerechnet Kevynn Nyokas eine schwere Knieverletzung zuzog, die ihn monatelang zum Zuschauen verdammen wird. Die Verantwortung lastet im rechten Rückraum nun verstärkt auf Routinier Mark Bult und dem Talent Florian Baumgärtner, das einst sogar in der Nachwuchsschmiede des FC Barcelona Erfahrungen sammelte.

Die Schwalbe-Arena.

Nach dem Super-Start war die Niederlage bei der MT Melsungen kein Beinbruch. Das 29:30 beim Aufsteiger HC Erlangen wurmte da schon mehr – zumal die Gummersbacher zumeist führten. „Leider haben wir den Gegner selber stark gemacht und die Halle damit belebt“, ärgerte sich Emir Kurtagic. Vor Wochenfrist stand der VfL gegen die Rhein-Neckar Löwen auf verlorenem Posten. Mit dem 6:15 zur Pause verließen die ersten Zuschauer die Spielstätte. „Wenn man 15 Bälle eins gegen eins, ohne Gegner, ohne Körperkontakt, freistehend vergibt, dann kann das nichts werden“, stöhnte Emir Kurtagic. Die kleine Aufholjagd zum 20:27-Endstand sorgte für Besänftigung.

Trotz allem wirken die Zeiten eines finanziellen Kollapses (2011) oder eines sportlichen Fast-Abstiegs (2013) inzwischen weitentrückt. Spätestens mit der vor drei Jahren eingeweihten Schwalbe-Arena zog eine neue Bodenständigkeit ein. Statt einer „Söldner-Truppe“ verfügt der VfL inzwischen über ein Team, indem eine kräftige DHB-Note den Rhythmus vorgibt. Torwart Carsten Lichtlein war einst als Rückhalt und Zugpferd verpflichtet worden. Der wurfgewaltige Julius Kühn gewann in Rio die olympische Bronzemedaille. Auch Simon Ernst, Kevin Schmidt und Evgeni Pevnov spielten schon eine Rolle in der deutschen Nationalmannschaft. Die Erfahrung wächst beim „neuen“ VfL, aber auch die Erwartung bei den Fans. 1700 Dauerkarten wurden diesmal abgesetzt – so viele wie nie.