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SG in Skopje zum Siegen verdammt

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Vor drei Jahren reichte der SG Flensburg-Handewitt eine 25:27-Niederlage in Skopje, um erstmals ins „Final4“ der Champions League in Köln einzuziehen. In der Viertelfinal-Neuauflage 2017 muss der Spitzenreiter der Handball-Bundesliga nach einer 24:26 (9:15)-Heimniederlage am Donnerstag (19 Uhr) jedoch einen Sahne-Tag haben und das Rückspiel bei Vardar mit mindestens drei Toren gewinnen. Unmöglich ist das nicht, nachdem die SG einen Sechs-Tore-Rückstand (15:21/ 43. Minute) noch auf zwei Treffer reduzierte. „Wir werden nach Skopje fahren und zeigen, dass wir besser spielen können als heute“, gab sich SG-Trainer Ljubomir Vranjes kämpferisch.

Ob Johan Jakobsson, der die Hoffnung einer stets einem Rückstand hinterher hechelnden SG  mit sechs Treffern lange am Leben gehalten hatte, in der mazedonischen Hauptstadt dabei sein wird, erscheint allerdings mehr als fraglich. Der schwedische Linkshänder war in der 47. Minute nach einem Schlag ins Gesicht in einem Zweikampf mit Ferreira Moraes Minuten lang behandelt und dann benommen vom Feld geführt worden. „Für ihn ist die Saison wohl beendet“, befürchtete Vranjes unmittelbar nach dem Spiel in Anbetracht des gerade überstandenen Schädel-Hirn-Traumas, das Jakobsson in der WM-Vorbereitung erlitten hatte. „Das war Rot“, meinte Vranjes zu dieser Szene. „Aber die Schiedsrichter haben es nicht gesehen.“ Moraes kam sogar ohne Zeitstrafe davon, was die Zuschauer in der Flens-Arena mit einem gellenden Pfeifkonzert quittierten. Gestern ging es dem 30-Jährigen „den Umständen entsprechend“ gut, wie Geschäftsführer Dierk Schmäschke auf Anfrage mitteilte. Heute soll eine genaue Untersuchung darüber Aufschluss geben, wie schwer die neuerliche Verletzung ist. „Und dann werden wir schauen“, sagte der SG-Geschäftsführer.

Der 26:24-Erfolg des SEHA-League-Siegers ging vollkommen in Ordnung, weil die SG in der ersten Hälfte nicht viel auf die Reihe bekam. „Wir haben es mental nicht hinbekommen“, monierte Schmäschke. Der in den vergangenen Wochen so hochgelobte Angriff hatte große Probleme mit der 5:1-Abwehr der Mazedonier, in der Joan Canellas als Spitze immer wieder die Passwege der Flensburger störte. „Wir drängten ins Zentrum, und Da hatte Vardar uns in der Falle, denn dort warteten groß gewachsene Abwehrspieler auf uns“, analysierte Rasmus Lauge. Der Trainer sah es genauso. „Wir haben versucht, über die Zwei-Meter-Riesen im Deckungszentrum zu werfen anstatt die Lücke zu suchen“, sagte Vranjes. Und wenn die SG doch einmal eine Lücke fand, stand zumeist Torwart-Oldie Arpad Sterbik im Weg, der den Flensburgern auch die eine oder andere hundertprozentige Chance wegnahm und schon vor der Pause auf neun Paraden kam.
Diesem starken Wert hatten die SG-Keeper Kevin Möller und Mattias Andersson in den ersten 30 Minuten ganze zwei Paraden entgegenzusetzen. Dennoch nahm der Trainer seiner Schlussleute in Schutz: „Ein Torwart ist immer nur so gut wie die Abwehr davor.“

Auch die anderen Zahlen des ersten Durchgangs sprachen Bände. Die SG hatte eine Wurf-Effektivität von 38%, die Spanier erreichten 83%, hatten nur drei Fehlversuche. Dennoch war für die SG bei sechs Toren Rückstand noch alles möglich. „Zum Glück waren es nur sechs“, musste Vranjes zugeben.
Dass es nach 60 Minuten nur noch zwei Tore waren, hatte mehrere Ursachen. Zum einen steigerte sich die SG nach der Pause sowohl in der Defensive als auch in der Offensive. Zum anderen stieg bei Vardar langsam die Fehlerquote. Vor allem nachdem Kevin Möller den glücklosen Mattias Andersson in der 45. Minute beim Stand von 17:21 wieder abgelöst hatte. Plötzlich zeigte der Däne die in den ersten Hälfte so schmerzlich vermissten Paraden, und der Vorsprung der Gäste schmolz schnell auf 21:23 (49.). In dieser kritischen Phase konnte sich Vardar weiter auf Sterbik verlassen, der den Flensburgern immer wieder erfolgreich im Weg stand und damit erheblichen Anteil an einer vorentscheidenden 25:21-Führung (52.) hatte. „Arpad hat heute den Unterschied gemacht“, lobte Vardar-Trainer Raul Gonzales seinen Routinier. „Hoffentlich hält er am Donnerstag auch so gut.“

Dass der 37-Jährige erneut zu einem spielentscheidenden Faktor wird, wollen die Flensburger verhindern. „Die Vardar-Spieler haben im Kopf, dass sie hätten höher gewinnen können“, glaubt Rasmus Lauge. „Wir müssen in Skopje nur da weitermachen, wo wir in der zweiten Halbzeit aufgehört haben.“ Auch für Linksaußen Hampus Wanne ist Köln noch nicht verloren: „Wir glauben an unsere Chance. Wir müssen locker auftreten und die Halle früh leise bekommen.“ Ein viel einfacheres Rezept hat Mannschaftskapitän Tobias Karlsson. „Wir wollen Vardar zeigen, dass wir besser sind, als wir es in eigener Halle gezeigt haben.“