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Deja vu im Viertelfinale: Wieder gegen Vardar

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Am Mittwoch wusste er kaum etwas über nächsten Gegner in der Champions League. „Ich habe keine Ahnung, was uns erwartet. Seit dem Viertelfinale 2014 habe ich kein Video mehr gesehen von Vardar Skopje“, meinte Linksaußen Anders Eggert von der SG Flensburg-Handewitt nach dem 32:25 in der Handball-Bundesliga gegen den Bergischen HC. Gestern nach dem Abschlusstraining und verschiedenen Video-Sequenzen wusste er schon mehr. „Das ist eine Super-Mannschaft, das werden zwei geile Spiele“, sagteder fast 35-Jährige Däne vor dem ersten Viertelfinale gegen den mazedonischen Meister (heute 17.30 Uhr, Flens-Arena).

An das letzte Aufeinandertreffen mit Vardar hat Eggert allerbeste Erinnerungen. Er war es, der im Rückspiel den entscheidenden Siebenmeter zum 25:27 verwandelte und damit den Einzug der SG ins „Final“4 ermöglicht hatte. Die Flensburger hatten das Hinspiel mit 24:22 gewonnen und damit das Ticket nach Köln nur aufgrund der auswärts mehr erzielten Treffer gelöst. Ähnlich knappe Spiele erwartet SG-Trainer Ljubomir Vranjes auch diesmal: „Es wird wieder sehr eng werden. Am Ende werden Kleinigkeiten entscheiden, aber diese Kleinigkeiten wollen wir auf unsere Seite haben.“

Obwohl Vardar Skopje Erster der Gruppe B wurde und dabei Titelverteidiger KS Vive Kielce und die Rhein-Neckar Löwen hinter sich ließ, ist die Flens-Arena noch nicht ausverkauft. Gestern waren noch rund 1000 Tickets in allen Kategorien zu haben. Geschäftsführer Dierk Schmäschke hofft, dass sich heute viele Kurzentschlossene auf den Weg in die Halle machen, um die SG „gegen diese hoch interessante Topmannschaft“ zu unterstützen. „Die Flens-Arena muss kochen“, sagte der Geschäftsführer.

Wie stark die Mazedonier einzuschätzen sind, lässt sich auch an der Tatsache ablesen, dass sie Anfang April das Final Four der SEHA-League gewannen und dabei im Finale den ungarischen Meister Telekom Veszprem mit 26:21 bezwangen. Zum Matchwinner avancierte dabei ein alter Bekannter: Torhüter Arpad Sterbik, der den Flensburgern aus vielen Champions League Spielen bei Ciudad Real und dem FC Barcelona noch in schlechter Erinnerung ist.

Der 36-jährige Torwart-Oldie ist aber nicht der einzige Star im Vardar-Team. Im vergangenen Sommer wechselte Joan Canellas vom THW Kiel in den Südosten Europas, und aus Kielce kam Rechtsaußen Ivan Cupic. Schon seit Jahren zählen Linksaußen Timur Dibirov sowie die beiden Linkshänder Jorge Maqueda und Alex Duschebajew zu den Leistungsträgern. „Diese Mannschaft hat eine große Qualität. Da kann man sich nicht auf ein oder zwei Spieler konzentrieren. Jeder von ihnen kann an einem guten Tag ein Spiel fast allein entscheiden“, weiß Vranjes, der insgesamt sieben Spiele von Vardar per Video analysiert hat.

Ein Schwerpunkt in der Vorbereitung war für den schwedischen Trainer der Flensburger die Deckungsarbeit, nachdem es in den letzten zwei Begegnungen einige Abstimmungsprobleme gegeben hatte. „Dort müssen wir uns steigern und unseren Torhüter noch mehr helfen“, fordert Vranjes. „Eine gute Abwehr ist die Basis für einen Erfolg“, unterstreicht auch Mannschaftskapitän Tobias Karlsson. „Dort müssen wir ein hohes Niveau erreichen, um etwas erreichen zu können.“

Aber auch die Offensive wird gefordert sein gegen einen Gegner, „der fast vier Abwehrvarianten“ (Vranjes) spielt. Am liebsten eine 5:1-Formation mit Timur Dibirov in der Spitze, der die Kombinationen der Flensburger stören soll. „Wir müssen von der ersten Sekunde an hellwach sein und richtig gut spielen, wenn wir ein paar Tore mit ins Rückspiel nehmen wollen“, weiß Rückraumspieler Jim Gottfridsson, der gerade erst seinen Vertrag an der Förde vorzeitig um zwei weitere Jahre bis zum Sommer 2020 verlängert hat.

Personell kann der Trainer im „bislang wichtigsten Spiel der Champions League“ (Schmäschke) aus dem Vollen schöpfen. Alle Akteure sind einsatzfähig, obwohl teilweise durch Erkältungen noch geschwächt. Auch Henrik Toft Hansen ist dabei, nachdem er wegen Fuß-Problemen eine Trainingspause verordnet bekommen hatte.