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Kadetten Schaffhausen

„Hopp Kadette!“ Der Schweizer Schlachtruf ist im Kreis der besten europäischen Handballklubs zu hören, nachdem die Kadetten Schaffhausen in die Gruppe A der VELUX EHF Champions League „aufgestiegen“ sind. „Das wird eine Saison mit vielen Highlights, mit einer häufig ausverkauften Hallen und mit einer Erfahrung, die man wahrscheinlich nur einmal im Leben macht“, schwärmte David Graubner im Sommer. Der Halblinke, vor einigen Jahren kurzzeitig beim TV Großwallstadt unter Vertrag, ist Kapitän der Mannschaft und zugleich Geschäftsführer. Inzwischen ist die Euphorie verflogen. Nur ein Sieg glückte bislang auf europäischer Ebene, die Teilnahme am Achtelfinale ist bereits jetzt ausgeschlossen.

Nikola Marinovic.

Der große Motor im Hintergrund ist Giorgio Behr, der seit 1992 als Präsident der Kadetten fungiert. Der 66-Jährige ist nicht nur in der Handball-Szene eine Größe, sondern auch in der Schweizer Wirtschaft. Er war Berater und Firmensanierer, baute das Schweizer Sportfernsehen (SSF) auf und rettete die Gratiszeitung „Schaffhauser Bock“. Er ist emeritierter Universitätsprofessor, Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer, Inhaber eines Mischkonzerns sowie Vater von vier Söhnen. Fixpunkt ist immer wieder Schaffhausen. „Der hat überall die Finger drin“, sagt man in seiner Heimatstadt.

Natürlich engagierte sich Giorgio Behr auch, als die Spielstätten-Frage in Schaffhausen akut wurde. Die altehrwürdige Schweizersbildhalle mit einem Fassungsvermögen von 1500 Zuschauern war für die VELUX EHF Champions League schon vor Jahren zu klein. „Die Kadetten“, stellte der Präsident 2010 klar, „werden deshalb entscheiden, ob sie weiterhin im Spitzenhandball aktiv bleiben oder sich aus dem Wettbewerb zurückziehen.“ Natürlich blieb Schaffhausen am Ball, und Giorgio Behr half bei der Finanzierung der BBC-Arena, die 2011 eingeweiht wurde. Am 15. März 2012 war sie Schauplatz eines Schweizer Zuschauerrekord: 3.400 Fans verfolgten die Partie gegen Atlético Madrid.

Markus Richwien.

In den letzten Monaten sorgten die Kadetten mit Trainerstürzen für Aufsehen. Zunächst trennten sie sich vor der letzten Meisterschafts-Endrunde vom deutschen Weltmeister Markus Baur. Der Nachfolger kam aus dem rumänischen Baia Mare: der Däne Lars Walther, der einst das Junior-Team der SG Flensburg-Handewitt betreut hatte. Doch als Schaffhausen im eidgenössischen Cup an Wacker Thun scheiterte, waren seine Tage gezählt. „Die Trennung erfolgte aufgrund eines schleichenden Prozesses“, erklärte Manager Gabor Vass.

Seit Februar fungiert der ehemalige Spielmacher Peter Kukucka als neuer Coach. Sein Kader besteht aus erfahrenen Kräften, zu denen der deutsche Rechtsaußen Markus Richwien, der erfahrene Linksaußen Manuel Liniger, der ungarische Regisseur Gabor Csaszar und der österreichische Keeper Nikola Marinovic zählen. Junge Schweizer Nationalspieler wie Luka Maros und Lucas Meister trumpften zuletzt auf.