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Paris Saint-Germain HB

Anfang Juli, Glostrup bei Kopenhagen: Bruno Martini, der Ex-Keeper und heutige Manager von Paris Saint-Germain HB, starrte auf den Monitor, wirkte zunächst ein wenig perplex, als er die Hammergruppe in der VELUX EHF Champions League registrierte. „Zwei von diesen sehr guten Mannschaften werden den Weg in die nächste Phase nicht schaffen“, dachte er. „Ich hoffe nicht, dass es Paris ist.“ Huch, wunderte sich da manch Außenstehender: So einem bescheidenen Klub hat sich Uwe Gensheimer angeschlossen, um nach über einer Dekade bei den Rhein-Neckar Löwen eine neue Herausforderung zu suchen? Einige Wochen später klang das Statement des Managers schon etwas anders. „Zunächst wollen wir die bestmögliche Platzierung in der härtesten Gruppe, die die VELUX EHF Champions League je gesehen hat, erreichen“, ließ er mitteilen. „Dann wollen wir nach Köln. Dort – das hat Kielce zuletzt eindeutig bewiesen – kann alles passieren.”

Daniel Narcisse: Routinier im Rückraum.

Allerdings wirkte auch diese Äußerung wie Understatement für einen Klub, den die Konkurrenz auf das Favoritenschild hob. In der letzten Serie reichte es in der europäischen Königsklasse zu Platz drei, in der Geldrangliste steht der Klub aus der Seine-Metropole mit einem rund 15-Millionen-Euro-Budget längst an der Spitze. 2012 stieg die „Qatar Sports Investments“ nicht nur bei den Fußballern, sondern auch bei den Handballern als Hauptgeldgeber ein. Der katarische Geschäftsführer Nasser Al Khelaifi wurde PSG-Präsident. Das dänische Rückraum-Ass Mikkel Hansen und das französische Flugwunder Luc Abalo waren die ersten spektakulären Transfers. Danach folgten Stars wie Daniel Narcisse, Thierry Omeyer oder Nikola Karabatic. Und im Sommer heuerte mit Uwe Gensheimer sogar erstmals ein deutscher Nationalspieler in Paris an. Er hievte den linken Flügel, der bislang eher eine durchschnittlich besetzte Position gewesen war, auf Weltklasse-Niveau.

Nikola Karabatic: Zwei Mal Welthandballer des Jahres.

Insgesamt zeigten die PSG-Verantwortlichen Augenmaß, verpflichteten keine weiteren Top-Stars, sondern relativ junge Akteure, die das Potenzial zum zukünftigen Weltklasse-Handballer besitzen. Zum Beispiel Luka Stepancic. Der 25-Jährige schaffte nach einem Kreuzbandriss im November noch den Sprung ins kroatische Olympia-Aufgebot. Der Ex-Berliner Jesper Nielsen wird am Kreis und in der Abwehr gebraucht. Der erst 21-jährige Nedim Remili gilt als hochtalentiert und bestätigte dies nachdrücklich im Januar: Der Linkshänder zählt nun zu den insgesamt sieben aktuellen Weltmeistern im PSG-Trikot. Der slowenische Keeper Gorazd Skof passt mit seinen 39 Jahre auf dem ersten Blick nicht in die „Jugend-Philosophie“. Er wurde auch nur für diese eine Saison verpflichtet. Dann kommt der Spanier Rodrigo Corrales, der noch ein halbes Torhüter-Leben vor sich hat.

Mikkel Hansen: dänischer Super-Star.

Auf der Bank sitzt ein Coach, der 20 Jahre Erfahrungen in Deutschland vorweisen kann: Noka Serdarusic. Er trainierte den THW Kiel, die SG Flensburg-Handewitt, den VfL Bad Schwartau – und seit 2015 Paris Saint-Germain. „Natürlich lassen sich Entwicklungen verkürzen, wenn man wie PSG individuell starke Spieler hat, doch erst als Mannschaft lassen sich große Ziele erreichen“, weiß der Altmeister. An seiner Seite schätzt er die Arbeit von Staffan Olsson, einem seiner Lieblingsspieler aus gemeinsamen Kieler Zeiten. Das Duo verlängerte er vor wenigen Wochen seinen Vertrag. Die Bilanz dieser Saison ist bislang auch einfach zu gut, um aufzuhören: Bislang gab es erst vier Niederlagen – in der VELUX EHF Champions League in Kiel und Barcelona, beim IHF Super Globe gegen Berlin und in der französischen Liga in Nantes.