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Mit breiter Brust Richtung Europa

(sh:z; Hans-Werner Klünner) 29:25 über die MT Melsungen und damit 10:0 Zähler nach fünf Spielen – die SG Flensburg-Handewitt hat sich als Spitzenreiter in ihre Pause  der Handball-Bundesliga verabschiedet. Erst am 9. Oktober in Lemgo geht es wieder um Liga-Punkte, jetzt stehen die ersten drei Gruppenspiele in der Champions League an. Am Sonnabend (17.30 Uhr) kommt Telekom Veszprem in die Flens-Arena. „Wir freuen uns alle auf diese Spiele“, gab Mannschaftskapitän Tobias Karlsson die Stimmung in der Mannschaft vor dem Auftakt in der Königsklasse wieder.

Der Champions-League-Sieger von 2014 betritt mit breiter Brust die internationale Bühne. „Wir sind gut drauf“, befand Trainer Ljubomir Vranjes nach dem souveränen Erfolg über Melsungen. Im Vorjahr hatten die Nordhessen mit ihrem 33:32-Coup in der Flens-Arena eine Flensburger Negativserie von 1:5 Punkten eingeleitet. Am Mittwoch war das Team von Michael Roth chancenlos, und Vranjes strahlte: „Wir haben im September in der Liga keinen Punkt abgegeben. Das hat es noch nie gegeben.“

Die Begegnung vor 5687 Zuschauern war nach zehn Minuten praktisch schon entschieden. Dank  eines überirdischen Mattias Andersson im Kasten, der mit sieben Paraden nahtlos an die Performance aus Mannheim anknüpfte, und einem 6:0-Abwehrbollwerk davor, das  bis dahin schon vier Gästewürfe erfolgreich geblockt hatte, führte die SG bereits mit 6:1. „Wir hatten einen sehr guten Start mit einer sehr guten Abwehr und einem sehr guten Torhüter. Das ist derzeit unsere Stärke, und das haben wir auch gezeigt“, meinte ein zufriedener Ljubomir Vranjes. Trainerkollege Michael Roth, der sich den Auftakt ganz anders vorgestellt hatte, klagte dagegen: „Wir haben genau das gemacht, was wir nicht machen wollten. Wir haben Mattias Andersson warm geworfen.“

Die Melsunger hatten dem „Selbstvertrauen und der Überzeugung“ (Roth), mit der die Gastgeber auftraten, an diesem Abend nichts entgegen zu setzen. Die Einstellung der Nordhessen stimmte, aber es fehlte die spielerische Klasse, um die SG ernsthaft in Gefahr zu bringen. „Melsungen kam mit viel Kraft und Power, aber wir haben ihnen schnell den Mut und Glauben genommen, dass sie gewinnen können“, sagte Spielmacher Thomas Mogensen. „Wir haben insgesamt ein stabiles Spiel geboten“, so Tobias Karlsson. „Nur in der zweiten Hälfte hat Melsungen ein paar Mal  Gegenstöße oder die zweite Welle bekommen.“

Gefühlt hätten die Flensburger an diesem Abend viel höher gewinnen müssen. Dass es nicht so gekommen war, lag an einigen Konzentrationsschwächen. Nach dem 6:1 schien die SG die Nordhessen buchstäblich aus der Halle schießen zu wollen, agierte zu ungeduldig und überhastet. Und nach dem Wechsel leistete sich der Spitzenreiter, der in den ersten 30 Minuten in der Offensive fehlerfrei gespielt hatte, zu viele technische Fehler, so dass Melsungen die Niederlage in Grenzen halten konnte. „Wir hatten in den ersten zehn Minuten einen sehr guten Flow, aber was wir dann bis zur 22. Minute gespielt haben, war nicht überragend“, analysierte Vranjes. „Wir verlieren bei einer klaren Führung zwischendurch immer wieder die Konzentration. Da müssen wir uns noch verbessern.“

Der SG-Trainer hatte aber auch viel Positives gesehen, lobte Anders Eggert, der wieder zu alter Stärke zu finden scheint: „Ich freue mich für den alten Mann.“ Und Vranjes freute sich über das gelungene Debüt von Ivan Horvat. „Ivan kommt mehr und mehr rein, das sieht man im Training.“ Der 23-jährige Kroate war in der 53. Minute zu seinem ersten Liga-Einsatz gekommen und hatte nur drei Minuten später sein erstes Bundesliga-Tor erzielt. „Ich habe zwar nur wenige Minuten gespielt“, gab Horvat anschließen zu Protokoll. „Aber dafür bin ich dankbar. Die Atmosphäre war toll und das erste Tor der Wahnsinn.“

Auch Anders Zachariassen hatte in den Schlussminuten noch seine Einsatzzeit bekommen. Bis zur 40. Minute hatte Vranjes zuvor allerdings kaum gewechselt. Das dürfte sich am Sonnabend in der Champions League ändern. Dann kann der SG-Trainer 16 Namen auf dem Spielberichtsbogen eintragen. „Und da brauchen wir jeden Spieler. Mit acht oder neun Mann halten wir das nicht durch“, meinte Thomas Mogensen.