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Achterbahnfahrt in Lemgo

(sh:z; Jan Wrege) Die SG Flensburg-Handewitt hat in Lemgo mal wieder die Kurve gekriegt und ist mit einem 33:29(19:12)-Erfolg in der Lipperlandhalle an die Tabellenspitze der Handball-Bundesliga zurückgekehrt. Das mit 12:0 Zählern einzige verlustpunktfreie Team hatte von 4059 Zuschauern allerdings eine Achterbahnfahrt zu überstehen. Sah es anfangs noch nach einem leichten Sieg in Ostwestfalen aus, so wurde es für die Flensburger in der zweiten Halbzeit noch unerwartet eng gegen einen engagiert kämpfenden TBV Lemgo.

„Ich bin zufrieden mit den zwei Punkten und sehr zufrieden mit der ersten Halbzeit. Da haben wir gute Entscheidungen in der Abwehr getroffen und Lemgo früh gezwungen, mit Sieben gegen Sechs zu spielen. Unsere erste und zweite Welle war richtig gut“, sagte SG-Trainer Ljubomir Vranjes. Nach der Pause registrierte er aber auch schwache Phasen seiner Mannschaft, die er in einer Auszeit wach rütteln musste.

Der Auftakt glückte den Flensburgern, die in der jüngeren Vergangenheit einige Zitterspiele in Lemgo zu überstehen hatten, diesmal reibungslos. Torhüter Mattias Andersson arbeitete perfekt mit der Abwehr zusammen und war zunächst kaum zu überwinden. Im Angriff lief es rund, und endlich stimmte auch die Wurfeffektivität. Holger Glandorf war nicht zu halten, auch Lasse Svan und Henrik Toft Hansen nutzten ihre Möglichkeiten. „Wir hatten alles im Griff. Sieben Tore Vorsprung bei Halbzeit in Lemgo darf man nicht unbedingt erwarten“, meinte Svan. Selbstkritisch stellte der Rechtsaußen dann aber auch fest: „In der zweiten Halbzeit haben wir zehn, zwölf Minuten richtig schlecht gespielt. Da war kein Druck mehr. Wir haben zwar keine Panik bekommen, als es spannend wurde. Aber so etwas sollte uns nicht passieren, wir müssen cooler sein.“

Die Lemgoer hatten sich vom Halbzeitstand nicht deprimieren lassen, glaubten noch an eine Chance und steigerten sich in jeder Hinsicht. In der Abwehr wurde mehr variiert und zugepackt, im Tor hielt Jonas Maier deutlich mehr als zuvor Pjotr Wyszomirski. Vorn agierten die Gastgeber cleverer und schufen sich mit zwei Kreisläufern immer wieder Lücken für den überragenden Rückraumspieler Tim Suton. Der SG-Angriff geriet zeitweise ins Stocken und erleichterte dem TBV die Aufholjagd.  „Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht“, meinte Kapitän Tobias Karlsson. „Lemgo hat das gut genutzt und bekam Tempogegenstöße. Dann ist es wie immer in Auswärtsspielen: Die  Halle wird wach, und es wird eine heiße Kiste. Früher ist so etwas auch mal schief gegangen, wenn wir nicht diszipliniert genug waren. Heute können wir froh sein, dass es noch ein souveräner Sieg wurde“, sagte der Schwede.

Zwei Mal, beim 20:18 (42.) und beim 31:29 (59.) schmolz der Vorsprung des Favoriten auf zwei Tore zusammen. Weil aber die inzwischen eingewechselten Jim Gottfridsson und Johan Jakobsson in wichtigen Momenten trafen und Toft Hansen zum besten Werfer avancierte, überstanden die Flensburger die heikle zweite Hälfte der Partie unbeschadet. Dafür gab es dann auch Lob vom Trainer: „Die Einstellung meiner Mannschaft ist überragend. Die Abwehrarbeit war richtig gut, im Angriff will ich noch besser werden“, sagte Vranjes.