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MT Melsungen

Bis in den Mai hinein bestanden zumindest theoretische Chancen, dass sich die Nordhessen erstmals für die VELUX EHF Champions League qualifizieren könnten. Nun fielen sie aus allen Wolken, da die Auftakt-Niederlagen gegen die Aufsteiger aus Coburg und Erlangen keineswegs eingeplant waren.

Die ersten Ergebnisse versetzten die Branche in Staunen. 20:25 zu Hause gegen Coburg, 25:29 in Erlangen. Was ist nur mit der MT Melsungen los? „Jetzt ist das Worst-Case-Szenario eingetreten“, stöhnte Trainer Michael Roth. „Erlangen war die Fortsetzung des unkonzentrierten Auftritts gegen Coburg. Die Fahrlässigkeit im ersten Saisonspiel hat uns völlig aus dem Tritt gebracht.“ Auch MT-Vorstand Axel Geerken zeigte sich entsetzt: „Wir sind nun in eine sehr schwierige Situation geraten.“

 

 

Nachdenklich: Michael Müller.

Es war ein harter Rückschlag. Dabei hatten einige Experten den Nordhessen sogar zugetraut, auf das Treppchen Kurs zu nehmen. Schließlich hatte die Mannschaft in den letzten Jahren einen Reife-Prozess vollzogen. Zudem mussten im Olympia-Sommer nominell kaum Veränderungen vorgenommen werden. Mit Jan Forstbauer, Malte Schröder und Christian Hildebrand hatten sich im letzten Frühjahr keine unverzichtbaren Leistungsträger verabschiedet. Mit dem Niederländer Arjan Haenen mussten nur ein zweiter Rechtsaußen und mit Gabor Langhans ein zweiter Rückraum-Linkshänder integriert werden. Dessen Positionskollege Michael Müller formulierte als MT-Kapitän die Ausgangssituation deutlich. „Vergangene Saison lief bei uns mit Rang vier fast alles optimal“, sagte er. „Jetzt müssen wir die Füße still halten und diese Platzierung bestätigen – das wird eine Riesenaufgabe.“ Andere Teamkollegen träumten bereits vom Viertelfinale im EHF-Cup und dem Hamburger Final um den DHB-Pokal, bei dem Melsungen 2013 und 2014 vertreten war.

Die Realität sieht zumindest vorerst anders aus. Ein kleiner personeller Engpass nagte am Gemüt. In Erlangen fehlten in der Schlussphase nicht weniger als ein halbes Dutzend Akteure. Michael Müller und Timm Schneider kassierten umstrittene rote Karten. Ein Quartett fehlte verletzungsbedingt: Den kroatischen Kreisläufer Marino Maric, der die Olympischen Spiele verpasste, hatte ein Riss im Mittelfuß außer Gefecht gesetzt. Linksaußen Michael Allendorf laborierte zuletzt an einem Muskelfaserriss, und Gabor Langhans klagte über eine entzündete Patellasehne. Bei Torwart Johan Sjöstrand wurde Ende August eine Kniespiegelung vorgenommen. Um kein Risiko einzugehen, wurde mit dem Serben Svetislav Verkic ein weiterer Keeper unter Vertrag genommen. Der Routinier hütete zuletzt das Gehäuse des Bundesliga-Absteigers ThSV Eisenach.

 

 

Im Rückraum gefordert: Timm Schneider.

Gegen die Rhein-Neckar Löwen registrierte Michael Roth vor Wochenfrist einen Aufwärtstrend. „Kämpferisch haben wir alles gegeben, was wir drauf haben“, sagte er. „Und auch spielerisch war das nicht so schlecht.“ Nur: Es reichte nicht gegen den deutschen Meister, der mit dem 30:26 zwei Punkte entführte. Die Melsunger blieben mit 0:6 Punkten im Keller.

Beim 32:28 über den bislang ungeschlagenen VfL Gummersbach sorgten Akteure für Akzente, die an den ersten Spieltagen noch passen mussten. Linksaußen Michael Allendorf traf zehn Mal, Kreisläufer Marino Maric überzeugte voll bei seinem Comeback. „Das war praktisch aus dem Stand, da weiß man, was so ein Spieler wert ist“, freute sich Michael Roth und bilanzierte: „Schon gegen die Löwen wie auch heute war die Körpersprache ganz anders als davor – es geht aufwärts.“