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Möller macht Magdeburg mürbe

(sh:z; Jan Wrege) „Ach, eins habe ich noch vergessen“, sagte Kentin Mahé, als fast alles gesagt war: „Ich möchte Kevin Möller loben. Er hat das richtig gut gemacht.“ Es gab eben mehr als einen Matchwinner bei der SG Flensburg-Handewitt, die ein fast verlorenes Spiel gegen den SC Magdeburg zum 26:25 gedreht und die Tabellenführung in der Handball-Bundesliga verteidigt hatte. Mahé setzte vier Sekunden vor Schluss mit einem coolen Strafwurf den K.o.-Schlag, Torwart Möller hatte die Gäste mit zwölf gehaltenen Bällen in der zweiten Halbzeit mürbe gemacht.

Haarscharf entging die SG einem frühen Rückschlag im Titelrennen. Nur drei Mal lagen die Gastgeber vor 5767 Zuschauern in der Flens-Arena in Führung, passenderweise auch, als das Drama endlich vorbei war. Magdeburg dagegen trauerte dem möglichen ersten Saisonsieg nach. „Das tut heute weh und wird morgen noch weh tun“, beschrieb SCM-Trainer Bennet Wiegert die Gefühlslage seiner Mannschaft, die den Favoriten 60 Minuten lang ans kämpferische Limit getrieben hatte.

Handballerisch blieb die SG indes vieles schuldig. „Meine Mannschaft war viel zu heiß, wollte mit dem Kopf durch die Wand. Das ist nicht möglich gegen diese fantastische Magdeburger Abwehr“, sagte Trainer Ljubomir Vranjes. Der Mangel an Präzision im Angriff  bekam den wurfstarken Halben Petar Djordjic und Johan Jakobsson nicht, beide kamen kaum in brauchbare Positionen.

Das sei Kopfsache, das könne man nicht ganz steuern, so der Schwede: „Ich habe vorher gesehen, dass die Magdeburger sehr locker waren. Trotzdem haben sie ihre Arbeit gemacht. Wir wollten unbedingt und sind verkrampft.“ In der Pause war daher nicht die krachende Aufforderung, sich mal am Riemen zu reißen, gefragt, sondern leise Töne: „Ich habe ruhig und sehr konkret gesprochen und positiv gepusht“, erklärte Vranjes. Die SG übte danach  mehr Geduld, suchte nach besseren Wurfchancen gegen den starken SCM-Keeper Dario Quenstedt. Aber statt aus filigraner Spielkunst resultierten Tore doch eher aus der Wucht von Thomas Mogensen oder wachen Momenten von Henrik Toft Hansen mit Würfen ins leere Tor, wenn Magdeburg den zusätzlichen Feldspieler nutzte. Immerhin stand die SG-Abwehr etwas geschlossener und ließ den SCM-Außen weniger Freiraum. „Ich hatte gute Bedingungen“, bedankte sich Torhüter Möller. Der Däne, der nach 25 Minuten für Mattias Andersson gekommen war, hatte aber auch gute Reflexe und letztlich großen Anteil daran, dass der Tabellenführer im Spiel blieb.

Erst nach 43 Minuten warf Holger Glandorf die SG erstmals in Führung, doch das war noch nicht die Wende. Spielmacher Marko Bezjak trieb Magdeburg weiter unermüdlich an, wieder marschierten die Gäste mit zwei Toren voran. Und so kam es zur Schlussphase, deren Dramaturgie lange in Erinnerung bleiben wird. Mahé mogelte dem unglücklichen Quenstedt den Ball zum 25:24 irgendwie durch die Beine. „Lieber ein hässliches Tor als ein schöner Lattentreffer“, sagte der Franzose schmunzelnd. Nach dem erneuten Ausgleich brauchte  es zum Sieg einen Strafwurf, dessen Entstehung Glandorf hübsch skizzierte: „Ich sehe die Lücke, gehe voll drauf und kriege richtig auf die Fresse – Siebenmeter.“ Den griff sich diesmal nicht der Spezialist für legendäre Momente, sondern Mahé: „Hampus (Wanne) saß gerade draußen, und ich war gerade in einer positiven Spirale.“

So behielt er trotz eines Magdeburger Störmanövers die Nerven. Das erleichterte Mahé ein entspanntes Statement zur Spielleitung der Herren Behrens/Fasthoff (Düsseldorf), die zum Schluss mehrfach gegen die SG pfiffen: „Es ist normal, dass Schiedsrichter bei unklaren Situationen eher für das ambitioniertere Team pfeifen.“