Stripes
Stripes
Archiv

„Dann läuft die Maschine“

(sh:z; Jan Wrege) Der „Kaltstart“ ist geglückt. Zwei Wochen nach dem Finale von Rio sind die Olympioniken der SG Flensburg-Handewitt ohne große Reibungsverluste in der Handball-Bundesliga angekommen. Der Vizemeister zeigte eines seiner besseren Saisoneröffnungsspiele und schlug den Aufsteiger HC Erlangen überraschend locker mit 35:23 (17:11).

„Das war ein schöner Anfang. Wir haben nicht einmal zwei Wochen zusammen trainiert. Die Umstellung war nicht so einfach. Es war ja  ein Riesending, das da in Rio passiert ist“, meinte Olympiasieger Lasse Svan, der zusammen mit seinem dänischen Nationalmannschaftskameraden Henrik Toft Hansen und Frankreichs Silbergewinner Kentin Mahé vor Spielbeginn noch einmal geehrt worden war. Ganz fremd fühlte sich der Auftritt in der Flens-Arena für die Rio-Fahrer nicht an, denn die SG setzte auf Bewährtes. „Abwehr super, Torwart super und schnell laufen“, nannte  Svan die Zutaten für den Erfolg.

Der wurde in der SG-Kabine ungewöhnlich laut gefeiert, was Trainer Ljubomir Vranjes zu erklären wusste: „Viele unterschätzen den Druck, der auf der Mannschaft lastet, wenn man drei Monate nicht zusammengespielt hat.“ Dazu kommen die Erwartungen an den von vielen Experten gekürten Titelanwärter Nummer eins.

Noch griff beim Favoriten nicht alles perfekt ineinander, doch das große Potenzial, das in der SG steckt, war zu erahnen. Erlangens Trainer Robert Andersson räumte ein: „Das war ein Klassenunterschied, das muss man anerkennen. Wir hatten etwas anderes erhofft und wollten die Sache enger gestalten.“

Doch früh hatten die Franken erfahren, dass sie in der Flens-Arena keine Chance haben würden. Der durchaus namhaft besetzte Angriff der Erlanger mit dem 120-fachen Nationalspieler Michael Haaß in der Mitte prallte an der SG-Deckung regelrecht ab. Die   Rio-Fahrer Tobias Karlsson und Toft-Hansen bildeten einen soliden Block im Zentrum. Gelang es den Gästen doch, eine Lücke freizuspielen, war Torhüter Mattias Andersson zur Stelle.

„Ich bin sehr zufrieden, wie es mit unserem Plan geklappt hat. Die Abwehr hat gestanden, Mattias Andersson war von Anfang an da – dann läuft die Maschine“, sagte Vranjes. 6:1 stand es nach zehn Minuten, 9:3 (15.) und 12:6 (18.) waren die nächsten Stationen.  Viele Treffer resultierten aus erster und zweiter Welle sowie aus der Schnellen Mitte.

Sehenswert waren aber auch die Tore aus dem Rückraum. Holger Glandorf und Johan Jakobsson zeigten sich auf der rechten Seite treffsicher, aber auch von links kam Druck. „Ich freue mich, dass Petar Djordjic in Fahrt kommt“, sagte Vranjes mit Blick auf den Halblinken, der in seinem ersten Jahr nach der Rückkehr aus Hamburg nicht wirklich Tritt fassen konnte. Gegen Erlangen spielte Djordjic fast 50 Minuten und zeigte sich dabei in Sachen Schnelligkeit und Timing verbessert.

Es hätte noch ein heftigeres Desaster für die hoffnungsfroh angetretenen Gäste werden können, wenn sich nicht hier und da Fehler in das Angriffsspiel der SG eingeschlichen hätten, was auch dem Coach nicht verborgen geblieben war: „Es waren ein paar technische Fehler zu viel“, sagte Vranjes.

Mit Thomas Mogensen als Chef der Offensive lief es meistens rund, mit Mahé  kam mehr Quirligkeit hinein, aber auch Ungenauigkeit bei einigen Pässen, die ihr Ziel nicht fanden. Glandorf sah auch „ein paar Abläufe, die noch nicht passten“, aber: „Nach einem Sieg mit zwölf Toren am ersten Spieltag muss man nicht als Erstes danach suchen, was schlecht war.“