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HC Erlangen

In der vorletzten Saison sorgte der HC Erlangen als Aufsteiger durchaus für Furore in der DKB Handball-Bundesliga. Am Ende fehlten allerdings fünf Punkte zum Klassenerhalt. Nun sind die Franken gekommen, um zu bleiben.

Die Rückkehrer wollen für ein Novum in Mittelfranken sorgen. Diese Region war bislang kaum mit Spitzenhandball gesegnet. Wenn einmal ein Klub in der Erstklassigkeit auftauchte, war es nur ein kurzer Frühling. Der TSV Zirndorf war 1966 Gründungsmitglied der Bundesliga und verpasste das Klassenziel. Der TuSpo Nürnberg stieg in den 80er Jahren drei Mal auf – und jedes Mal sofort wieder ab. Nach einem vergeblichen Anlauf ist es nun der HC Erlangen, der diese schwarze Serie durchbrechen und sich in Deutschlands höchster Spielklasse etablieren möchte.

 

 

Ole Rahmel.

Es ist kein Zufall, dass in der 100.000-Einwohner-Stadt, die nur 20 Kilometer von Nürnberg entfernt liegt, heute das Handball-Herz am kräftigsten schlägt. In den 90er Jahren buhlten gleich zwei Zweitligisten um die Vorherrschaft. 2001 erkannten sie, dass es sinnvoll wäre, die Kräfte zu bündeln. Aus der Regionalliga glückte der Sprung in die oberen Gefilden der Zweitklassigkeit, ehe der Fahrstuhl 2014 erstmals ganz nach oben rauschte.

Die Verantwortlichen weichten ihr bestehendes duales System – Ausbildung oder Studium neben dem Handball – auf, um sich an die Begebenheiten der höchsten Spielklasse anzupassen. International gestandene Akteure machten seitdem keinen Bogen mehr um Erlangen. Der slowakische Linksaußen Martin Stranovsky etwa, mehrere Jahre in Diensten des FC Barcelona, geht bereits in seine dritte HC-Saison. Trainer Robert Andersson kam während der ersten Bundesliga-Serie. Der Schwede konnte den Abstieg zwar nicht mehr verhindern, feilte aber weiter an der Struktur der Mannschaft. „Wir haben einen Mix aus jungen aufstrebenden und sehr erfahrenen Spielern“, erklärt René Selke. Der erst 31-jährige Wirtschaftsjurist, der einst das HC-Gehäuse hütete, löste den in die Eishockey-Branche abgewanderten Stefan Adam als Geschäftsführer ab.

 

 

Nikolas Katsigiannis.

Die recht junge Aufstiegstruppe wurde gezielt um ein routiniertes Quartett ergänzt. Dabei ragt Michael Haaß heraus. Der 120-fache Nationalspieler soll die Rolle des Angriffsmotors übernehmen. Nach einem Jahr in Kiel heuerte Nikolas Katsigiannis wieder an der Regnitz an und übernahm den Platz vom doppelten Aufstiegskeeper Jan Stochl. Der slowenische Kreisläufer Uros Bundalo soll helfen, den Abgang von Weltmeister Sebastian Preiß zu kompensieren. Mit dem Spanier Isiaias Guardiola – sein Bruder spielt für die Rhein-Neckar Löwen – hat der Rückraum eine weitere wertvolle Ergänzung erhalten.

Für das Bundesliga-Business hat sich der HC Erlangen von der kleinen Karl-Heinz-Hiersemann-Halle verabschiedet. Schon in der ersten Bundesliga-Serie setzte der Klub weitgehend auf die Nürnberger Arena. In der letzten Serie wurde dort mit 8303 Fans ein neuer Zuschauer-Weltrekord für Zweitliga-Spiele aufgestellt. Keine Frage: Der Handball boomt in Mittelfranken. Der Klassenerhalt sollte diesmal klappen.