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SG gewinnt das Derby wie ein Meister

(sh:z; Jan Wrege) Jetzt glaubt er wieder daran. „Nach dem Remis in Magdeburg hatte ich die Meisterschaft abgeschrieben“, erinnerte sich Ljubomir Vranjes an trübe Momente am 20. April. Doch der meisterliche Auftritt seiner SG Flensburg-Handewitt beim 28:26(12:14)-Sieg im 88. Landesderby gegen den THW Kiel beflügelt die Hoffnung des schwedischen Trainers, dass es   doch noch zum Titel in der Handball-Bundesliga reichen könnte. „Wir haben unsere Arbeit getan. Die Löwen könnten jetzt eine Zitterhand bekommen“, meinte Vranjes.

Auch nach Pluspunkten haben die Flensburger den Rückstand auf die Rhein-Neckar Löwen nun auf einen Zähler Rückstand verkürzt. Nun richten sich alle Blicke auf die Partie der Mannheimer am kommenden Sonntag in Wetzlar, der vermeintlich allerletzten Station, an der sie noch die entscheidenden zwei Punkte lassen könnten. Vranjes wird sich dieses Spiel nicht antun. „Ich werde etwas mit der Familie machen.“

Nun dürfen die Flensburger erst einmal ihren souveränen Auftritt in der Kieler Arena genießen, mit dem sie sich zur aktuellen Nummer eins im Norden aufschwangen. 4:2 für die SG steht es nach drei Siegen in Folge in den Derbys dieser Saison. Rekordmeister Kiel hatte am Pfingstsonntag nur eine starke Viertelstunde vor der Halbzeit, ansonsten hatten die Flensburger den Erzrivalen sicher im Griff.

Früh zeichnete sich ab, dass der THW mit der SG-Abwehr, in der Kentin Mahé als Spitze einer 5:1-Formation gegen Domagoj Duvnjak agierte, nicht klar kommen würde. „Unsere neue Deckung fühlt sich gut an. Das war ein solides, gutes Handballspiel von uns“, untertrieb der großartige Abwehrchef Tobias Karlsson. Weltklasse-Mann Duvnjak war von Abfangjäger Mahé zwar nicht völlig zu neutralisieren und kam in Überzahl  oder nach Freiwürfen noch zum Zug, doch im gebundenen Spiel – soweit beim THW davon die Rede sein kann – blieb der Kroate fast ohne Wirkung. Seine Nebenleute ebenso: Marko Vujin – lustlos und unbeweglich; Vertreter Dener Jaanimaa – willig, aber zu wild; Christian Dissinger – bemüht, aber überfordert, was ein ungeschicktes Foul gegen Mahé illustrierte.

Der von Mahé gesteuerte Flensburger Angriff hingegen zeigte spielerische Brillanz, gewürzt mit der Wucht der „Halben“ Thomas Mogensen und Holger Glandorf. Zu kritisieren war allenfalls der etwas großzügige Umgang mit den Torchancen. Nicht auszudenken, wie der THW untergegangen wäre, hätten Mahé und Lasse Svan alle ihre Möglichkeiten genutzt. Die Kieler konnten sich bei Keeper Niklas Landin bedanken, dass sie überhaupt 40 Minuten im Spiel geblieben waren.

Danach aber schnürte die SG bemerkenswert nervenstark den Sack zu und zog in einem Zwischenspurt auf 25:20 (49.) davon. So sehr die Kieler gegen die im letzten Drittel fünf Mal durch Zeitstrafen dezimierte SG-Deckung anrannten, es war nichts mehr zu retten. Das lag auch an Mattias Andersson. Der Flensburger kam in der Summe der Paraden (17:13) nicht ganz an Landin heran, war dafür aber exakt im richtigen Moment zu Stelle, etwa, als für einige Minuten der SG-Angriff durch kurze Deckung für Mogensen und Glandorf gebremst wurde. Kiel verkürzte noch auf zwei Tore (24:26, 57.), bevor Hampus Wanne und Mogensen mit den Treffern zum 28:24 (58.) alles klar machten.