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Nur für einen Tag Tabellenführer

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Alles Daumendrücken war vergebens. Die Rhein-Neckar Löwen haben bei der HSG Wetzlar mit 23:19 gewonnen und im Kampf um die deutsche Handball-Meisterschaft ihren knappen Vorsprung gegenüber der SG Flensburg-Handewitt behauptet. „Für die Löwen war das ein großer Schritt in Richtung Titel“, gab SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke zu, der die Partie im Fernsehen gebannt verfolgt hatte. „Aber vorbei ist es erst am letzten Spieltag“, schränkte er im gleichen Atemzug ein.

Zwei Spieltage vor dem Saisonende deutet alles auf den ersten nationalen Titel für die Löwen hin. Der Spitzenreiter hat noch Heimrecht gegen die TSV Hannover-Burgdorf und muss zum Absteiger TuS N-Lübbecke. Die SG gastiert beim TVB Stuttgart und empfängt zum Abschluss den Bergischen HC. „Wir hatten und haben es nicht in eigener Hand“, sagte Schmäschke. Zumindest sind sie Löwen weiter unter Druck. „Sie müssen beide Spiele gewinnen, denn wir werden bis zuletzt kämpfen.“

Am Sonnabend hatte die SG im Fernduell mit den Löwen ein 35:18 (16:6) über Eisenach vorgelegt und für einen Tag die Tabellenspitze übernommen. Die Gäste, für die der Abstieg damit perfekt war, waren mit der Niederlage sogar noch gut bedient. Bei konsequenterer Chancenverwertung hätten die Flensburger deutlich höher gewinnen können. Dennoch war Trainer Ljubomir Vranjes zufrieden: „Natürlich haben wir auch ein paar Fehler gemacht. Aber insgesamt haben wir in Abwehr und Angriff konzentriert gespielt. Die Mannschaft hat Lauffreude gezeigt, und alle haben ihre Spielanteile bekommen.“

Die Partie in der Flens-Arena gegen hoffnungslos überforderte Gäste war früh entschieden. Nach 23 Minuten führten die Gastgeber mit 12:2, und einige Zuschauer fragten sich, ob die Thüringer es bis zum Schlusspfiff überhaupt auf eine zweistellige Trefferquote bringen würden. Eine aufmerksame SG-Abwehr mit einem guten Mattias Andersson dahinter ließ  nur wenig zu. Immer wieder rannten sich die körperlich starken, aber alles andere als treffsicheren Rückraumschützen des ThSV fest. Und wenn doch einmal ein Wurf durch die Deckung kam, ging er entweder oben drüber, vorbei oder wurde er eine sichere Beute von Andersson. Noch keine Mannschaft hatte sich in dieser Saison in der Flens-Arena in der Offensive so ideenlos präsentiert. Gefahr beschwor lediglich Kreisläufer Nicolai Hansen herauf, der vor der Pause vier der sechs ThSV-Treffer markiert hatte.

Dass die Thüringer im zweiten Durchgang ihre Quote verdoppelten, führte SG-Kreisläufer Kresimir Kozina in erster Linie auf das hohe Tempo zurück. „Es waren unheimlich viele Angriffe auf beiden Seiten, und deshalb fielen auch mehr Tore. Unsere Abwehr war aber nicht schlecht“, befand der Kroate. Einen guten Auftritt der SG hatte auch Jim Gottfridsson gesehen: „Unsere Abwehr stand sicher, und vorn sind wir hohes Tempo gegangen.“ Einziges Manko für ihn waren die technischen Fehler und die vergebenen freien Chancen. So konnte sich Svetislav Verkic im ThSV-Tore einige Male auszeichnen. Auch bei Würfen von Petar Djordjic. Der Serbe, der im vergangenen Sommer vom HSV an die Förde zurückgekehrt war, erhielt viele Spielanteile, aber es wechselten Licht und Schatten. Drei Treffern standen fünf Fehlversuche gegenüber, hinzu kamen einige technische Fehler bei missglückten Anspielen an den Kreis. „Aber so etwas ist in so einem Spiel normal“, meinte Gottfridsson. Unter dem Strich stand dennoch der höchste Heimsieg der Saison.