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Umjubeltes Zachariassen-Comeback

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Die SG Flensburg-Handewitt und ihre Fans haben erfolgreiche Frustbewältigung betrieben. Nach dem Viertelfinal-Aus in der Champions League und der gescheiterten Pokalverteidigung feierte das Team von Trainer Ljubomir Vranjes in der Handball-Bundesliga einen 32:25(16:10)-Erfolg über Frisch Auf Göppingen und wurde anschließend von den Anhängern gefeiert. Zudem feierte Kreisläufer Anders Zachariassen nach fast achtmonatiger Verletzungspause wegen eines Kreuzbandrisses ein umjubeltes Comeback.

„Es war zu spüren, dass die Zuschauer hinter uns stehen. Das ist ein gutes Gefühl“, freute sich SG-Geschäftsführer über die Rückendeckung des eigenen Anhangs. Denn die Anspannung bei Spielern und Verantwortlichen vor dem ersten Heimauftritt nach zwei geplatzten Titelträumen war enorm gewesen. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es für die Spieler ist, wieder in die Halle einzulaufen, wenn so eine Woche wie die letzte hinter ihnen liegt“, sagte Vranjes. „Ich kann meine Mannschaft nur loben. Sie hat ihre Sache wirklich gut gemacht, wenn man die Umstände berücksichtigt.“

Den Grundstein gegen eine Göppinger Mannschaft, die sich offenbar für das Final Four im EHF-Cup  am kommenden Wochenende schonte (Trainer Magnus Andersson: „Unsere Leistung war nicht okay“) legten die Flensburger mit einer stabilen Abwehr und einem starken Mattias Andersson (15 Paraden) dahinter. Im Spiel nach vorn unterliefen dem entthronten Pokalsieger ohne Rasmus Lauge, der in der nächsten Woche in Berlin am verletzten Außenmeniskus operiert wird, zwar einige Fehler. Aber bis auf eine kleine Schwächeperiode zwischen der 50. und 54. Minute, als Frisch Auf von 20:26 auf 23:26 verkürzte, hatten die Gastgeber Gegner und Spiel jederzeit unter Kontrolle. „Bis auf diese paar Minuten war das okay“, befand Vranjes, der die Verantwortung auf viele Schultern verteilt hatte. Das nutzten vor allem die jungen SG-Außen. Hampus Wanne, der für den diesmal geschonten Anders Eggert 60 Minuten ran durfte, rechtfertigte das Vertrauen des Trainers mit einer guten Abwehrleistung und fünf Toren. Einziger Wermutstropfen war der vergebene Strafwurf gegen Primoz Prost beim 15:9 kurz vor der Pause. Sogar eine makellose Bilanz konnte Rechtsaußen Bogdan Radivojevic vorweisen, der kurz nach der Pause den glücklosen Lasse Svan (Vranjes: „Lasse hatte einen schlechten Tag“) abgelöst hatte. Sechs Würfe, sechs Tore – der junge Serbe brannte an diesem Abend vor Ehrgeiz.

Vranjes wechselte während der Partie munter durch. Nur Kreisläufer Henrik Toft Hansen musste über 57 Minuten durchhalten. Denn das Beste hatte sich der SG-Trainer bis kurz vor Schluss aufgehoben. Unter tosendem Beifall feierte Anders Zachariassen nach fast achtmonatiger Verletzungspause sein Comeback. Am 19. September 2015 hatte sich der dänische Kreisläufer im ersten Gruppenspiel der Champions League gegen Paris St. Germain einen Riss des hinteren Kreuzbandes im linken Knie zugezogen. Vor einem Monat war der 24-Jährige wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen und hatte gegen Göppingen erstmals das Aufwärm-Programm mitgemacht. „Dass ich spielen würde, habe ich nicht gewusst. Ljubo hat nichts zu mir gesagt“, erzählte Zachariassen mit einem breiten Lächeln. „Dass die Zuschauer mich so begrüßt haben, war einfach nur geil.“

Der Däne weiß jedoch, dass der Weg zurück in die Stammformation noch seine Zeit dauern wird. „Am Mittwoch in Melsungen und am Wochenende in Kiel werde ich wohl keine Einsatzzeiten bekommen“, meinte Zachariassen. „Ich fühle mich zwar fit und habe keine Schmerzen im Knie. Aber was fehlt, sind Timing und Wettkampfpraxis.“