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„Richtig schöner Flow im Angriff“

(sh:z; Jan Wrege) So zufrieden sieht man Ljubomir Vranjes selten. „Das war eine fantastische Leistung. Es war eines unsere besten Spiele in dieser Saison“, sagte der Trainer der SG Flensburg-Handewitt nach dem 32:25(19:14)-Erfolg in der Handball-Bundesliga beim Tabellenvierten MT Melsungen. Die 60 Minuten waren für ihn ein Genuss: „Es ist schön, daneben zu stehen und zu sehen, wie meine Spieler jedes taktische Detail durchkriegen.“

Die Flensburger rückten damit die Kräfteverhältnisse im Vergleich mit den Nordhessen wieder gerade und nahmen mit ihrem 19. Sieg im 22. Duell Revanche für die bisher einzige Niederlage, die der SG im Hinspiel (32:33) unterlaufen war. Angesichts von nur einem Minuspunkt Rückstand auf Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen erscheint der Ausrutscher gegen Melsungen in eigener  Halle  nun besonders ärgerlich. Aber Vranjes grämt sich nicht, der Konjunktiv ist für ihn keine Kategorie: „So darf man nicht denken. Im Sport verliert und gewinnt man. Die Niederlage ist Mist, aber wir haben daraus gelernt.“

Schließlich sei die SG andererseits das beste Auswärtsteam dieser Spielzeit. Nur eine einzige Niederlage in Wetzlar trübt bisher die Bilanz. „Ja, wir haben  Punkte liegen lassen, aber insgesamt ist es eine richtig fantastische Saison“, findet der Schwede. „Noch nie hatte ich so viele Spieler. Wir mussten neue Wege gehen, was nicht immer einfach war.“

In Melsungen zeigte sich, dass Vranjes und seine Spieler in den vergangenen neun Monaten  vieles richtig gemacht haben. Der große Kader funktioniert, noch nie gab es bei der SG eine derartige qualitative Breite, Wechsel im Spiel führen nicht mehr zu Brüchen. Selbst Rasmus Lauge wurde nicht vermisst, was noch vor wenigen Tagen kaum vorstellbar war. „Wir hatten einen richtig schönen Flow im Angriff“, stellte Vranjes fest. Bis in die Schlussphase agierte die Flensburger Offensive fast fehlerlos. Das lag am starken Spielmacher Jim Gottfridsson, aber auch an Thomas Mogensen, der seine unnachahmliche Dynamik wieder gefunden hat. „Mogensen hat in dieser Saison gekämpft, aber handballerisch war es nicht optimal. Ihm fehlt Kontinuität. Im nächsten Jahr werden wir einen viel besseren Thomas Mogensen sehen. Ich habe auch gelernt, wie er einzusetzen ist“, sagte Vranjes.

Beeindruckend war aber auch die SG-Abwehr mit Tobias Karlsson und Kresimir Kozina im Innenblock. Während die Melsunger nicht ganz so herzhaft wie gewohnt ans Werk gingen, regierten „K.u.K.“ ihr Reich unangefochten und räumten gnadenlos ab. Das erleichterte Torhüter Mattias Andersson die Pflicht, und zur Kür setzte er noch ein paar phänomenale Paraden obendrauf.

Für Kozina war es wohl einer der letzten Auftritte im SG-Dress. Obwohl sich der Kroate  als Nachverpflichtung für den verletzten Anders Zachariassen prächtig eingefügt hat, stehen die Zeichen auf Abschied nach dieser Saison. „Wir haben nicht den Etat wie einige andere Mannschaften. Und ich habe ja genug Kreisläufer“, deutete Vranjes an, dass es voraussichtlich keine Verlängerung für den 25-Jährigen geben wird. Laut Geschäftsführer Dierk Schmäschke ist das letzte Wort in den Personalien Heinl/Kozina aber noch nicht gesprochen.

Zur nicht mehr ganz utopischen Titelchance äußern sich die Flensburger verhalten. Zunächst steht das Derby am Pfingstsonntag im Blickpunkt. „Wir fahren jetzt sehr selbstbewusst nach Kiel. Ich freue mich auf ein großes Handballspiel“, sagte Tobias Karlsson. Sein Trainer meinte: „Wir wollen in Kiel gewinnen und dann gucken, wie die Rhein-Neckar Löwen mit dem Druck in Wetzlar umgehen. Das ist absolut die letzte Möglichkeit, wo sie noch etwas abgeben könnten.“