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Ein Sieg in letzter Sekunde

(sh:z; Jan Wrege) Ein krachender Wurf von Johan Jakobsson sorgte dafür, dass Spieler, Trainer, Offizielle und eine kleine Fangruppe der SG Flensburg-Handewitt den „Palais des Sports“ in Montpellier nach dem Hinspiel des Achtelfinales in der Champions League am Sonnabend mit einem guten Gefühl verließen. Der Ball des Schweden schlug in der Schlusssekunde einer packenden Partie unhaltbar für Torhüter Arnaud Siffert zum 28:27(15:13)-Sieg der Flensburger ein. „Es ist immer besser, zu gewinnen. Du gehst mit mehr Selbstbewusstsein ins Rückspiel“, sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke.

Vollends in die Knie gezwungen  hat der Handball-Bundesligist das Team von Montpellier HB vor dem zweiten Aufeinandertreffen in der Flens-Arena am Ostersonntag (17 Uhr) allerdings noch nicht. „Es hat sich nicht viel verändert. Wir werden sehen, was in Flensburg passiert“, drohte Routinier Dragan Gajic. „Wir sind in der Lage große Dinge zu tun.“

Deshalb hoffen die SG-Akteure, dass  es für die Franzosen im Norden eine ebenso beeindruckende Kulisse geben wird, wie sie 2800 Besucher im nicht ganz ausverkauften Sportpalast an der Mittelmeerküste schufen. „Montpellier ist stark, aber mit unseren   Fans im Rücken werden wir das schon schaukeln“, meinte Holger Glandorf.

„Wir brauchen in Flensburg eine kleine Hölle“, sagte  Trainer Ljubomir Vranjes, der es „wirklich okay“ fand, auswärts mit einem Tor zu gewinnen. Das muss man so sehen, nachdem die Flensburger in hitziger Atmosphäre schwer ins Spiel gefunden hatten. Die Franzosen legten hohes Tempo vor, hatten in dem bulligen, aber erstaunlich schnellen Kreisläufer Matej Gaber einen treffsicheren Werfer, in Diego Simonet einen schlauen Spielgestalter   und in Keeper Vincent Gerard ihren Rückhalt. Hinzu kam eine recht ruppig zu Werke gehende Defensive. Da wurde sichtbar, wie Montpellier die Übermannschaft Paris St. Germain im französischen Ligapokalfinale schlagen konnte.

Die SG-Abwehr, die mit Kresimir Kozina neben Tobias Karlsson im Zentrum begann, wirkte in manchen Situationen zu passiv. Auch die Angreifer kamen zunächst nicht in Schwung. Vranjes vermisste den „Flow“, nach dem alle Spitzensportler streben. Es reichte aber, um dranzubleiben und Montpellier nach dem 6:4 und 7:5 (12.) nicht weiter enteilen zu lassen. Rasmus Lauge und Thomas Mogensen liefen warm, und Mattias Andersson hatte inzwischen seinen ersten Ball pariert, einen Siebenmeter von Gajic. Fortan steigerte sich der Schwede, der unter der Woche mit Fieber pausieren musste, langsam, aber kontinuierlich zu gewohnter Spitzenklasse. Am Ende waren für Andersson 16 Paraden zu notieren, und mehr als die absolute Zahl zählen die brisanten Situationen, in denen der Torhüter, der am 29. März 38 Jahre alt wird, auf dem Posten war.

Davon gab es genug. „Wir hätten hier auch mit vier oder fünf Toren verlieren können, wenn Mattias nicht ein paar entscheidende Bälle gehalten hätte“, sagte Schmäschke. Die SG hatte das Spiel nach der Pause unter Kontrolle, mehrmals drei Tore vorgelegt, doch nach dem 22:19 begann die Dominanz der Gäste zu bröckeln. Die Franzosen, die mit dem Torhüterwechsel von Gerard  auf Siffert richtig lagen und auch den Ausfall von Simonet kurz nach der Pause verkrafteten, kämpften sich heran. Bis zur Schlussminute behaupteten die Flensburger dank der Tore von Henrik Toft Hansen und Jakobsson die Führung, doch dann schien der Treffer von Gajic Montpellier noch das Remis gerettet zu haben.

Ein clever ausgeführter  Freiwurf – Toft auf Jakobsson – sowie die Sprung- und Wurfstärke des Schweden brachten den Flensburgern dann doch noch den Erfolg. Getrübt wurde die Freude durch die Verletzung von Jim Gottfridsson, der einen Finger ins linke Auge bekam. Dort trat ein Blutung auf. In der Augenklinik von Montpellier bekam  der junge Schwede  grünes Licht für den Rückflug, heute sollen aber weiter  Untersuchungen folgen.