Stripes
Stripes
Archiv

Montpellier HB

Dieser Trainer ist das Gesicht seines Vereins. Patrice Canayer stieg vor 22 Jahren bei Montpellier HB ein, fungiert noch immer als Coach und General-Manager. Schon in seiner Premieren-Saison legte er mit dem ersten Meister-Titel den Grundstein für eine große Erfolgsserie. Heute besitzt der fast 55-jährige Übungsleiter Legenden-Status. 14 Mal französischer Meister, zwölf Mal Pokalsieger und zehn Mal Ligapokalsieger füllen seit 1995 den Briefkopf. Und unvergesslich: 2003 errang Montpellier HB gar die Champions League.

Dauerbrenner: Trainer Patrice Canayer.

Alle Titel sind mit dem Namen von Patrice Canayer verbunden, die Aufbauarbeit leisteten allerdings andere. Allen voran der 1997 verstorbene Präsident Jean-Paul Lacombre, der das Zepter bereits führte, als sich 1982 in der 250.000-Einwohner-Metropole am Mittelmeer der Klub „Cosmos“ gründete. 1992 stieg der Verein in die französische Nationalliga auf und firmierte fortan als „Montpellier Handball“. Ein Jahr später wurde ein Nachwuchszentrum gegründet, das fortan die Ballwerferzunft speiste. Diese besondere Schule durchlief beispielsweise der derzeit verletzte Halblinke Mathieu Grebille, der mit 17 Jahren von der Karibikinsel Martinique nach Montpellier zog. Sein Positionskollege Baptiste Bonnefond und Kreisläufer Ludovic Fabregas  spielten ebenfalls schon in ihrer Jugend bei MHB und debütierten erst vor Kurzem in der französischen Nationalmannschaft.

Der Nachwuchssektor hat in den letzten Jahren gewiss nicht an Bedeutung verloren. Vor Kurzem überraschten die Südfranzosen zwar Paris Saint-Germain im Endspiel des Ligapokals, gegen den potenten Rivalen hat MHB sonst fast immer das Nachsehen. Die Wende setzte 2012 ein, als sich Leistungsträger wie Mladen Bojinovic und Samuel Honrubia in die Hauptstadt locken ließen. Seitdem wurde am Mittelmeer keine Meisterschaft mehr gefeiert.

Könner aus Argentinien: Diego Simonet.

Zudem erschütterte in der Serie 2012/13 ein faustdicker Skandal das Vereinsgefüge. Mehrere Akteure waren in eine Wett-Affäre verstrickt, darunter Super-Star Nikola Karabatic. Ein Gericht verhängte erst im letzten Sommer Geldstrafen, die Folgen dieses unrühmlichen Vorgangs hatte MHB aber schon vorher schwer getroffen. Sperren, Sanktionen und Trennungen standen auf der Tagesordnung. Patrice Canayer war mit einem umfangreichen Neuaufbau seines Teams konfrontiert.

Neben der eigenen Jugend setzte er auf einige Juwelen aus dem Ausland. Der brasilianische Linksaußen Felipe Borges kam bereits im Januar 2013. Bald darauf standen die Verpflichtungen zweier slowenischer Rohdiamanten fest: Linkshänder Jure Dolenec und Kreisläufer Matej Gaber versuchten ihr Glück in Frankreich, ebenso Diego Simonet. Der Spielmacher aus Argentinien gilt als der beste Handballer seiner Nation, wagte über das spanische Torrevieja den Sprung nach Europa, um 2011 beim Pariser Klub US Ivry zu landen. Vor der aktuellen Spielzeit verstärkten die Südfranzosen die Torhüter-Position und lockten Vincent Gerard vom Atlantik-Klub US Dunkerque ans Mittelmeer.

Slowenischer Linkshänder: Jure Dolenec.

Trotz der enormen Umwälzungen gibt es einige Routiniers, die schon lange das MHB-Trikot tragen. Linkshänder Vid Kavticnik, der im Hinspiel zeitweise auch als Spielmacher agierte, blieb dem Verein seit seinem 2009 erfolgten Wechsel vom THW Kiel treu. Rechtsaußen Dragan Gajic ist immerhin seit 2011 an Bord. Und dann ist da Michael Guigou. Der Dauerbrenner auf Linksaußen steht seit 1999 im Kader, war schon 2003 beim Königsklassen-Triumph mitten in der Jubel-Schar und bestritt allein in der französischen Liga deutlich über 300 Partien für Montpellier. Kurzum: MHB hat ein starkes Team, das zwar nur auf Rang sieben der französischen Liga liegt, aber noch ohne Weiteres an die dritte Stelle klettern kann. Der Rückstand beträgt nur zwei Punkte.

Sicherer Siebenmeter-Schütze: Dragan Gajic.

Gleich in zwei Spielstätten sorgt der Fan-Club „Les Blue Fox" für eine besondere Atmosphäre. In der französischen Liga wird gewöhnlich im altehrwürdigen „Le Palais des sports René Bougnol" (3000 Plätze) gespielt, in der VELUX EHF Champions League geht es vor bis zu 8500 Zuschauern in der modernen „Park&Suites Arena“ um Punkte. Wegen der kurzen Vorverkaufszeit und der besseren Stimmung fand das Hinspiel in der kleineren Halle statt.