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Paris Saint-Germain HB

Gut zwölf Jahre sind inzwischen vergangen, dass mit Montpellier HB letztmals ein Verein aus dem Weltmeister-Land Frankreich auf dem europäischen Thron gesessen hat. Diese Abstinenz könnte im nächsten Frühjahr enden. Paris Saint-Germain wird von der Konkurrenz auf das Favoritenschild gehoben. Noch sind es nur jede Menge Vorschusslorbeeren, die aus einer ungeheuren Finanzkraft und den beachtlichen Anstrengungen auf dem Transfermarkt resultieren. Die PSG-Mannschaft selbst vermeidet große Töne – wohl auch um die Erwartungshaltungen nicht zusätzlich zu befeuern: „Unser Ziel in der VELUX EHF Champions League ist es immer, uns zu verbessern und die besten Klubs Europas herauszufordern“, erklärt stellvertretend Kapitän Daniel Narcisse.

Nikola Karabatic. Fotos: TeamPics/PSG Hand

Lange war Paris HB ein eher unscheinbarer Klub, der in der Seine-Metropole kaum auffiel und sportlich auch schon mal den Rückwärtsgang in die Zweitklassigkeit einlegen musste. Torwart Patrice Annonay, der schon über eine Dekade dem Kader angehört, kann gut über die alten, bescheideneren Zeiten berichten. 2012 wurde alles anders: Da stieg die „Qatar Sports Investments“ nicht nur bei den Fußballern, sondern auch bei den Handballern als Hauptgeldgeber ein. Der katarische Geschäftsführer Nasser Al Khelaifi wurde PSG-Präsident.

Henrik Möllgaard.

Das dänische Rückraum-Ass Mikkel Hansen, das in der letzten Königsklassen-Saison 103 Tore erzielte, oder das französische Flugwunder Luc Abalo wechselten schon vor drei Jahren nach Paris. Danach folgten Stars wie Daniel Narcisse, Thierry Omeyer oder Igor Vori. Bis auf zwei Akteure stehen ausschließlich Nationalspieler im Aufgebot. Dennoch reichte es zuletzt in der VELUX EHF Champions League „nur“ für das Viertelfinale, und auch die französische Meisterschaft war kein Selbstgänger. Montpellier HB leistete lange Widerstand.

Noka Serdarusic und Mikkel Hansen.

Trainer Philippe Gardent stand schon mehrfach im Fokus der Kritik, während sein Klub PSG nach den besten Trainern der Welt die Angel auswarf. Nun biss Noka Serdarusic an. „Natürlich lassen sich Entwicklungen verkürzen, wenn man wie PSG individuell starke Spieler hat, doch erst als Mannschaft lassen sich große Ziele erreichen“, sagt der Altmeister, der 20 Jahre lang in Deutschland (THW Kiel, SG Flensburg-Handewitt, VfL Bad Schwartau) trainierte. Zuletzt, beim südfranzösischen Klub Pays d’Aix UC, unterstützte ihn der deutsch sprechenden Ex-Bundesliga-Profi Marc Wiltberger. In Paris ist das nicht nötig, da dort eine Viel-Sprachen-Kultur existiert.

Thierry Omeyer.

Das besondere persönliche Verhältnis zum Trainer und die nochmals weiter geöffnete Geldschatulle der Kataris machten auch den Wechsel des Wunschspielers möglich: Nikola Karabatic trägt nun das PSG-Trikot mit der Nummer 44 und kann wieder mit seinem Bruder Luka zusammenspielen, der zusammen mit Noka Serdarusic aus Aix kam. Zurzeit laboriert Nikola Karabatic zwar an den Folgen eines Bruchs an der Wange, dennoch ist die jüngste Verpflichtung das klare Signal der Investoren, nun endlich den europäischen Titel einzufahren.

Aber auch der vermeintliche Top-Favorit hat noch Schwachstellen. Fragezeichen leuchten beispielsweise über dem rechten Rückraum, wo Xavier Barachet durch Verletzungen zurückgeworfen wurde und der Ukrainer Sergiy Onufrienko als Interims-Lösung verpflichtet wurde. Der Kroate Luka Stepancic soll nächstes Jahr kommen. Relativ bescheiden wirkt auch das Ambiente, in dem PSG nach den europäischen Sternen greifen möchte. Die Halle „Georges Carpentier“ fasst keine 5000 Zuschauer und zählt bereits 55 Jahre.