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Ein schmerzhafter Ausrutscher

(sh:z; Jan Wrege) Die Szene in der 58. Minute war symptomatisch: Thomas Mogensen rutscht auf dem glitschigen Parkett aus, verliert den Ball, Wetzlars Linksaußen Christian Rompf startet zum Gegenstoß und versenkt den Ball zum 22:18 – da war die zweite Niederlage in Folge für die SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga besiegelt. Wie drei Tage zuvor endete wieder eine Tradition: Gegen Melsungen hatten die Flensburger noch nie verloren, die letzte Niederlage gegen die HSG Wetzlar war 14 Jahre her.

Das 21:24 vom Dienstag bedeutet das vorläufige Ende der Euphorie in Flensburg. Neun Tage nach dem  Derbysieg über den THW Kiel sieht die SG  nicht mehr wie ein Titelanwärter aus.  Der schmerzhafte Ausrutscher wirft die Mannschaft von Trainer Ljubomir Vranjes weit zurück. Und sie muss höllisch aufpassen, nicht weiter an Boden zu verlieren – zum nächsten Bundesliga-Heimspiel kommt in einer Woche der neue Club-Weltmeister Füchse Berlin.

Nicht nur Spielmacher Mogensen sah in Wetzlar unglücklich aus. Der ganze Angriff blieb    unter seinen Möglichkeiten. „Wetzlar hat verdient gewonnen. Wir haben viel zu viel verworfen“, stellte Vranjes fest. Die in den Auszeiten besprochenen Maßnahmen hätten geklappt, nur eben der Abschluss nicht. „Der Ball muss rein. Aber Andreas Wolff hält neun oder zehn 100 Prozent freie Würfe. Das war das Problem“, sagte der SG-Trainer. Insbesondere Holger Glandorf verzweifelte an Wetzlars Nationaltorhüter: Nur drei Tore erzielte der Linkshänder bei zehn Versuchen, in der zweiten Halbzeit traf er gar nicht. Dennoch habe er „nicht eine Sekunde daran gedacht“, Glandorf durch Johan Jakobsson zu ersetzten, erklärte Vranjes auf Nachfrage. Warum nicht? „Das ist mein Ding. Ich hatte mich entschieden, Holger zu vertrauen.“

Anders als gegen Melsungen hat die SG-Deckung über weite Strecken funktioniert, sieht man einmal davon ab, dass der erst 20 Jahre alte Wetzlarer Kreisläufer Jannik Kohlbacher nicht zu kontrollieren war. „Vielleicht haben wir uns zu sehr auf unsere Abwehr konzentriert“, grübelte Vranjes selbstkritisch. Gestern traf sich die Mannschaft für drei Stunden, Vranjes zeigte Videos. „Es war Zeit, einige Sachen sehr deutlich zu besprechen. Ich habe gezeigt, was schlecht ist, aber auch, wie gut wir spielen, wenn sich alle an die Absprachen halten“, sagte der Trainer. Er werde bei seiner Philosophie bleiben, in einem großen Kader die Verantwortung zu verteilen. „Die Mannschaft wird super spielen, das kann ich versprechen. Er wird Tiefen geben, das kann ich genauso versprechen“, so Vranjes. Man könne jede Mannschaft der Welt schlagen, aber Kontinuität brauche Zeit. Denn: „Wir haben Spieler geholt, die noch keine große Erfahrung darin haben, Verantwortung zu tragen.“

SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke sagte: „Wir müssen  die Lockerheit wiedergewinnen, die uns verloren gegangen ist.“ Als gute Gelegenheit dazu hat er ausgerechnet das Duell mit Paris St. Germain am Sonnabend (17.30 Uhr) ausgemacht. Die Flens-Arena wird voll sein, von 5800 Tickets sind nur noch knapp 200 übrig. PSG gilt bei fast allen Experten als der Top-Favorit in der Champions League. Die SG darf ausnahmsweise als Außenseiter antreten. „Das ist die Chance, zu zeigen, dass wir es auch anders können“ , so Schmäschke.