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„Keine Zeit für schönen Handball"

(sh:z) Die Spieler des HBW Balingen-Weilstetten feierten das das 20:20-Remis wie einen Sieg. Sie tanzten auf dem Spielfeld, während die Akteure der SG Flensburg-Handewitt über den neuerlichen Punktverlust sinnierten. Dagegen schritt Ljubomir Vranjes mit einem Lächeln zur Pressekonferenz. „Wir hatten zuletzt sehr viel über die richtige Einstellung in der Abwehr gesprochen“, sagte der SG-Trainer dort. „Und siehe da: Statt zuletzt 36 Treffer haben wir nun nur 20 Tore kassiert.“ Zugleich kündigte er an, dass zuletzt „sehr harte Training“ bis zum Saisonende durchzuziehen. „Ich will eine Entwicklung bei den jungen Spielern sehen“, betonte der Coach. In diesem Prozess ist das Heimspiel am Ostersonntag gegen GWD Minden (15 Uhr, Flens-Arena) die nächste Etappe.

Der SG bleibt in dieser Saison offenbar nichts erspart: Nach Verletzungspech und Grippewelle nun die Odyssee. Die weiteste Bundesliga-Reise mutierte auch zur strapaziösesten. Am Dienstagnachmittag war der Flug von Hamburg nach Stuttgart wegen des Sturmtiefs „Niklas“ gestrichen worden. Wie so oft in den letzten Wochen auf dem Spielfeld musste der SG-Tross nun auch beim Reiseplan improvisieren. In Taxis düsten die Handballer nach Hannover, dort stiegen sie in den Mannschaftsbus um, der bereits gen Balingen vorgefahren war. Erst weit nach Mitternacht trafen alle im Hotel auf der Schwäbischen Alb ein. „Man muss es akzeptieren, wie es ist“, ließ sich der junge Spielmacher Jim Gottfridsson nicht aus der Ruhe bringen. „Deshalb haben wir nicht den einen Punkt verloren.“

Den Grund dafür kannte Positionskollege Thomas Mogensen. „Wir haben derzeit keinen Rhythmus, suchen vergeblich nach dem Flow“, sagte der Däne. „Aber wir haben uns alle versprochen, zusammenzustehen und zusammen zu kämpfen. Und dazu zählt auch, vielleicht persönlich ungewöhnliche Rollen zu besetzen, um eine personelle Lücke zu kompensieren.“ Thomas Mogensen hatte im zweiten Durchgang längere Zeit Ahmed Elahmar im rechten Rückraum vertreten und auch auf „halb“ gedeckt.

Das Unentschieden, das nur aufgrund einer Aufholjagd in der Schlussphase zu Stande kam, kann wertvoll werden, da die SG aufgrund des besseren Torverhältnisses im Kampf um den dritten Platz die besseren Karten gegenüber dem SC Magdeburg in der Hand behält. Ljubomir Vranjes war allerdings am Mittwoch die Körpersprache seiner Jungs wichtiger. „Ich will gar nicht über Ergebnis und Taktik sprechen“, sagte er. „Ich hatte von meinen Leuten Willen und Leidenschaft gefordert – und das haben sie heute gezeigt.“

Auch gegen Minden wird kein Schönheitspreis zu gewinnen sein. Seit dem recht lockeren 31:22-Erfolg vom Herbst an der Weser hat sich beim aktuellen Gegner viel getan. Damals hatte eine Verletzungsmisere die GWD-Abwehr gesprengt, nun ist sie wieder komplett. Und mit Frank Carstens hat ein neuer Trainer das Kommando auf der Bank übernommen und offenbar gleich Zugang zur Mannschaft gefunden. Zuletzt gewannen die Westfalen überraschend in Gummersbach und putzten Hannover-Burgdorf. Der Klassenerhalt ist für den Traditionsklub keine Utopie mehr. „Es ist keine Zeit für schönen Handball, bis zum Ende der Saison werden wir in jedem Spiel alles geben und um jeden Sieg erbittert kämpfen“, verspricht Thomas Mogensen.