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Meilenweit von der Bestform entfernt

(sh:z) „Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich gut vorbereitet habe. Trotzdem haben wir verloren. Wir hatten sieben Leute, die gestern nicht trainieren konnten. Das soll aber keine Entschuldigung sein.“ Diese erste Reaktion von Trainer Lubomir Vranjes auf die Niederlage seiner SG Flensburg-Handewitt im Bergischen Land sprach Bände. Gegen den heimstarken Vorjahres-Aufsteiger – unter anderem Bezwinger der Rhein-Neckar Löwen (24:23) und Füchse Berlin (30:25) – hätte es einer kollektiven Mannschaftsleistung bedurft. Doch davon war die SG in der restlos ausverkauften Wuppertaler Uni-Halle nicht zuletzt aufgrund der mangelnden Trainingsarbeit meilenweit entfernt. Die Folge: Ein herber Rückschlag im Duell mit dem SC Magdeburg um Platz drei in der Handball-Bundesliga, der die Startberechtigung für die Champions League in der neuen Spielzeit bedeutet.

Zum Spiel: Trotz Anwurf gelang der SG erst nach knapp fünf Minuten durch Lars Kaufmann der erste Treffer. Zuvor waren Anders Eggert vom Siebenmeterpunkt, Kaufmann aus der Nahdistanz und nochmals Eggert von Außen am starken BHC-Keeper Björgvin Gustavsson gescheitert. Auch in der Folge tat sich der SG-Angriff gegen die 3:3-Abwehrformation der Gastgeber überaus schwer, da diese mit einer enormen Zweikampf-Bereitschaft agierte. Und hinten fanden Abwehrchef Tobias Karlsson und seine Nebenleute so gut wie keinen Zugriff auf das überaus variable Angriffsspiel der Gastgeber mit ihrem überragenden Denker und Lenker, dem Ex-Flensburger Viktor Szilagyi.

Die Folge: Über 5:2 (10.) und 10:7 (16.) hielt der BHC die Fördestädter auf Distanz, ehe Vranjes zur ersten Auszeit bat. Der quirlige Ahmed Elahmar war es, der anschließend die BHC-Defensive gehörig aufmischte. Mit drei Treffern binnen zehn Minuten brachte der Ägypter die SG quasi im Alleingang wieder auf Tuchfühlung. Zudem hatte Vranjes Jim Gottfridsson für den bis dato abgemeldeten Thomas Mogensen auf die Platte gebracht (21. Min.). Gottfridsson sollte mit seinem allerdings einzigen Treffer für den 13:14-Pausenstand sorgen.

„Wir hatten in der Pause ein gutes Gefühl“, meinte Co-Trainer Maik Machulla. Recht sollte er behalten. 80 Sekunden nach Wiederanpfiff markierte der bis dahin treffsichere Lasse Svan per Gegenstoß mit dem 14:15 die erste Gästeführung und nach Szilagyis Ausgleich auch die zweite von Rechtsaußen. Ausgerechnet in der ersten numerischen Flensburger Überzahl sollte sich das Blatt aber wenden. Der BHC legte durch Treffer von Kristian Nippes und Christian Hoße auf 18:16 vor und hatte nun endgültig die Halle hinter sich. Als Szilagyi 20 Minuten vor dem Ende mit seinem 22:19 wieder auf drei Tore vorlegte, platzierte Vranjes erneut den grünen Karton auf dem Zeitnehmertisch.

Das gute Gefühl war endgültig verflogen. Die Gastgeber hingegen witterten Morgenluft. Zurecht: Immer wieder verfingen sich Wurfversuche und Anspiele der SG in der vielarmigen Abwehr der „kleinen“ Löwen oder wurden Beute ihres überragenden isländischen Nationalkeepers. Innerhalb fünf Minuten kaufte Gustavsson Svan von Außen drei Mal den Ball ab, und auf der Gegenseite schlug postwendend der Ball in die Flensburger Maschen ein.

Als Vranjes elf Minuten vor Ende zur dritten Auszeit bat, sollte sich diese Phase mit einem 28:22 auf der Hallen-Anzeige widerspiegeln. Weder offene Manndeckung noch der Torwartwechsel von Mattias Andersson auf Kevin Moeller konnten die Wende herbeiführen. Denn beim Bergischen Kollektiv klappte nun alles, bei der SG so gut wie nichts mehr.