Stripes
Stripes
Archiv

TuS N-Lübbecke

Diese Saison ist tückisch. Das spürt auch der TuS N-Lübbecke. Nach einer Heimmisere haben sich die Westfalen inzwischen konsolidiert, doch in den nächsten Monaten ist noch alles denkbar: von einer Platzierung im oberen Mittelfeld bis hin zum Abstieg.

Gehäufte Verletzungssorgen

Es nervte. Aus den ersten fünf Heimspielen hatte der TuS lediglich einen Zähler geholt, saisonübergreifend summierten sich gar 1:19 Punkte in der Merkur-Arena, die sich in den Spaß-Tempel der Konkurrenz verwandelt hatte. Wenn der TuS nicht gleichzeitig fünf Auswärtssiege eingefahren hätte, wäre er tief in den Tabellenkeller gefallen. „Wir Spieler können nicht mehr durch die Stadt gehen, ohne darauf angesprochen zu werden“, erzählte Kapitän Nikola Blazicko. „Wir älteren Spieler können damit umgehen, doch für die jüngeren ist das vielleicht zu viel Druck.“ Mitte November zog Trainer Dirk Beuchler seine Konsequenzen: „Ich bin das Thema leid, ich habe es im Training gar nicht mehr angesprochen.“ Und prompt landete seine Truppe den langersehnten Heimerfolg: ausgerechnet gegen das Top-Team vom SC Magdeburg.

Ein Grund für diese unverhoffte Talsohle war sicherlich das Verletzungspech, das einige Leistungsträger wie Ales Pajovic, Drago Vukovic oder Frank Löke in den ersten Wochen der Saison traf. Zuletzt hatte die medizinische Abteilung der Westfalen nicht so viel zu tun. Lediglich Nationalspieler Jens Schöngarth verletzte sich, gleich beim Wiederbeginn gegen Hannover. Dabei trug der 26-jährige Linkshänder einen Kapselriss und ein Knochenödem im kleinen Finger der Wurfhand davon. Deshalb wird Vertreter Gabor Langhans in den nächsten Wochen gefordert sein.

Trainer Dirk Beuchler.

Die Abstiegszone ist nicht weit entfernt vom TuS, der sich in dieser Serie eigentlich weiter nach oben bewegen und auch in der Zuschauergunst zulegen wollte. Die teilweise mageren Heimauftritte haben wohl dazu beigetragen, dass im Schnitt nur etwas mehr als 2000 Zuschauer die Merkur-Arena besuchen. Mit Christian Dissinger, Christian Klimek, Niclas Pieczkowski und Richard Wöss kaufte der TuS vor der Saison zwar nicht spektakulär ein, hatte dafür aber eine Stärkung der Abwehr im Blick. „Wir verfügen jetzt über fünf bis sechs Akteure, die für den Innenblock gut zu verwenden sind“, frohlockte Dirk Beuchler.

Es ist die 25. Saison für den TuS N-Lübbecke, dessen N für „Nettelstedt“ steht. Bei diesem 1973 nach Lübbecke eingemeindeten Dorf schwingt die Tradition mit. Zwangsläufig denkt man an den inzwischen 73-jährigen Herbert Lübking. Mit dem früheren Nationalspieler glückte dem TuS das Kunststück, in den 70er Jahren von der Kreis- bis in die Bundesliga zu marschieren. 1981 gewann der Klub den DHB-Pokal und den Europacup der Pokalsieger. 1997 und 1998 wanderte der City-Cup in die Vereinsvitrine.

Allerdings wechselten sich seit den 80er Jahren die glanzvollen Momente mit eher beunruhigenden Episoden ab. Vor rund 15 Jahren war der Verein hochverschuldet. Er stellte sich neu auf und benannte sich um. Seitdem redet man am Wiehengebirge vom TuS N-Lübbecke. Das Fahrstuhl-Image ließ sich dennoch lange nicht abschütteln. 2009 erfolgte der jüngste Aufstieg. Nun haben sich die Westdeutschen im Handball-Oberhaus scheinbar etabliert. Doch diese Saison mit vier Absteigern ist nicht ohne Tücken.