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SC Magdeburg

Von Titeln spricht noch niemand beim ostdeutschen Renommierklub, doch die großen Erfolge der Vergangenheit sind kein Ballast mehr. Der SC Magdeburg bewegt sich kontinuierlich nach oben und hat inzwischen eine international sehr erfahrene Truppe beisammen.

Abschieds-Saison: Bartosz Jurecki.

Der SC Magdeburg ist wieder „wer“ im deutschen Handball. Ein gutes Beispiel: die jüngste Weltmeisterschaft, für die der Traditionsklub von der Elbe mit Marko Bezjak, Jure Natek (beide Slowenien), Jannick Green (Dänemark), Bartosz Jurecki, Andreas Rojewski (beide Polen), Matthias Musche (Deutschland) und Robert Weber (Österreich) immerhin sieben Spieler abstellte. Nur die beiden Top-Favoriten THW Kiel und Rhein-Neckar Löwen entsendeten ein noch größeres Kontingent nach Katar. Ein anderes gutes Beispiel: Der SCM hat als Tabellenvierter überwintert, hat Kurs auf den europäischen Handball genommen und kann sogar darauf hoffen, nach rund zehnjähriger Abstinenz in die VELUX EHF Champions League zurückzukehren.

Vielleicht steckt hinter den guten Nachrichten von der Magdeburger Börde ein isländisches Omen. 1999 hatte der Klub Alfred Gislason, damals in der Trainer-Branche noch ein recht unbeschriebenes Blatt, verpflichtet. Zwei Jahre später folgte die Meisterschaft, eine Saison darauf die Königsklassen-Trophäe. Seit Sommer bauen die Ostdeutschen wieder auf einen Coach von der nordischen Vulkaninsel: Geir Sveinsson. Ein Name, der nur bei Bundesliga-Chronisten ein paar Fakten entlocken kann. 1997 war der heute 51-Jährige als Kreisläufer aus Montpellier nach Wuppertal gewechselt, doch schon bald begann eine 15-jährige Bundesliga-Pause, die erst im letzten Sommer endete. „Als Trainer kann man mich in keine Schublade packen“, schmunzelte Geir Sveinsson bei seinem Antrittsbesuch. Ganz geerdete Ankündigungen fügte er an: „Von mir wird niemand hören, dass der SCM im übernächsten Jahr Meister werden wird. Ich habe ein Team übernommen, das Potenzial für die Plätze sechs bis acht hat.“

Jure Natek zieht ab.

Inzwischen haben die Ergebnisse seine Worte überflügelt. Im Laufe der letzten Monate haben die Leistungen an Konstanz gewonnen, begünstigt durch wenige Meldungen auf der Krankenstation. Ganz im Gegensatz zur Situation vor Jahresfrist, als eine Verletzungsmisere die Hinrunde verhagelte. Aktuell ist jede Position beim SCM doppelt besetzt. Auch die Akteure, die nicht zur WM waren, besitzen gute Referenzen. Etwa der norwegische Halblinke Espen Lie Hansen, Spielmacher Michael Haaß, Abwehrchef Fabian van Olphen, der dänische Kreisläufer Jacob Bagersted oder der aufstrebende Schlussmann Dario Quenstedt. Die guten Vorstellungen der Mannschaft färben auf die Stimmung in der Stadt ab. „Man spürt, dass die Leute in Magdeburg sich auf Handball freuen“, erzählt SCM-Sportchef Steffen Stiebler.

Die Begeisterung an der Elbe fußt natürlich auch auf einer gewachsenen Tradition. Nach dem THW Kiel und dem VfL Gummersbach ist der SCM der ruhmreichste Bundesliga-Klub. Schon zu DDR-Zeiten rankten sich Legenden um die Ballwerfer von der Börde, die sich 1978 und 1981 auf den europäischen Thron setzten. Nach der Wende meisterten nur die Magdeburger im Osten die Anforderungen der Marktwirtschaft und blieben im Spitzenbereich. In der zweiten Hälfte der letzten Dekade mussten die Fans zwar ein schweres Tief durchstehen, doch nun ist der SM wieder „wer“.