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Ein Schwede für den rechten Rückraum

(sh:z; Jan Wrege) Um ein Uhr nachts war der Blitztransfer perfekt. Neun Stunden später traf Albin Tingsvall gestern pünktlich zum ersten Training beim Handball-Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt ein, nachdem er sich um 4.30 Uhr mit Freundin Eva Kulin in Lund bei Malmö ins Auto gesetzt hatte. Der schwedische Linkshänder, der an Silvester seinen 27. Geburtstag feiert, soll schon heute (20.15 Uhr) im Punktspiel bei der MT Melsungen die Lücke im rechten Rückraum der SG schließen. Holger Glandorf hatte sich  beim 26:22-Sieg über den THW Kiel die rechte Achillessehne gerissen und wurde bereits gestern erfolgreich operiert. Auch Johan Jakobsson fällt wegen eines Muskelfaserrisses für Melsungen und für das Heimspiel gegen Balingen am 2. Weihnachtstag aus.

„Ich bin stolz darauf, dass so ein Anruf aus Flensburg kam. Das ist ein große Ehre für mich. Jetzt will ich der SG helfen“, sagte der 1,98 große Schlaks, der in seiner Statur erstaunlich an Glandorf erinnert. Der elfmalige Nationalspieler bekam in der Duburghalle eine Schnellanleitung für das SG-System. „Ich habe habe es sehr einfach gemacht. Wir müssen ein paar Dinge anpassen“, sagte Trainer Ljubomir Vranjes, der im Team einen   Stimmungsaufschwung nach dem Schock vom Sonnabend registrierte. „Das macht optimistisch, das gibt Energie. Die Jungs hatten es nicht verdient, ohne Linkshänder in Melsungen und gegen Balingen spielen zu müssen“, sagte der Schwede, der den Landsmann Albin Tingsvall von Erstligisten Lugi HF schon eine Weile auf dem Radar hatte: „Das ist ein interessanter Spieler. Sehr spielstark, sehr intelligent, gut in der Abwehr. Es war wichtig, dass wir  einen finden, mit dem wir sofort unkompliziert kommunizieren können.“

Vranjes ist erleichtert, dass nun ein „normales“ Angriffsspiel möglich ist, hat aber  Alternativen vorbereitet. „Wir werden auch mit drei Rechtshändern im Rückraum oder mit zwei Kreisläufern spielen“, kündigte er an. Neben der Ausleihe von Tingsvall hält sich der Trainer für den Neustart im Februar weitere Optionen offen. „Jetzt ist der erste Stress vorbei. Im Januar können wir in Ruhe alles prüfen.“ Er wird die komplette WM in Katar vor Ort verfolgen. „Das ist  ein Glück. Ich kann mir ein Bild über alle Spieler machen“, sagte Vranjes. Überdies bleibt der derzeit an einer Bauchmuskelverletzung laborierende Marcin Lijeswki im Visier. Der 37-Jährige könnte zweiter Mann im rechten Rückraum sein, so der SG-Coach.

Die Partie in Melsungen kommt nun natürlich nicht sehr passend. Die Gastgeber haben gerade wieder ihre Bestbesetzung zusammen und zuletzt fünf Mal in Folge gewonnen. Und sie sind aus einem Grund besonders motiviert: Nach fast zehn Jahren in der Bundesliga ist die SG die einzige Mannschaft, die Melsungen noch nicht schlagen konnte, weder in Punktspielen noch im Pokal. In 20 Spielen schafften die Hessen lediglich zwei Unentschieden. Nun will das Team von Trainer Michael Roth diese Serie endlich beenden und kann dabei auf die Unterstützung einer ausverkauften Kasseler Rothenbach-Halle bauen.