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HSV Hamburg

An der Elbe ist es nie langweilig. Der HSV Hamburg erlebte turbulente Zeiten und musste ein neues Team aufbauen. Zuletzt zeigte der Trend für den deutschen Meister von 2011 und den Sieger der VELUX EHF Champions League wieder nach oben.

Henrik Toft Hansen.

Die Zeiten, als während der Spiele gutbezahlte Profis wegen des so üppig besetzten Kaders hinter der Auswechselbank ausharren mussten, sind beim HSV Hamburg definitiv vorbei. Nach stürmischen Monaten ist der Meister von 2011 nur froh, überhaupt noch in der deutschen Spitzenklasse mitmischen zu dürfen. Das Sommer-Theater, das der DKB Handball-Bundesliga letztendlich die Aufstockung auf 19 Vereine bescherte, ist noch allgegenwärtig. Als im Mai Mäzen Andreas Rudolph als Präsident zurücktrat und erklärte, keine weiteren Millionen für die Handballer locker zu machen, fehlte den Hanseaten die Grundlage für eine Lizenz-Erteilung. Erst das unabhängige Schiedsgericht der DKB Handball-Bundesliga gönnte dem HSV noch eine einwöchige Gnadenfrist, die der Nord-Klub Anfang Juli – praktisch in letzter Minute – nutzte. Nun war Andreas Rudolph wieder bereit, für eine höhere Millionensumme zu bürgen. 

Dramatischer Höhepunkt war der Herzinfarkt von Trainer Martin Schwalb. Inzwischen hat sich der Gesundheitszustand des 51-Jährigen deutlich gebessert, er gehört inzwischen zu den Experten des TV-Senders „Sky". Mit seinem alten Arbeitgeber trifft sich der Coach allerdings nur vor dem Hamburger Arbeitsgericht. Martin Schwalb wehrt sich gegen eine „fristgerecht ausgesprochene Kündigung als Cheftrainer" sowie gegen eine „fristlose Kündigung des Geschäftsführer-Vertrages". Als Geschäftsführer arbeitet nun Christian Fitzek, der nach zwei Jahren beim VfL Bad Schwartau zum HSV zurückgekehrt ist. Zwischen 2005 und 2011 hatte der 53-Jährige an der Elbe bereits als sportlicher Leiter gewirkt. „Wirtschaftlich wollen wir eine schwarze Null schreiben", verkündete der neue Manager bei seinem Antritt.

Adrian Pfahl.

Den Platz auf der Trainerbank hat Christian Gaudin eingenommen. Der ehemalige französische Keeper, der einst mit Hameln und Magdeburg Bundesliga-Luft geschnuppert hatte, war in den letzten Jahren am Aufschwung des Mittelmeer-Klubs Saint Raphael beteiligt. „Wir wollen schnell Stabilität erlangen", erklärte der 47-Jährige zum Trainingsstart. „Das braucht Zeit, die wie wir nicht haben." Das größte Manko: Der neue Mann auf der Kommandobrücke musste anfangs mit einem überschaubaren Aufgebot planen. Akteure wie Domagoj Duvnjak (THW Kiel) oder Blazenko Lackovic (Vardar Skopje) waren froh, schon vorher einen neuen Arbeitgeber gefunden zu haben. Joan Canellas (THW Kiel) oder Andreas Nilsson (MKB Veszprém) nahmen während der Wochen der Ungewissheit Verhandlungen mit potenten Spitzenklubs auf und erklärten schließlich ihren Abschied.

Mit einem auf sechs Millionen Euro abgespeckten Etat kann kein so üppiger Kader mehr aufgestellt werden. Mit Johannes Bitter, Hans Lindberg, Torsten Jansen, Adrian Pfahl, Kentin Mahé, Henrik Toft Hansen oder Pascal Hens gibt es weiterhin eine ganze Reihe renommierter Kräfte. Zwar nicht mehr so viele wie früher, aber immer noch zwei Akteure stehen im Aufgebot, die einst das Dress der SG Flensburg-Handewitt trugen: der zweite Rechtsaußen Stefan Schröder und Petar Djordjic, der wegen seines zweiten Kreuzbandrisses noch gar nicht zum Einsatz gekommen ist. Nach einem Fehlstart von 2:10 Punkten fing sich der HSV und bewegte sich in die obere Tabellenhälfte.