Stripes
Stripes
Archiv

TSV Hannover-Burgdorf

Der einzige Bundesligist aus Niedersachsen konzentriert sich nach seinem letztjährigen Abstecher in den EHF-Cup nun wieder auf das nationale Handball-Geschehen. Angesichts der geringeren Belastung ist ein erneuter Höhenflug denkbar.

Torge Johannsen.

In der letzten Serie gastierte die TSV Hannover-Burgdorf in Ungarn, Spanien, Schweden und in der Schweiz. Da die Handballer von der Leine in der DKB Handball-Bundesliga aber nur auf der achten Stelle landeten, haftet der Europapokal-Teilnahme vorerst etwas Einmaliges an. Der Ausflug auf der europäischen Bühne brachte zwar keinen finanziellen Erlös, hinterließ aber doch Spuren. „Wir haben neue Erfahrungen gesammelt, die höhere Aufmerksamkeit genossen und an Reputation gewonnen", meint Manager Benjamin Chatton. Ein Indiz für den Image-Gewinn: Er selbst gehört seit Juli als Beisitzer dem Liga-Präsidium an. Andererseits sind die Erwartungen im Umfeld des einzigen niedersächsischen Erstligisten gestiegen. Bernd Gessert etwa, der in Burgdorf ansässige Unternehmer der Veterinärmedizin, der die „Recken" seit Jahren als Hauptsponsor unterstützt, hat bereits die „Champions League" als Fernziel anvisiert. Benjamin Chatton äußert sich zurückhaltender: „Wir wollen uns dauerhaft unter den zehn besten Mannschaften Deutschlands behaupten."

Der gravierendste Unterschied zur Vergangenheit: Zwischen Offensive und Defensive soll den Anforderungen des modernen, tempogeladenen Handballs Rechnung getragen und nicht mehr gewechselt werden. Deshalb hat der bisherige Abwehrchef Gustav Rydergaard, der bei den Angriffen stets auf der Bank Platz nahm, nach fünf Jahren keinen neuen Vertrag erhalten. Eine zweite wesentliche Modifikation betrifft die zweite Reihe. „Wir haben jetzt im Rückraum mehrere unterschiedliche Spielertypen und sind dadurch variabler und unberechenbarer geworden", glaubt TSV-Trainer Christopher Nordmeyer. 

Kai Häfner.

Um diesen Worten Nachdruck zu verleihen, stehen gleich acht Rückraum-Akteure im Kader, wobei Linkshänder Runar Karason wegen eines Kreuzbandrisses noch gar nicht zum Einsatz kam. Mit gewissen Vorschusslorbeeren wurden die Neuzugänge bedacht. Allen voran der 94-malige deutsche Nationalspieler Sven-Sören Christophersen, der von den Füchsen Berlin wechselte. „Mit seiner Erfahrung wird er uns vom Fleck weg weiterhelfen", freute sich Christopher Nordmeyer über den Transfer-Coup. Der bislang in Balingen aktive Linkshänder Kai Häfner tauchte auch schon bei der DHB-Auswahl auf. Allerdings gab es zuletzt einige Verletzungssorgen: Der isländische Rückraum-Allrounder Olafur Gudmundsson zog sich einen Muskelfaserriss zu, Mait Patrail musste bereits im September an der Schulter operiert werden.

Bei einem Etat von gut drei Millionen Euro möchten die „Recken" ihre wirtschaftliche Basis kontinuierlich weiterentwickeln. „So wie sich jetzt das Umfeld und die Struktur der Geschäftsstelle zeigen, war Ende 2009, als ich nach Hannover kam, noch gar nicht zu denken", erzählt Torge Johannsen. Der 31-jährige Rechtsaußen ist von Trainer Christopher Nordmeyer zum Kapitän ernannt worden und verlängerte in der letzten Woche bis 2017. In der letzten Serie landete sein Team trotz der zahlreichen englischen Wochen auf Rang acht. Diesmal scheint – ohne die Europapokal-Strapazen –  ein Schritt nach vorne möglich. Magdeburg, Melsungen, Hamburg oder gar Berlin dürften die Kandidaten sein, die die Hannoveraner bei gutem Verlauf abfangen könnten.