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VfL Gummersbach

Mehrmals in den letzten 15 Jahren stand der oberbergische Traditionsklub am Abgrund. Die Gegenwart sieht aber wieder deutlich besser aus, und die Perspektiven für die Zukunft erscheinen rosiger.

Andreas Schröder sucht den Kreisläufer.

Unaufhörlich tickt eine Uhr im Hamburger Volkspark und zeigt an, wie lange der ruhmreiche Hamburger SV schon der Fußball-Bundesliga angehört. Würde es eine solche Uhr auch im Handball geben, würde sie in Gummersbach stehen. Als sich zum Herbst 1966 eine zweiteilige Bundesliga bildete, waren die Westdeutschen bereits dabei. Sie stiegen nie ab und waren 25 Jahre lang eines der prägenden Teams im deutschen Oberhaus. Zwischen 1966 und 1991 wanderten allein zwölf Meisterschaften ins Oberbergische.

Doch mit der deutschen Wiedervereinigung endete der Siegeszug. Die kleine Gummersbacher Halle und eine nicht ausreichende Sponsoren-Landschaft schwächten den VfL, der mehr als einmal um die Lizenz zittern musste. Und im Frühjahr 2013 fehlte nicht viel, und der Bundesliga-Dino wäre zum ersten Mal ein sportlicher Absteiger gewesen. Inzwischen sieht es besser aus – dank eines Hoffnungsträgers, der nicht aus Fleisch und Blut ist, sondern aus Beton und Stahl. Die neue Schwalbe-Arena garantiert mit einem Fassungsvermögen von 4000 Zuschauern ein solides Bundesliga-Niveau und zog erst neulich mit der Europameisterschafts-Qualifikation gegen Finnland die deutsche Nationalmannschaft in die Stadt. „Diese Arena war die einzige Chance, den VfL deutlich positiv zu entwickeln", betont VfL-Manager Frank Flatten immer wieder.

Trainer Emir Kurtagic.

Inzwischen konnten die Gummersbacher einige Paukenschläge auf dem Feld der Personalpolitik landen. Vor über einem Jahr sorgte die Verpflichtung des deutschen Nationalkeepers Carsten Lichtlein für Furore, vor wenigen Wochen war es bemerkenswert, dass der VfL mit dem sprunggewaltigen Linksaußen Raul Santos, dem schnellen Rechtsaußen Florian von Gruchalla und dem zuverlässigen Linkshänder Mark Bult gleich drei Stammkräfte langfristig an sich band. Direkt im Anschluss bezwang der VfL den SC Magdeburg in einem Krimi mit 28:27 und löste im Oberbergischen eine Euphorie aus, die das Team im soliden Mittelfeld halten soll.

Im letzten Frühjahr hatten die Verantwortlichen an einer Auffrischung des Kaders gearbeitet. Mit dem Halblinken Julius Kühn, dem jungen Spielmacher Simon Ernst oder Kreisläufer Alexander Becker gingen Talente ins Netz. Dazu gesellten sich mit dem Isländer Gunnar Steinn Jonsson und dem schwedischen Linkshänder Magnus Persson zwei Akteure, die schon Erfahrung auf der internationalen Bühne gesammelt hatten. „Wir haben jetzt eine deutlich jüngere Mannschaft, die vor Ehrgeiz brennt und bereit ist, einen hohen Einsatz und Trainingsaufwand zu betreiben", glaubt VfL-Trainer Emir Kurtagic.