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Große Spielfreude, viele Tore

(sh:z) 40 Tore von der SG Flensburg-Handewitt in 60 Minuten – das bekommen die Zuschauer in der Flens-Arena nicht alle Tage geboten. Die Gastgeber drückten kräftig auf das Tempo, überrumpelten den durchaus hoffnungsvoll angereisten Bergischen HC mit 40:27 (22:12) und drangen erstmals seit Dezember letzten Jahres in den Bereich der rauschenden 40er vor. Die „Hölle Nord" dankte es mit stehenden Ovationen.

Wohl kaum jemand hätte gedacht, dass die SG diese Aufgabe so souverän lösen würde. Auch Ljubomir Vranjes war vor dem Anpfiff nicht frei von Zweifeln. „Wenn man sieht, dass das bereits Pflichtspiel Nummer 17 war und wir gerade erst die anstrengende Istanbul-Reise hinter uns gebracht haben, dann sorgt man sich schon, ob die Mannschaft diesen Stress verkraftet", verriet der Trainer später. „Aber das Team hat die Aufgabe ja wirklich überragend gelöst und einen Riesen-Charakter bewiesen – von der Nummer eins bis zur 22. Man hat selten Tage wie heute, an denen es praktisch von selbst läuft."

Der SG machte kurzen Prozess mit dem Gegner, war schon nach 19 Minuten auf 15:5 enteilt. Fast jeder Wurf war ein Treffer. Lasse Svan zielte selbst aus spitzem Winkel blendend, Holger Glandorf rannte mit einer ungeheuren Dynamik über die Platte, und die Abwehr ließ die westdeutschen Angriffsbemühungen oft hilflos aussehen. Schnell hatten die Gastgeber ein Fundament aus Leichtigkeit und Konsequenz gelegt. „Wir mussten uns auf eine ganz andere Spielweise einstellen und hatten auch etwas Müdigkeit aus der Türkei mitgenommen", gestand der Halblinke Drasko Nenadic. „Doch im Spiel dominierte schnell der Spaß."

Das verzückte die Ränge, die wiederum keine Lust auf Kaffeklatsch hatten, sondern eindeutig das sportliche Spektakel bevorzugten und den Gast sichtlich beeindruckten. „Das war ja wirklich eine gute Stimmung hier", bemerkte BHC-Manager Jörg Föste. „Leider zu unseren Lasten." Seine „Bergischen Löwen" erwiesen sich als glänzender Aufbaugegner. „Der Spielplan der letzten Wochen und unser Aufwärtstrend passten gut zusammen", meinte Lars Kaufmann, der in der zweiten Hälfte mit viel Spielfreude zu Werke ging. „Vor nicht allzu langer Zeit hatten wir noch Angst Fehler zu machen, jetzt spielen wir befreit auf. Das war doch heute ein typisches Flensburg-Spiel – mit starker Abwehr, Torwart und natürlich vielen Gegenstößen."

Es gab allerdings auch Szenen, die verdeutlichten, dass Handball ein harter und gefährlicher Sport ist. Schon in der Anfangsphase fiel Jacob Heinl am gegnerischen Kreis auf den Kopf und war kurzzeitig bewusstlos. Noch leicht benommen schlich er zur Bank und zog sich wenig später in die Kabine zurück – in Begleitung von Mannschaftsarzt Dr. Ernst Dünnweber. Die erste Diagnose: eine Gehirnerschütterung. Für Jacob Heinl sprang Anders Zachariassen in die Bresche und berauschte sich an der Atmosphäre. „Es war natürlich ein blöder Anlass, wie ich ins Spiel gekommen bin", sagte der dänische Neuzugang. „Aber sonst war es wirklich ein perfekter Nachmittag."

Nach 41 Minuten schied auch Mattias Andersson aus. Der Schlussmann war bei einem BHC-Konter herausgelaufen und verkeilte sich mit dem gegnerischen Rechtsaußen Nils Artmann. „Ich bin jetzt kein Regel-Experte, aber wenn der Torwart herausrennt, darf er nicht mit dem Gegenspieler kollidieren", meinte Ljubomir Vranjes. „Da haben die Schiedsrichter richtig entschieden." Sie hatten Mattias Andersson die rote Karte gezeigt.