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HC Erlangen

Mittelfranken war bislang nicht mit Spitzenhandball verwöhnt worden. Nur absolute Veteranen wissen, dass der TSV Zirndorf 1966 zu den Gründungsmitgliedern der damals zweigeteilten Bundesliga zählte. Und weitgehend vergessen ist auch, dass der TuSpo Nürnberg 1988 nur knapp den Klassenerhalt verpasste. Lange ist es her. Seit den 90er Jahren schlug das Handballherz der Region immer stärker in Erlangen. In der 100.000-Einwohner-Stadt buhlten zeitweise gleich zwei Zweitligisten um die Vorherrschaft. 2001 erkannten sie, dass es sinnvoll wäre, die Kräfte zu bündeln. 

Martin Murawski.

Im Frühjahr schließlich der Bundesliga-Aufstieg: Im Mai zählten die Fans in der kleinen Karl-Heinz-Hiersemann-Halle den Countdown zum großen Glück. Mit vielen jungen Spielern und dem tschechischen Torwart Jan Stochl als einzigen Ausländer formte sich eine Mannschaft, die sich nun auch im Oberhaus beweisen soll. „Bei aller Euphorie im Umfeld kann das Ziel nur Klassenerhalt heißen", stellt Trainer Frank Bergemann klar.

Die Macher um den Aufsichtsrats-Vorsitzenden Carsten Bissel und den neuen Geschäftsführer Stefan Adam kamen schnell überein, dass sie ihr bestehendes duales System – Ausbildung oder Studium neben dem Handball – aufweichen mussten, um international gestandene Akteure und damit wertvolle Stützen im Kampf gegen den Abstieg zu gewinnen. Drei Hochkaräter sollten verpflichtet werden, zwei kreuzten bis zum Saisonstart in Erlangen auf. Der Isländer Sigurbergur Sveinsson spielte schon für Dormagen im linken Rückraum und glänzte einst mit Haukar Hafnarfördur in der Champions League. Die europäischen Sterne berührte auch schon der sprunggewaltige slowakische Linksaußen Martin Stranowsky, der vom ruhmreichen FC Barcelona kam. Als die ersten Spiele bereits absolviert waren, gesellten sich der routinierte Torwart Nikolas Katsigiannis und der Kreisläufer Stanko Sabljic hinzu.

Martin Stranowsky.

Der bekannteste Akteur ist aber sicherlich Sebastian Preiß. Der 33-jährige Kreisläufer reifte in Mittelfranken, sammelte dann mit dem THW Kiel und dem TBV Lemgo Titel, wurde 2007 sogar Weltmeister und kehrte vor gut einem Jahr in seine Heimat zurück. Weit über 300 Bundesliga-Partien sind ein Erfahrungsschatz, mit dem sonst niemand beim HCE glänzen kann. Mit Moritz Weltgen bekleidet ein Akteur die Spielmacher-Position, der die ganze Jugend in Schleswig-Holstein verbracht hat und auch mal Bundesliga-Luft beim THW Kiel schnuppern durfte.

Nicht ganz einfach war die Hallen-Situation. Die angestammte Karl-Heinz-Hiersemann-Halle bietet nur maximal 1500 Zuschauern Platz und erfüllt nicht die HBL-Richtlinien. Aufgrund eines Kompromisses darf der HC Erlangen nur vier Mal im eigenen Domizil auflaufen, muss sonst aber in die wesentlich größere Nürnberger Arena ausweichen. Diese fasst bis zu 8000 Zuschauer, kann räumlich aber auch an kleinere Fan-Aufkommen angepasst werden.