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MT Melsungen

Was für Top-Klubs selbstverständlich ist, wird nun auch die MT Melsungen am eigenen Leib erfahren: die doppelte Belastung auf nationalem und deutschen Parkett. Die Handballer aus dem Raum Kassel haben sich zum ersten Mal für den EHF-Cup qualifiziert und holen damit erstmals seit der Saison 2002/2003 wieder einen europäischen Wettbewerb nach Hessen. Damals zählte die SG Wallau-Massenheim zu den besten deutschen Klubs.

Linkshänder Michael Müller

„Europa, wir kommen!" Die MT Melsungen blickt auf ihre erfolgreichste Serie der Vereinsgeschichte zurück. Zum zweiten Mal in Folge qualifizierten sich die Nordhessen für das Final Four in Hamburg und schoben sich in der DKB Handball-Bundesliga bis auf Rang sechs vor. Um die erhoffte Teilnahme am Europapokal entwickelte sich dennoch ein Hickhack. Zunächst sah es so aus, als ob die Melsunger für den HSV Hamburg nachrücken könnten, nach der Lizenz-Erteilung für die Norddeutschen schauten die MT-Handballer kurzfristig in die Röhre. Die Melsunger Verantwortlichen stellten einen Antrag an die EHF auf Zuordnung in den EHF-Cup und erhielten vom europäischen Dachverband eine positive Antwort. Bereits Mitte Oktober geht es gegen Fenix Toulouse aus Frankreich. Ein schweres Los, doch nicht nur Schlussmann Mikael Appelgren hat sich fest vorgenommen: „Wir wollen weitere Europapokal-Runden erleben."

Wenn der nordhessische Emporkömmling im internationalen Geschäft überwintern sollte, werden sich die Spieler an einen anderen Rhythmus gewöhnen müssen. Auch im EHF-Cup gibt es mittlerweile eine Gruppenphase, die Belastungen vieler englischen Wochen müssten ab Februar verkraftet werden. Dem hat die MT vorgebeugt und den Kader zumindest auf der halblinken Position hochwertig verstärkt: Der Serbe Momir Rnic zählte in den letzten Jahren in Göppingen stets zu den besten Schützen und wertvollsten Akteuren. „Wenn er da weitermacht, wo er in Göppingen aufgehört hat, wird er uns garantiert weiterbringen", glaubt Landsmann Drago Vuckovic, der zusammen mit dem ehemaligen SG-Akteur Patrik Fahlgren die Spielmacherrolle inne hat.

Johannes Sellin

Die beiden anderen Neuzugänge müssen ihren Platz noch finden. Der „fliegende Holländer" Jeffrey Boomhouwer schnupperte bereits mit Emsdetten Erstliga-Luft und soll Platzhirsch Michael Allendorf auf Linksaußen fordern. Der Kroate Marino Maric ist mit seinen 24 Jahren ein noch recht unbeschriebenes Blatt und bildet zusammen mit Felix Danner das neue Kreisläufer-Gespann. Da mit Daniel Kubes der Abwehrchef seine Karriere beendet hat, muss Trainer Michael Roth seine Defensive neuordnen. Felix Danner und Philipp Müller sollen nun den Mittelblock prägen, eine 5:1-Formation ist denkbar. „Wir wollen noch aggressiver von den Halbpositionen operieren", kündigt Michael Roth an.

Als Ziel haben sich die Melsunger eine Platzierung zwischen vier und sieben vorgegeben. „Wenn dieses Team eng zusammenrückt, lässt sich damit einiges erreichen", glaubt die Aufsichtsrats-Vorsitzende Barbara Braun-Lüdicke. Sie und die anderen Offiziellen sind zuversichtlich, dass sich ihr Verein weiterhin positiv entwickelt. Der Etat wurde auf 4,2 Millionen Euro gesteigert. Die Kasseler Rothenbach-Halle wird immer besser angenommen, wenngleich in Melsungen, wo rund die Hälfte der Mannschaft wohnt, weiterhin trainiert wird.