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Keiner will der Favorit sein

(sh:z; Jan Wrege) Voriges Jahr war es der ultimative Höhepunkt der Champions League, jetzt gibt es das Duell schon im Achtelfinale: SG Flensburg-Handewitt gegen THW Kiel, das Spiel, das Handballfans weit über Schleswig-Holstein hinaus elektrisiert. Auch das 81. Derby der Ausnahmeclubs morgen um 19.30 Uhr in der Flens-Arena beginnt mit dem Ping-Pong um die Favoritenrolle und das wird eine Woche später vor dem Rückspiel in der Kieler Arena kaum anders sein.

Angesichts der personellen Übermacht der Gäste erklären sich die Flensburger zu Außenseitern und treffen auf entschiedenen Widerspruch von THW-Trainer Alfred Gislason: „Der Champions-League-Sieger soll Außenseiter sein? Das sehe ich nicht so. Wir sind sicherlich nicht Favorit. Wir haben zuletzt in Flensburg immer schlecht ausgesehen.“ Tatsächlich hat sich die SG seit dem 7. Dezember 2011 nicht mehr in eigener Halle vom Nachbarn besiegen lassen.

Beim letzten Erfolg im Dezember war Linkshänder Holger Glandorf einer der herausragenden SG-Akteure, doch kurz vor Schluss riss seine rechte Achillessehne. Morgen schaut er nur zu, ebenso wie die Rekonvaleszenten Jacob Heinl und Jim Gottfridsson. Der THW hat alle Mann an Deck, nur hinter Kreisläufer Patrick Wiencek steht ein Fragezeichen.

SG-Trainer Ljubomir Vranjes ärgert sich ein wenig über den vierten Platz in der Vorrunde der Königsklasse, der nun einen Gruppensieger beschert, „aber wir können die Geschichte nicht ändern“. Was seine Mannschaft trotz aller Ausfälle erreicht hat (Bundesliga-3., Final4 im Pokal und CL-Achtelfinale), findet er „fantastisch“ und daher übt er sich in Zuversicht: „Wir werfen nicht das weiße Handtuch. Ich werde meine Mannschaft nicht auf eine Niederlage vorbereiten“, sagt der 41-jährige Schwede.

Die personelle Verwerfungen in Flensburg haben auch etwas Positives. „Alfred muss sicher mehr Videos gucken als ich“, meinte Vranjes schmunzelnd. Linkshänder Ahmed Elahmar und Kreisläufer Jacob Macke sind neu in Flensburg. Besonders der ägyptische Linkshänder sorgt mit seiner spektakulären Spielweise für Wirbel im SG-Angriff. „Ahmed macht große Fortschritte, er versteht unser Spiel immer besser“, sagt der Trainer. Dennoch werden es weniger Flensburgs offensive Überraschungen sein, um die sich Kiel sorgt. Der THW hat ein anderes Problem. „Wichtig wird es sein, dass wir  Mattias Andersson nicht warm werfen. Die letzten Male in Flensburg hat er uns immer kaputt gemacht“, sagt Mittelmann Rasmus Lauge über den SG-Torhüter. Lauges SG-Pendant Thomas Mogensen ist für morgen optimistisch: „Wir glauben fest daran, den THW schlagen zu können. Dann wird es aber noch keine Euphorie wie sonst geben. Es ist beinahe egal, wie das Hinspiel ausgeht. Die Entscheidung fällt in Kiel.“