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Pause für Heinl

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Zunächst war Jacob Heinl am Boden zerstört. Doch dann wuchs die Einsicht, dass es keine andere Lösung gab. „Es ist besser so. Ich möchte nach dem Handball ein Leben ohne Folgeschäden haben“, sagte er mit zerknirschter Miene. Wochen lang hatte der Kreisläufer der SG Flensburg-Handewitt darauf gehofft, zum Start ins neue Jahr gegen Besiktas Istanbul wieder auf der Platte zu stehen. Doch daraus wurde nichts. Schlimmer noch: Auch in nächster Zeit ist für den 28-Jährigen nicht an Handball zu denken. Am Dienstag entschieden sich Geschäftsführer Dierk Schmäschke und Trainer Ljubomir Vranjes nach einem langen Gespräch mit Heinl und Mannschaftsarzt Dr. Torsten Ahnsel, den Kreisläufer vorläufig komplett aus dem Trainings- und Spielbetrieb herauszunehmen. „Als Verein haben wir auch eine Fürsorgepflicht gegenüber Jacob. Diese Entscheidung haben wir zu seinem Schutz getroffen. Denn es gibt auch ein Leben nach dem Handball“, erklärte Schmäsche. „Jacob hatte eine langwierige Virus-Infektion mit Knochenbeteiligung, die Folgeschäden auslösen kann. Das möchten wir unbedingt vermeiden. Deshalb ist jetzt Schluss“, unterstrich Ahnsel.

Die Leidensgeschichte von Heinl hatte Anfang Dezember begonnen. Vor dem Heimspiel gegen den HSV Hamburg zwang ihn Fieber ins Bett. Als es nicht besser wurde, begab sich der SG-Kreisläufer für fünf Tage ins Krankenhaus. Die erschütternde Diagnose: Infektion mit dem Coxsackie-Virus. In der darauf folgenden Woche schien es wieder aufwärts zu gehen, Heinl  spielte sogar ein paar Minuten im Landesderby gegen den THW Kiel. Doch am Tag danach ging gar nichts mehr. Unerträgliche Rückenschmerzen plagten ihn. Als Folge der Virus-Erkrankung hatte sich in der Wirbelsäule eine Knochenentzündung gebildet.
Als sich im neuen Jahr die Blutwerte langsam wieder normalisierten, begann Heinl langsam mit dem Aufbautraining. „Wir haben die Belastung Schritt für Schritt gesteigert, aber als Jacob begann, Sprungwürfe zu trainieren, kamen die Schmerzen zurück“, so Ahnsel. Deshalb gab es für ihn keine andere Wahl, als Heinl vorläufig totales Sportverbot zu erteilen. „Denn für mich steht seine Gesundheit an erster Stelle.“
Trainer und Mitspieler reagierten geschockt. „Das ist totale Sch...“, sagte Vranjes, dem in der Abwehrzentrum mit Tobias Karlsson und Anders Zachariassen nur noch zwei gelernte Mittelleute zur Verfügung stehen. „Jetzt muss ich mir überlegen, ob ich dort Drasko Nenadic oder Lars Kaufmann einbaue“, so der SG-Trainer.

Noch prekärer ist die Lage in der Offensive. Dort steht Zachariassen, der sich in den 34 Spielen bis Weihnachten mehrfach die Nase brach (Vranjes: „Er ist unser Boxer“), allein auf weiter Flur. Und aus dem Junior-Team kommt niemand infrage, der aushelfen könnte. „Wir werden uns noch einmal auf dem Spielermarkt umsehen müssen“, sagte Schmäschke. Viel Zeit bleibt der SG auf der Suche nach einem Heinl-Ersatz allerdings nicht. Am Sonntag um Mitternacht schließt sich das Transfer-Fenster.