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Besiktas MOGAZ HT Istanbul

Die Türkei war bislang eher eine Handball-Diaspora, doch nun kommt der Bosporus ins Spiel. Noch nie war die Nationalmannschaft des Landes für ein internationales Großturnier qualifiziert, und auch die Vereinsteams bewegten sich nur im Schatten der europäischen Spitze. Dass 1991 der TV Großwallstadt im Viertelfinale des früheren Landesmeister-Wettbewerbs mal gegen den türkischen Vertreter Biskülleri Eskisehir ausschied, findet sich nur tief in den Chroniken. In die Gruppenphase der VELUX EHF Champions League hatte es bislang noch nie ein türkischer Klub geschafft. Besiktas Istanbul mühte sich in der Vergangenheit redlich, bewegte sich seit 1993 in schöner Regelmäßigkeit auf der europäischen Bühne und mischte auch mehrmals in der Königsklassen-Qualifikation mit. Zumeist sieglos. Anfang September klappte es endlich. „Ich bin verdammt glücklich, denn das ist ein historischer Moment für den türkischen Handball“, strahlte Trainer Müfit Arin.

Ivan Nincevic (rechts) spielte schon mit Berlin in Flensburg.

Nicht unwichtig für den Aufschwung scheint es, dass zu dieser Saison mit „Mogaz", einem Unternehmen aus der Petrochemie, ein neuer Namenspatron gefunden wurde. Immerhin wechselte der ehemalige Bundesliga-Spieler Ivan Nincevic vor dieser Serie aus Minsk in die 14-Millionen-Einwohner-Metropole. „Hier wird ein kompetentes Team aufgebaut", sagte der kroatische Linksaußen nach dem entscheidenden 34:25 über Constanza, zu dem er selbst sechs Treffer beisteuerte. Vom Balkan stammt auch die Besetzung auf der Königsposition im Rückraum: die Serben David Rasic und Predrag Dacevic, der einst für Melsungen auflief. Anfang November ließ der türkische Meister mit einer weiteren namhaften Verstärkung aufhorchen: Der kroatische Rechtsaußen Vedran Zrnic verdiente schon beim VfL Gummersbach seine Brötchen und spielte in der letzten Serie für Wisla Plock.

Besiktas Mogaz HT dominiert in der jüngsten Vergangenheit den türkischen Handball. Seit der Gründung der Abteilung in 1976 sprangen zehn Meisterschaften heraus, davon die letzten sechs seit 2009 in ununterbrochener Serie. Auch jetzt führt der Titelverteidiger mit großem Vorsprung vor der Konkurrenz aus Bursa und Ankara und verlor bislang nur ein einziges Mal, und zwar völlig überraschend beim abstiegsbedrohten Klub Anafen Koleji. Bis auf 2013 glückte seitdem auch immer das nationale Double, sodass im „Süleyman Seba Sport Complex“, der 1500 Zuschauer fasst, viel gefeiert wurde. Diese Spielstätte erfüllt allerdings nicht die Anforderungen der VELUX EHF Champions League, sodass die Schwarz-Weißen für die Gruppenphase in die benachbarte Großstadt Izmit ausweicht.

Erwin Feuchtmann

Angesichts der Dominanz in der Heimat ist es nicht verwunderlich, dass einige Besiktas-Akteure auch das türkische National-Trikot überziehen. Zum Beispiel Linkshänder Ramazan Döne, der 2011 einmal gegen Lemgo 15 Tore erzielte und den Bundesligisten um das Weiterkommen im EHF-Cup bangen ließ. Auch Positionskollege Ömer Özan Arifoglu, der brandgefährliche Kreisläufer Tolga Özbahar und Rechtsaußen Ercan Asikoglu gehören der türkischen Auswahl an. Torwart-Routinier Ibrahim Demir fungiert als Kapitän. Ein Spieler von Besiktas besitzt sogar einen deutschen Pass: Erwin Feuchtmann, der aus Chile stammt.